Die Modelllandschaft der Rettungswagen wurde seit jeher von Fahrgestellen der Hersteller Mercedes-Benz und Volkswagen dominiert und meist nur durch wenige Ausnahmen anderer Fabrikate aufgemischt. Umso interessanter erscheint dieser Prototyp der Fa. Rettungstechnik Klein aus Bogen, welcher auf einem Ford-Transit 2.2 TDCi Fahrgestell mit einem Aufbau der Firma Fahrtec aus Neubrandenburg versehen wurde. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen der ersten Koffer-RTW auf dem neuen Ford-Transit Fahrgestell, bei dessen Realisierung auch der Fahrzeughersteller Ford, vertreten durch die Fa. Auto Fiegl, mitwirkte.

Als Fahrgestell dient ein Ford Transit 2.2l TDCi 470 L3 mit langem Radstand, Sechsgangschaltgetriebe – ein Automatikgetriebe ist derzeit noch nicht lieferbar - und Heckantrieb, der mit einer Leistung von 114kW (155PS) und einem Hubraum von 2.198 cm³ ein zulässiges Gesamtgewicht von 4.700 kg auf die Straße bringt. Die maximale Zuladung beträgt dabei 2.700 kg, wodurch die umfangreiche Ausstattung problemlos verstaut werden kann und außerdem noch eine großzügige Gewichtsreserve vorhanden ist. Zahlreiche serienmäßige Sicherheits- und Fahrassistenzsysteme, wie die Start-Stopp-Automatik, Fahrspurassistent, und Front-, Seiten- und Kopf-Schulter-Airbags komplettieren die aktiven und passiven Sicherheitseinrichtungen.

Neben der ungewöhnlichen Kombination aus Fahrgestell und Aufbau - hierbei dürfte es sich auch um den ersten Fahrtec-Koffer auf einem Ford-Fahrgestell handeln - weist das Fahrzeug jede Menge weitere Besonderheiten auf. So ist der Aufbau als Mehrzweckfahrzeug konzipiert, was sich dadurch auszeichnet, dass anstelle des sonst bei den meisten RTW üblichen, mittig und entgegen der Fahrtrichtung platzierten Notsitzes, eine Aufnahmeeinrichtung samt zugehörigem Tragestuhl der österreichischen Firma Dlouhy befindet. Auch wenn die Schiebetüre bei dieser Koffervariante von Fahrtec deutlich schmaler ausfällt, als bei Fabrikaten anderer Hersteller, bietet diese dennoch ausreichend Platz für ein komfortables Begehen und Verlassen des Fahrzeuges samt dem Tragesessel.

Dank der elektrohydraulischen Roll-Inn-Trage vom Typ Kartsana powerBRAVA, welche mit bis zu 300 kg Patientengewicht belastbar ist, und dem zugehörigem Tragentisch, der auf dem vollautomatischen Kartsana Easy-Loading-System basiert, wird nicht nur ein Maximum an Ergonomie und Bedienerfreundlichkeit erreicht, sondern auch dem stetig wachsendem Anteil adipöser Patienten in der heutigen Gesellschaft Rechenschaft getragen. Ein weiterer, deutlicher Vorteil der Kartsana powerBRAVA, gegenüber vergleichbaren Modellen anderer Anbieter, besteht darin, dass sich diese im eingeschobenen Zustand im Fahrzeug, beispielsweise auch während der Fahrt, per Knopfdruck auf eine individuell auswählbare, angenehme und ergonomische Arbeitshöhe ausfahren lässt.

Die Medizinische Beladung entspricht der DIN EN 1789 Typ C für Rettungswagen (Mobile Intensive Care Unit) und umfasst unter anderem ein Beatmungsgerät vom Typ Weinmann Medumat Standard 2 mit CPAP-Funktion, ein EKG/Defibrillator vom Typ Physiocontrol Lifepak 15 in Vollaustattung und einen Prototyp der elektrischen Absaugpumpe Weinmann AccuvacPro, welche allesamt übersichtlich und gut erreichbar, ähnlich wie auch bei den Bayern-RTW, an einer Seitenwand übereinander platziert worden sind.

Für gute Wahrnehmbarkeit im Straßenverkehr und bei Alarmfahrten sorgt neben einer auffälligen Beklebung auch die optische Sondersignalanlage der Fa. Hänsch, welche vollständig in LED-Technologie ausgeführt wurde. Abgesehen von den Frontblitzern vom Typ Hänsch Sputnik SL wurden die Front-, Seiten- und Heckmodule in bewährter Art und Weise in den Fahrtec-Koffer integriert. Diese wird an der Einsatzstelle durch eine Heckwarneinrichtung, bestehend aus zwei orangefarbenen LED-Blitzleuchten vom Typ Hänsch Sputnik SL, sowie eine Umfeldbeleuchtung des Typs Scenelite LED mit einer Leuchtleistung von 1.700 Lumen pro Strahler komplettiert. Die akustische Warnanlage umfasst sowohl eine FG Hänsch Typ 620 Sondersignalanlage mit Stadt/Landschaltung und elektronischem Kompressorsignal, sowie eine Max Martin 2298 GM Pressluftfanfarenanlage.

Nach unserem bisherigen Eindruck handelt es sich hierbei um ein durchaus interessantes und innovatives Einsatzfahrzeug, bei dem ein besonderes Augenmerk auf ein ergonomisches Arbeiten und die Sicherheit der Besatzung gelegt wurde. Dies zeichnet sich nicht nur durch die umfassenden Assistenz- und Sicherheitssysteme des Fahrgestells, sondern auch durch die umfassende optische und akustische Warnanlage, durch den massiven Kofferaufbau und die zahlreichen auf eine maximale Ergonomie ausgelegten Arbeitsutensilien aus. Die Gesamthöhe des Fahrgestells liegt beim Ford Transit mit 2.202 mm deutlich niedriger, als beispielsweise bei einem Mercedes-Benz Sprinter oder einem Volkswagen Crafter mit bis zu 2.410 mm, wodurch sich auch eine niedrigere Einstiegshöhe ergibt, die besonders älteren Menschen das Ein- und Aussteigen erleichtert. Jedoch stellt die daraus resultierende, niedrigere Sitzposition auch einen deutlichen Nachteil bei Alarmfahrten dar, da eine höhere Sitzposition auch eine gesteigerte Übersicht im Straßenverkehr bedeutet.

Sofern jedoch ein Anwender auf die deutlich höhere Sitzposition, die stärkeren Motorvarianten mit beispielsweise bis zu 190 PS, das optionale 7-Gang-Automatikgetriebe, oder den für die Transporter-Klasse äußerst leistungsstarken Allradantrieb, verzichten kann, stellt der Ford-Transit durchaus eine brauchbare Alternative für einen künftigen Koffer-RTW dar.





