Die einheitliche KTW-Beschaffung wurde in Bayern im Jahr 2004 eingeleitet, damals dienten Mercedes-Benz Sprinter 313 CDI mit kurzem Radstand und Ausbauten von Wietmarscher (WAS) und System Strobel als Basisfahrzeug, sowohl für die Straßen-, als auch für die Allradvariante. Als Sondersignalanlage dienten damals eine FG Hänsch RKS 2000, sowie eine Hella KL 7000 F als Heckkennleuchte. Eine Innovation stellte damals die erstmalig bei einem bayerischen KTW verwendete Rampe für den Tragesessel dar, welche einen deutlich schonenderen Be- und Entladevorgang, sowohl für den Patienten, als auch die Besatzung gewährt.
Ab 2006 wurde dann auf Mercedes-Benz Sprinter 315 CDI NVC 3 (WAS) und Volkswagen Crafter 35 TDI (BINZ), beide ebenfalls mit kurzem Radstand und serienmäßigen Hecktüren, gesetzt. Bei dieser Generation wurden zu gleichen Teilen MB Sprinter und VW Crafter beschafft. Bezüglich Ausbaukonzept und Sondersignalanlage hat man sich an der Vorgängergeneration orientiert.
Seit der dritten Generation, welche 2009 eingeführt wurde, setzt man in Bayern bei den KTW auf die Kombination Ford / Ambulanzmobile Schönebeck (AMS). Bei der Straßenversion hat man sich damals für den Ford Transit FT 350 M entschieden, welcher gegenüber den Vorgängermodellen (Sprinter und Crafter mit kurzem Radstand) einen großzügigeren Innenraum bieten konnte. Erstmals wurde hier auch ein manuelles Schaltgetriebe verwendet. Bei dieser 2009er Serie gab es noch eine Ausnahme bei den Allradfahrzeugen, denn diese wurden damals noch auf einem VW T5 Fahrgestell beschafft. Ab dieser Generation wurde auch auf eine verbesserte Sondersignalanlage, bestehend aus drei FG Hänsch Comet Blitzleuchten, sowie einer Hänsch DKL 610 Tonfolgeanlage, gesetzt.
Ab der Generation 2010 herrschte dann wieder eine Typenreinheit, denn sowohl Straßen-, als auch Allradfahrgestell war der Ford Transit 350 M bzw. 350 M 4x4. Eine Neuerung, die den Alltag erleichtern sollte, stellt bei dieser Serie das nun automatisch ausfahrende Trittbrett unterhalb der seitlichen Schiebetüre dar.
Mit der darauffolgenden Generation (2013) hat man ein etwas „kleineres“ Fahrgestell, nämlich den Transit 300 M, für die 4x2 Version gewählt. Äußerlich sind diese Fahrzeuge besonders durch das festabstehende Aluminiumtrittbrett unterhalb der seitlichen Schiebetüre zum Patientenraum und die etwas kleinere Bereifung aufgefallen.
Im Jahr 2013 wurden auch die ersten Prototypen der kommenden Generation 2014 eingeführt. Dabei handelte es sich um ein komplett neues Konzept, da man hier auf den Ford Transit Custom FT 330, ebenfalls mit Ausbau durch AMS, gesetzt hat. Neu war hier vor allem, dass man sich für eine Variante mit Hochdach und Heckklappe entschieden hat, nämlich die Ausbaulinie Novaris von AMS. Zwar sind diese Fahrzeuge etwas schmaler, dank dem Hochdach ist der Patientenraum dennoch sehr geräumig, so dass man hier nahezu von einer Stehhöhe sprechen könnte. Ebenfalls neu war hier die in das Aufbaudach integrierte Sondersignalanlage in LED Technik. Akkustisch wurde weiterhin an der FG Hänsch 610 mit Stadt- und Landsignal festgehalten. Die Betätigung erfolgt hier nun günstig gelegen über ein Bedienfeld am Armaturenbrett, zwischen Lenkrad und Schalthebel.
Innerhalb dieser Generation wurden die Fahrzeuge bis Ende 2016 stetig weiterentwickelt und modifiziert. So wurden diese ab Sommer 2015 etwas näher an das Design der Bayerischen Notfallrettungsmittel herangeführt, indem sie mit einem gelben retroreflektierenden Reflexstreifen unterhalb der leuchtroten Bauchbinde ergänzt wurden. Außerdem hat man auf das Staufach für den Notfallkoffer/ -Rucksack unterhalb des Betreuersitzes verzichtet und dieses in die linke Seitenwand im Patientenraum verlagert. Dadurch lässt sich ein großzügigerer Einstiegsbereich an der seitlichen Schiebetüre erreichen, sofern dieser Betreuersitz eingeklappt wird. Da sich die starre, relativ weit herausstehende Trittstufe in der Praxis als nachteilig erwiesen hat, wurde wieder zu einem automatisch ausfahrenden Modell gewechselt.
Da es den Transit Custom allerdings nicht als Allradversion, sondern nur mit Frontantrieb gibt, war man ab 2015 gezwungen, hier noch ein weiteres geeignetes Fahrgestell mit aufzunehmen. Die Entscheidung ist dabei auf den Ford Transit FT 350 4WD gefallen, welcher vom Innenraum her zwar nahezu analog zu den anderen Fahrzeuge der 2014er Generation gestaltet wurde, jedoch aber nur über das serienmäßige mittlere Dach und die serienmäßigen Hecktüren verfügt. Daher wurde hier auch auf eine integrierte Sondersignalanlage verzichtet. Stattdessen hat man sich wieder für drei FG Hänsch Comet Kennleuchten, dieses Mal allerdings in LED-Technik, sowie eine FG Hänsch 614 Tonfolgeanlage entschieden. Im Zuge einer Modellpflege konnte diese Generation Ende 2016 auch schon etwas an die kommende Generation 2017 angepasst werden, indem man erstmals bei einem Einsatzfahrzeug die neuentwickelten FG Hänsch Comet-S Kennleuchten verbaut hat.
