Gerade in der Peripherie ist es eine Herausforderung für den bodengebundenen Rettungsdienst, den gesetzlichen Hilfsfristen gerecht zu werden, denn gerade bei längeren Anfahrtswegen kann es durchaus ein Problem werden, die vorgeschriebenen 12 Minuten bis zum Eintreffen an der Einsatzstelle einzuhalten. Gerade hier sind First-Responder von unvorstellbarer strategischer Bedeutung.
Nun gehört die Meerettichstadt Baiersdorf mit ihren fast 7500 Einwohnern nicht zur entlegensten Peripherie, da sie auf etwa halbem Weg zwischen den Städten Erlangen und Forchheim liegt und die Fahrtzeit dorthin, unter normalen Bedingungen, und je nach Verkehrsabhängigkeit, jeweils zehn bis 20 Minuten beträgt, dennoch gestaltete es sich für den Rettungsdienst immer wieder als eine anspruchsvolle Aufgabe, die Hilfsfrist bei den Alarmierungen nach Baiersdorf und in die umliegenden Gemeinden einzuhalten. Um dem effektiv entgegenzuwirken, kam es gegen Ende des Jahres 2002 durch die Freiwillige Feuerwehr Baiersdorf zur Gründung des First-Responder Baiersdorf, welcher für das Stadtgebiet mit seinen fünf Ortsteilen Baiersdorf, Baiersdorfer Mühle, Hagenau, Igelsdorf und Wellerstadt zuständig ist und damals der erste im Landkreis Erlangen-Höchstadt war. Bei Bedarf können jedoch auch Einsätze in benachbarten Gemeinden übernommen werden.
Damals konnten zwei baugleiche Opel Astra Caravan mit einer 2.0l Diesel Maschine und einem Ausbau durch die damals noch vor Ort ansässige Firma Compoint-Fahrzeugbau in Dienst gestellt werden, deren medizinische Beladung unter anderem Notfallrucksack, Kindernotfalltasche, AED Lifepack 500, elektrische Absaugpumpe und einen Satz Stifneck umfasste. Ergänzend dazu wurden Handfeuerlöscher, Löschdecke, Türöffnungswerkzeug, Brecheisen, und Material zur Verkehrsabsicherung mitgeführt.
Bereits im ersten Jahr konnte der First-Responder Baiersdorf mit einer beeindruckenden Statistik aufwarten. So wurde dieser durch die damalige BRK-Rettungsleitstelle Nürnberg zu 255 Einsätzen alarmiert und war nahezu immer deutlich vor dem Regelrettungsdienst an der Einsatzstelle. Auch in den beiden darauffolgenden Jahren war der FR Baiersdorf nicht mehr wegzudenken, so dass es der zuständige Rettungszweckverband aufgrund der enormen Einsatzzahlen für unumgänglich hielt, im Jahr 2005 einen Rettungswagenstellplatz in Baiersdorf einzurichten. Hierzu wurde einer von den drei 24-Std. RTW der BRK-Hauptwache in Erlangen, nach Baiersdorf verlegt, dies hat sich bis heute bewährt.

In der Natur der Sache liegt, dass seit der Stationierung eines Rettungswagens in Baiersdorf nur noch dann eine Indikation für einen First-Responder-Einsatz vorliegt, sofern der RTW anderweitig gebunden ist und es zu einem Duplizitätsfall kommt, mehrere beteiligte Personen gemeldet sind, oder der First-Responder sich in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle befindet. Dennoch werden etwa 100 bis 200 Einsätze pro Jahr bewerkstelligt.
Bereits im Jahr 2007 wurde für einen der beiden Opel Astra eine Ersatzbeschaffung notwendig. Dieses Mal fiel die Wahl auf ein Ford Focus Turnier Fahrgestell mit einem 1,6l Benzinmotor und erneut mit einem Ausbau durch die Firma Compoint-Fahrzeugbau.
Die Kombination Ford-Fahrgestell mit Compoint-Ausbau hat sich über die Jahre hinweg so bewährt, dass man sich auch im Jahr 2014 erneut dafür entschieden hat. So wurde der bis dahin verbliebene Opel Astra durch einen Ford Kuga 2.0 TDCI 4x4 Fahrgestell mit einem 103 kW (140PS) Dieselmotor und 6-Gang-Schaltgetriebe ersetzt. Das Fahrzeug kommt mit einer Vielzahl von Besonderheiten daher. Neben dem auffälligen Design wird die optische Erkennbarkeit bei Sondersignalfahrten durch sehr umfangreiche LED-Komponenten gewährleistet. So bildet ein Rauwers Legend LED-Dachbalken mit integrierter Heckabsicherung das Herzstück, welches sowohl um Front- und Heckblitzer, als auch ein Dashboardlight hinter der Windschutzscheibe und Intersectionlights in den vorderen Kotflügeln komplettiert wird. Bei der akustischen Warnanlage kann der Fahrzeugführer zwischen einer Stadt- / Landschaltung, sowie einem elektrisch generierten Kompressorhorn wählen.

Da die Feuerwehren im Landkreis Erlangen-Höchstadt bereits nahezu komplett am erweiterten Probebetrieb für den Digitalfunk teilnehmen, ist das Fahrzeug sowohl mit dem bewährten 4m-Analogfunk, als auch mit dem künftigen Tetra-Digitalfunk ausgestattet. Hierfür stehen im Cockpit zwei für den Fahrer günstig platzierte Funkhörer, sowie im Heck zwei tragbare Funkgeräte zur Verfügung.
Außerdem ist das Fahrzeug mit einem Tomtom 4LIVE Satellitennavigationssystem ausgestattet, welches vorrangig für Einsätze in den umliegenden Gemeinden eine große Erleichterung bei der Suche der Einsatzstelle darstellt.

Die medizinische Beladung setzt sich auch hier wieder aus einem Notfallrucksack mit medizinischem Sauerstoff, Kindernotfalltasche, AED Lifepak 500, dessen Elektroden mit den EKG-Geräten des Bayerischen Rettungsdienstes (LP12 und LP15) kompatibel sind, elektrische Absaugpumpe Weinmann Accuvac-Rescue und einem Satz Stifneck zusammen. Komplettiert wird die Beladung durch einen 6kg ABC-Handfeuerlöscher, Löschdecke, Brecheisen, drei faltbare Pylonen zur Verkehrsabsicherung, Feuerwehrhelm und zwei Adalit-Knickkopflampen.
Seit Initialisierung des First-Responder-Programms in Baiersdorf wurden insgesamt über 2343 Einsätze geleistet. Diese gliedern sich aktuell wie folgt auf:
- Internistischer Notfall: 1135
- Chirurgischer Notfall: 389
- Verkehrsunfall: 204
- Neurologischer Notfall: 130
- Sonstiges: 123
- Internistischer Kindernotfall: 76
- Notarztzubringer: 75
- Brandeinsatz: 75
- Chirurgischer Kindernotfall: 61
- Absicherung Feuerwehreinsatz: 26
- PKW-Brand: 18
- Trageunterstützung: 11
- Fehlalarmierung: 10
- Bahnunfall: 9
- Flugzeugnotlandung: 1

In den kommenden Tagen, wird das Fahrzeug als Datensatz in unserer Galerie hinterlegt sein.
Text: Maximilian Kunkel / Patrik Kalinowski





