Das FDNY Abseits der Touristenpfade - Teil 5

Donnerstag, 13. Juli 2017

Das FDNY Abseits der Touristenpfade - Teil 5 - E160-R5

Grasmere. Eine kleine Nachbarschaft an der Ostküste von Staten Island. Die Gegend steht in einem krassen Kontrast zu dem was man unter New York City versteht. Viele kleine weiße Holzhäuser mit Vorgarten. Kinder toben auf den Nebenstraßen und vereinzelt trifft man die klischeehaften Limo-Stände von Kindern an, die ihr Taschengeld aufbessern. Doch warum erhält diese Gegend ihren Teil in dieser Serie? Nun, natürlich gibt es hier auch eine Feuerwache des FDNY. Auf dem Papier steht nüchtern Engine 160 / Rescue 5. Doch vor Ort stellt sich die Lage als viel interessanter dar.

Staten Island ist eine Insel in der New Yorker Bucht. 1520 wurde die Insel das erste Mal urkundlich erwähnt und 1898 wurde sie einer von fünf Stadtbezirken von New York City. Die Insel hat eine Gesamtfläche von 265,5 km² und eine Gesamteinwohnerzahl von knapp 470.000. Aufgrund der Insellage ist sie nur über zwei Wege mit dem Rest von New York City verbunden. Einmal per Personenfähre von der Südspitze Manhattans und über die Verrazano-Narrows Bridge, die längste Hängebrücke der USA, auch mit dem Kraftfahrzeug. Das Ende der Brücke liegt im südlichen Brooklyn. Am Ausläufer der Interstate 278 die über die Brücke führt liegt die Nachbarschaft Grasmere mit knapp 7.600 Einwohnern.

 

Auf Grund der Insellage stellt Staten Island aus feuerwehrtechnischer Sicht eine Besonderheit dar. Zwar liegen auf der Insel im jährlichen Vergleich nur wenige Einsatzlagen vor, doch wenn es dort einmal zu einem Ereignis kommt, würde es zu Problemen bei der Anfahrt der Sonderfahrzeugen kommen, da die meisten erst einmal komplett Brooklyn durchqueren müssten um über die Verrazano-Narrows Bridge auf die Insel zu gelangen. Dies führte dazu, dass man in Grasmere die Feuerwache aufwertete und eine Aussenstation des Special Operations Command eröffnete. Man bündelte in Grasmere diverse Sonderfahrzeuge, die nun einen zeitnahen Einsatz in Staten Island sicherstellen sollen. Durch die Lage der Wache an der Brücke, konnten die Fahrzeuge so nun auch die Eintreffzeiten in vielen südlichen Teilen Brooklyns reduzieren.

 

Die Feuerwache von Engine 160 und Rescue 5 liegt in der 1850 Clove Road. Zumindest steht dort das Gebäude der Wache. Aufgrund der vielfachen Aufgabensteigerung der Wache, musste sie sich auf mehrere Freiflächen in der Umgebung ausweiten. Die Feuerwache ist ein dreistöckiger Bau mit zwei Fahrzeugausfahrten.

 



In der Fahrzeughalle findet auf einem Stellplatz das Einsatzfahrzeug Rescue 5 Platz.

 

Auf dem zweiten Stellplatz stehen hintereinander Engine 160 und Division 8. Zwischen den Stellplätzen befindet sich die Hausalarmzentrale und diverse Spinde.

 

Hinter den Stellplätzen schließt sich eine Sitzecke in der Halle an.

 

Ebenfalls im Erdgeschoss befinden sich die Küche und der Aufenthaltsraum. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich die Schlafräume und Büros. Zudem verfügt die Wache über einen Kraftraum.

 

Vor der Feuerwache befindet sich zwischen zwei Straßen eine Aussenstellfläche. Hier steht zwischen diversen Einsatzfahrzeugen der Übungsturm für Abseilübungen und ein paar Abrollbehälter als Gerätelager. Während die Fahrzeuge während des letzten Besuchs noch unter der freien Sonne parkten, wurde mittlerweile ein Großraumzelt aufgebaut. Über die Jahre wurde zudem eine Stromversorgung für die Einsatzfahrzeuge montiert. Überquert man nun eine weitere Straße gelangt man in einen durch die Firefighter angelegten Park mit Gedenkstein an 9/11. Der Park liegt wegen der Platznot direkt zwischen einer Interstate Abfahrt.