Um nun wieder eine Typenreinheit bei der aktuellen KTW-Generation zu erzielen, hat man sich bei den Bayern KTW 2017 für ein einheitliches Fahrgestell, nämlich den Ford Transit V363 entschieden. Optisch und Ausbautechnisch unterscheiden sich nun die Straßen- und die Allradvariante nicht mehr. Beide Fahrgestelle (Straße: FT 330 L2H2 und Allrad: FT 350 L2H2 4WD) verfügen über einen Euro6-Dieselmotor. Ebenfalls neu ist das mittlerweile wieder verwendete Wandler-Automatikgetriebe, welches nun für die Straßenversion des Ford Transit lieferbar ist. Der hier gezeigte Prototyp, sowie die 4x4 Version verfügen allerdings weiterhin über ein manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe, da dies bei der Allradvariante, bedingt durch die Anordnung des Antriebsstranges, nicht umsetzbar ist.
Bei der Gestaltung des Patientenraumes hat man sich zwar in der Grundstruktur an der bisherigen Raumaufteilung orientiert, allerdings stehen hier, wie auch bei der RTW-Generation 2017, die Sicherheit von Patient und Personal, sowie die Benutzerfreundlichkeit im Vordergrund. Denn auch im Krankentransport sollen die Einsatzkräfte während der Fahrt nach Möglichkeit durchgehend angeschnallt bleiben. So wurde das Zentralbedienfeld für alle Aufbaufunktionen an der rechten Seitenwand positioniert, so dass dieses sowohl vom Patiententragesessel, als auch vom Betreuersitz gut erreichbar ist. Außerdem wird nun auch im KTW eine Wechselsprechanlage für die Kommunikation zwischen Fahrerhaus und Patientenraum vorgehalten. Für das NIDA-Pad steht jetzt gegenüber der bisherigen starren Halterung auch ein flexibler Schwenkarm zur Verfügung. Ergänzend hierzu wird der Thermodrucker künftig ebenfalls in einem eigenen Fach im Patientenraum platziert, da die bisherige Positionierung im Handschuhfach nur bedingt befriedigend erschien. Auffällig ist hier auch, dass die Kunststoffelemente bei dieser Serie erstmals in grün und nicht mehr in blau ausgeführt werden, da man so eine noch beruhigendere Atmosphäre für den Patienten schaffen möchte.
Um beispielsweise auch heimbeatmete Patienten besser transportieren zu können, stehen weitere Fixiermöglichkeiten für externe Medizintechnik, sowie ein Wechselrichter (230 V / 700 W Sinus) zur Verfügung. Eine weitere Neuerung, welche dem Rettungspersonal ein noch rückenschonenderes Arbeiten ermöglichen soll, stellt der Stollenwerk-Tragesessel 6001/6100 dar, welcher auch über ein Raupenmodul verfügt. Komplettiert wird dieses Tragesesselsystem durch eine nun elektrisch betätigte Fixierschiene.
Erstmals erscheinen die KTW mit der Generation 2017 vollständig im Design der bayerischen Rettungsmittel, welches auf dem Hochsichtbarkeitskonzept Typ Bayern basiert. Sämtliche Rettungsmittel des Rettungsdienstes Bayern werden künftig in einem leuchtrot/ leuchtgelben Design erscheinen. Bei den RTW wird dieses in einem wechselseitigen Battenburg-Karo-Muster umgesetzt, während bei NEF und KTW auf eine Anordnung von abwechselnd leuchtroten und leuchtgelben Farbsegmenten gesetzt wird, da hier ein Battenburg-Karo zu breit ausfallen würde. Front und Heckpartie werden bewusst bei diesem Farbkonzept großflächig in leuchtrot gehalten, um hier keine Verwirrung bei anderen Verkehrsteilnehmern hervorzurufen, welche das Fahrzeug beispielsweise über ihren Rückspiegel wahrnehmen. Heckseitig wird diese nun vollflächige leuchtrote Folierung auch durch eine rot-gelbe retroreflektierende Warnmarkierung komplettiert.
Eine weitere Neuerung im Segment der bayerischen KTW stellt die LED-Umfeldbeleuchtung dar, welche sowohl seitlich als auch am Heck vorhanden ist. Die Sondersignalanlage wird hier nun erstmals durch Frontkennleuchten (FG Hänsch Sputnik SL) komplettiert, während die akustische Warnanlage nun der Baureihe FG Hänsch 624 (Stadt-,Land- und elektronischem Kompressorsignal) entspricht. Ein erster Prototyp wird in den nächsten Wochen übergeben und im Realbetrieb weiteren Tests unterzogen, bevor dann die Serienfahrzeuge voraussichtlich ab Ende April ausgeliefert werden können.
Wir gedenken, auch die anderen Bayerischen Rettungsmittel 2017 nach und nach in unserem Redaktionssystem vorzustellen. Der Prototyp des Bayern KTW 2017 wird selbstverständlich in naher Zukunft und reichhaltig bebildert bei uns in der Galerie zu sehen sein.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei der BRK Landesgeschäftsstelle und hier insbesondere bei dem Sachgebiet PEQ für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, sowie die Bereitstellung der Informationen und des Bildmaterials bedanken.
Text: Maximilian Kunkel - BOS-Fahrzeuge.info
Fotos: Die Urheberrechte liegen bei den jeweils angegebenen Urhebern. Soweit bei einem Foto nichts angegeben ist (KTW 2015 4x4 und KTW 2017), stammen diese Fotos mit sämtlichen Rechten vom BRK SG PEQ.