Kompakter Blickfang auf vier Rädern

Freitag, 27. März 2015

Kompakter Blickfang auf vier Rädern

Wenn auf engem Raum die Zeit davon rennt, muss man gegebenenfalls auf unkonventionelle Einsatzmittel zurückgreifen. Mit dem Renault Twizy möchten wir hier ein Einsatzfahrzeug vorstellen, welches in Zukunft wohlmöglich öfter auf Großveranstaltungen anzutreffen sein könnte.

Schnelle Eintreffzeiten der ersten Einsatzkräfte stellen eine entscheidende Rolle dar, wenn es darum geht, Entstehungsbrände einzudämmen, bevor daraus ein Großereignis mit enormem Bedrohungspotential entstehen kann, oder wenn es gilt, eine akute vitale Bedrohung von einem Patienten abzuwenden. Der hierfür maßgeblich limitierende Faktor, die Kombination aus davonlaufender Zeit und oftmals nur sehr schleppenden Vorankommen, stellt hierbei jedoch eine Problematik dar, welcher sich sowohl Einsatzkräfte mit sperrigen Großfahrzeugen und Fußtrupps bei sämtlichen Großveranstaltungen, aber auch bei einer eingeschränkten Infrastruktur, wie sie beispielsweise in Autobahntunneln oder in Industrieanlagen vorkommt, oder einfach nur im dichten Großstadtverkehr, stellen müssen.

Um dem entgegenzutreten, hat man sich bereits in der Vergangenheit Konzepte mit wendigen und schnellen Vorausfahrzeugen einfallen lassen. Besonders zu erwähnen seien hier die BMW C1 Roller, welche die Berufsfeuerwehr der Hansestadt Hamburg seit 2002 für Einsatzlagen im Elbtunnel verwendet, oder die Branddirektion Frankfurt am Main, welche wenig später testweise eine Motorradstaffel einsetzte, um besonders zu den Verkehrsspitzenzeiten ein zügiges Vorankommen im innerstädtischen Berufsverkehr zu erzielen. Ebenso gab es hierzu Studien auf Basis des Kompakt-PKW Smart.

Mit der Markteinführung des vollelektrischen Kraftfahrzeuges Renault Twizy, welcher zu der Klasse der Leichtfahrzeuge gezählt wird, brachte der französische Automobilhersteller im Jahr 2011 ein weiteres potentielles Fahrgestell für ein kompaktes Vorauseinsatzfahrzeug auf den Markt. Bei einem Radstand von 1.686 mm und mit einer Länge von lediglich 2.337 mm, einer Breite von 1.228 mm und einer Höhe von 1.451mm weist das Fahrzeug bei einem Wendekreis von lediglich 6,8 Metern deutlich kompaktere Maße auf, als jeder Kleinwagen, selbst wenn dieses noch mit Anbauteilen für die Aufnahme medizinischen oder technischen Gerätes ergänzt wird. Das Leergewicht beträgt je nach Motorisierungsvariante 548 kg oder 562 kg, bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 685 kg bzw. 690 kg. Angeboten wird der Twizy mit zwei Motorisierungen, einmal mit einer Leistung von 4 kW (5,4 PS) und einmal mit 13 kW (18 PS). Während bei der schwächer motorisierten Ausführung eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h nicht überschritten wird, können mit der stärkeren Version sogar Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h erreicht werden. Abhängig von Motorisierung, Beladung und Witterung variiert die Reichweite einer Akkuladung bei dem vollständig elektrisch betriebenen Fahrzeug zwischen 50 und 120 Kilometern, was den Anwendungsraum auch primär auf urbane Gegenden begrenzt. Geladen wird der Akku über einen in der Fahrzeugfront integrierten Ladeanschluss, welcher über einen handelsüblichen 230 V Stecker versorgt wird.

Die Firma Gas-Power aus Mössingen, welche primär auf den Flüssiggasumbau von Kraftfahrzeugen spezialisiert ist, befasste sich ebenfalls mit der Frage, welches Fahrzeug für den Ersteinsatz bei Großveranstaltungen, etc. geeignet wäre, und ist dabei auf den Renault Twizy gestoßen. Gemeinsam mit den Partnerfirmen Autohaus Weinmann Schömberg (Renault-Händler), mbs Medizintechnik (Medizinische Ausstattung und Ausbau), Amber-Products-Germany (Sondersignalanlage) und WebDesign Kranz (Außengestaltung), sowie dem eigens patentierten Heckladesystem konnte der erste Prototyp für einen „Einsatz-Twizy“ entwickelt werden, welcher auch zur Rettmobil im Mai 2012 präsentiert wurde. Eine erste Version als Polizeifahrzeug wurde zur Rettmobil 2013 durch die Firma Pütting vorgestellt.

Um symbolisch das breite Einsatzspektrum des Fahrzeuges darzustellen, kann der Vorführer wahlweise mit einem Notfallrucksack / einem Peli-Case-Notfallkoffer oder einem Hi-Press-Handfeuerlöschgerät ausgestattet werden, welche ausschließlich an dem Heckladesystem der Fa. Gas-Power befestigt werden. Somit würde die Fahrgastzelle weiterhin Platz für zwei Besatzungsmitglieder bieten, jedoch wäre auch hier im Bereich des Rücksitzes die Unterbringung von weiterem Material durchaus möglich.

Die vollständig in LED-Technik ausgeführte Sondersignalanlage umfasst einen Dachbalken vom Typ Mega-Flash mit einer integrierten akustischen Warneinrichtung samt Steuerungseinheit, welche gut erreichbar rechts vom Lenkrad positioniert wurde, sowie zwei in den Seitenspiegeln platzierte Frontblitzer vom Typ MS6-R65 LED.
 
Aufgrund der Wirtschaftlichkeit, der Wendigkeit und der potentiellen Ausstattungsmöglichkeiten als Einsatzfahrzeug, sowohl im Bereich der medizinischen Erstversorgung, als auch in der Bekämpfung von Entstehungsbränden, stellt der Twizy durchaus ein interessantes und überlegenswertes Ersteinsatzfahrzeug für beengte Platzverhältnisse dar.
Die ersten offiziellen „Einsatz-Twizys“ wurden bei den Berufsfeuerwehren Düsseldorf und Wuppertal im Zuge der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Dienst gestellt.
 
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an die Firma Auto-Kraus Gruppe aus Erlangen, für den unkomplizierten und sehr informativen Fototermin!

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