Kommen wir nun zum Fuhrpark der Wache:

 

1. Engine 160:

Als „Basisfahrzeug“ verfügt die Wache über ein Tanklöschfahrzeug, das Engine 160. Das Fahrzeug stammt aus dem Jahre 2008 und trägt die Interne Kennung SP08026. Es wurde von Seagrave auf einem Marauder II Fahrgestell gebaut. Es stammt aus derselben Serie wie bereits die aus dem Teil 2 bekannte Engine 273 und wird daher nicht näher vorgestellt.

 

Das Motto der Einheit lautet: „We cover the Hill - The Hillbillies“ „Like The Wind“

 



Die Besatzung von Engine 160 kann bei Bedarf zudem auf ein sogenanntes Decon Shower Apparatus (Dekon-Duschen Fahrzeug = Dekon-P) zurückgreifen. Das 2006 durch Ferrara auf einem Mack MR 688P aufgebaute Fahrzeug verfügt über mehrere Bereiche im Aufbau:

  • Auskleidebereich mit Abwurfboxen für kontaminierte Kleidung. 
  • Duschbereich mit einer 3-fachen Dusche (Grobreinigen, Duschen, Abspülen)
  • Ankleidebereich mit Ersatzkleidung

Der Aufbau umfasst für die Geschlechtertrennung zwei separate "Linien". Der Aufbau ist klimatisiert und kann mittels einer Standheizung beheizt werden. Ebenfalls kann das Wasser vorgewärmt werden. Zur Stromversorgung verfügt das Fahrzeug über einen 20 kW Onan-Generator. Das Frischwasser wird über die betreuende Engine Company eingespeist, das kontaminierte Wasser wird aufgefangen. Reinigungsmittel wird in einem integrierten Tank mitgeführt.

 

 

2. Division Chief 8:

In der Fahrzeughalle parkt hinter Engine 160 das Führungsfahrzeug des Division Chiefs 8. Der Division Chief entspricht ungefähr einem deutschen B-Dienst. Ihm unterstehen mehrere Battalione. Eingesetzt wird er ab jedem bestätigten Feuer in einem Gebäude. Division Chief 8 betreut den Bereich Staten Island und Brooklyn Südwest.

 

Als Einsatzfahrzeug steht ihm ein GMC Sierra 2500 HD mit ARE Hardtop und Odyssey Ausbau aus dem Jahre 2009 zur Verfügung. Auf der mit einem Hardtop versehen Ladefläche ist ein Auszug mit Gerätschaften montiert. So werden neben zwei Atemschutzgeräten, der persönlichen Schutzkleidung für Fahrer und Division Chief auch eine Wärmebildkamera, Messgeräte, Brechwerkzeuge, ein Feuerlöscher und ein Einsatzleittisch mitgeführt. In der Doppelkabine können noch zwei weitere Sitzplätze z.B. durch Praktikanten besetzt werden.

 

Zusätzlich sind dem Division Chief ein PKW und ein MTW zugeordnet. Sie unterstehen seiner freien Verfügung und dienen für Dienst- und Besorgungsfahrten. Der PKW ist aktuell ein Ford Excursion aus dem Jahre 2003 der zuvor ebenfalls als Führungsdienst im Einsatzdienst stand. Dieser Ford wird Schwerpunktmäßig zum Verteilen der Dienstpost genutzt und trägt den internen Namen „Post Unit“.

Als MTW steht ein Freightliner Sprinter 2500 mit Hochdach aus dem Jahre 2013 zur Verfügung.

 

 

3. Rescue 5



Das größte Fahrzeug in der Halle ist unumstritten Rescue 5. Das aktuelle Fahrzeug wurde 2011 von Ferrara gebaut. Es verfügt über einen begehbaren Aufbau, in dem außer dem Maschinisten und dem Fahrzeugführer alle Besatzungsmitglieder Platz finden. Die Einheit ist spezialisiert auf alle Arten der Menschenrettung. Die insgesamt sechs Einsatzkräfte sind ausgebildet in der Technischen Hilfeleistung, Rettungstauchen, Rettung aus Höhen und Tiefen, Retten aus einsturzgefährdeten oder bereits eingestürzten Gebäuden und dem Umgang mit Gefahrgut. Sie werden zu jedem bestätigten Feuer gerufen um eventuell eingeschlossene Menschen zu befreien oder die Sicherungsleiter „FASTTruck“ zu unterstützen. Eine ausführliche Beladeliste der Fahrzeuge ist den Datensätzen beigefügt.

 

Neben dem Standard-Fahrzeug „Rescue 5“ besetzen die Einsatzkräfte im Springerverfahren auch noch zwei Sonderfahrzeuge, die je nach Einsatzstichwort die Rescue Unit Materiell ergänzen.

Für die Rettung aus Einsturzgefährdeten Bereichen wird die Collapse Rescue 5 besetzt. Das 2009 beschaffte Fahrzeug verfügt über ein Spartan ER Fahrgestell und einen Ferrara Aufbau. Das Fahrzeug mit dem 406 PS Motor und Automatikgetriebe transportiert unterschiedliche Ausrüstung zum Stabilisieren oder Festigen von einsturzgefährdeten Bereichen aller Art. Hierbei kann von einer Verschüttung bis zum Gebäudeeinsturz jedes Szenario in Betracht kommen. Den Schwerpunkt der Beladung bildet daher eine große Menge Rüstholz in unterschiedlichsten Ausführungen. Über eine mobile Werkbank können mit dem Holz auch komplexe Abstützvorrichtungen an der Einsatzstelle gebaut werden. Die weitere Beladung umfasst diverse hydraulische Geräte und Geräte zum Aufbrechen oder Aufsägen von Trümmerteilen. Mit unterschiedlichsten Suchgeräten wie Endoskopkameras, Schallmessgeräten und akustischen Geräten können Personen geordnet werden. Zur Versorgung verfügt das Fahrzeug auch über einen eingebauten Stromerzeuger und einen Druckluftkompressor.

Das zweite Springerfahrzeug ist ein Gerätewagen Gefahrgut, die HazMat Technican Unit Rescue 5. Dieser Kastenwagen wurde 2002 von Union City Body Co auf einem GMC Workhose ausgebaut. Das Fahrzeug wirkt wie ein Paketlieferwagen. Auf der Ladefläche werden Materialien für kleinere Gefahrguteinsätze mitgeführt. So werden Chemikalienschutzanzüge, Messgeräte, diverse Dicht- und Auffangmittel sowie Material für einen Dekontaminationsplatz mitgeführt. Im Einsatzfall wird das Fahrzeug zeitnah durch die Gefahrguteinheit HazMat1 aus Queens unterstütz bzw. ausgelöst.

 

 

4. TSU 2

Durch die große Entfernung zum Special Operations Command auf Roosevelt Island (Manhattan), ist auf der Wache die Tactical Support Unit 2 stationiert. Dieses Fahrzeug ist mit einer Einsatzkraft besetzt und führt eher selten benötigtes Großmaterial zu einer Einsatzstelle nach. Die TSU wurde 2016 von Seagrave auf einen International 7500 4x4 Fahrgestell Aufgebaut. Neben einer Seilwinde an der Front, dient ein Ladekran am Heck zum Bewegen von Lasten. Auf dem Dach dominiert ein großes Boot mit Außenbordmotor. Ein im Fahrzeug verlastet Stromerzeuger liefert Energie für elektrische Verbrauchen in der Beladung. Des Weiteren versorgt er auch den hydraulischen Generator und den Lichtmast des Fahrzeuges. Die weitere Beladung umfasst u.a. Kettensägen in allen Varianten, Trennschleifer, diverse pneumatische und hydraulische Werkzeuge, mehrere tragbare Beleuchtungssätze zum weitläufigen Ausleuchten von Einsatzstellen sowie Nachtsichtgeräte für Einsatzkräfte zum Arbeiten dunklen Einsatzbereichen.

 

Zahlen zum Staunen:



Nach der Fahrzeugkurzvorstellung noch ein paar Zahlen zum Staunen. Wie Eingangs beschrieben handelt es sich bei Staten Island um einen eher ruhigen Borough New York Cities. Werfen wir daher noch kurz einen Blick auf die Einsatzzahlen aus 2014. Engine 160 erhielt in dem Jahr insgesamt 2.005 Alarmierungen. Rescue 5 wurde zu 1.991 Einsätzen gerufen. Hierbei wurde auch die Collapse Rescue bei 19 Einsätzen mitbesetzt. Die TSU 2 hatte mit 891 Alarmierungen es eher ruhig. Divison 8 musste neben unzähligen Verwaltungsterminen 345-mal einsatzmäßig ausrücken.

 

Text und Fotos: Daniel Wachtmann; BOS-Fahrzeuge.info

 

 


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