Unterwegs in der Mitte Deutschlands (Teil 8)

Donnerstag, 18. August 2022

Unterwegs in der Mitte Deutschlands (Teil 8) - Betriebsfeuerwehr Deuna Zement GmbH

In der Reportage über eine Fototour im Sommer 2011 fahren wir fort mit dem Besuch bei der Feuerwehr der Deuna Zement GmbH im Eichsfeld.

Am 2. Tag ging es nach erholsamer Nacht und einem zeitigen Frühstück auf die Piste Richtung Deuna. Das dortige Zementwerk hatte 1975 seine Produktion aufgenommen und war bei der politischen Wende das größte und modernste der DDR gewesen. Die Dyckerhoff GmbH übernahm zum Jahresanfang 1991 die Anlagen, baute sie weiter aus und betreibt sie bis heute.

Die Verantwortlichen der ebenfalls seit 1975 bestehenden Betriebsfeuerwehr hatten darauf bestanden, dass der Besuch am Dienstag stattfinden musste. Nur an diesem Wochentag sei jeweils der inzwischen berentete Wehrführer anwesend. Da fragte man sich doch unwillkürlich, ob es auch nur dienstags brennt!

Nein, das war natürlich Quatsch. Er kannte sich einfach aus und hatte Zeit, ein anderer Mitarbeiter hätte aus der laufenden Produktion abgezogen werden. Denn schließlich handelt es sich um eine nebenberufliche Betriebsfeuerwehr,

Der Plan für den Tag war bereits fertig und „zusammentelefoniert“, als der Anruf aus Deuna kam, und so blieb nur die Chance, den Termin vor die anderen zu legen – frühmorgens um 8.30 Uhr, und das im Urlaub! Zunächst jedoch mussten wir über erbärmliche Straßen den Ort ansteuern, angeblich handelte es sich um eine Landesstraße. Sollte über diese Buckelpiste etwa der gesamte Verkehr des riesigen Werkes abgewickelt werden?

Die Anfahrt kostete (zu) viel Zeit, im Werk ging es auch nicht glatt. Das schon von weitem sichtbar mit „Feuerwehr“ beschriftete Gebäude am Werkstor stand leer, die neue Garage war „nur eben um die Ecke bei der Werkstatt“, wie die Pförtnerin sagte. Die Werkstatt zu finden war das geringere Problem, den zuständigen Mann schon schwieriger. Dann musste noch der Maschinist aufgetrieben werden, und mit inzwischen einer Viertelstunde Verspätung wurde der große MAN herausgefahren.

Der Maschinist verstand zunächst nicht, wo und wie wir das Fahrzeug ablichten wollten. Nach weiteren Erklärungen und einigem Rangieren stand es dann aber parallel zu einer Halle in der gleißende Morgensonne. Nun stand dem Fotografieren nichts mehr im Wege, und das Umdrehen verlief dann sogar komplikationslos. Die uns vorab bekannten Daten lauteten: MAN 33.372 DFA, Bj. 1994, ex BtF Dyckerhoff Neubeckum 2003, zuvor für Export vorgesehen.

In die Tür eingeschlagen war ein Ziegler-Schild, das den Boliden als „TRO-TLF 28/40-5“ bezeichnete, eine Löschmittelmenge, für die kein Dreiachser- Fahrgestell benötigt worden wäre. Was soll man von einem solchen Typenschild halten? Der Wehrleiter berichtigte die Daten dann auch auf „TroTLF 48/80-20+750 P“ und drückte uns sogar eine Kopie der technischen Daten aus der Betriebsanleitung in die Hand.


Fragwürdiges Typenschild des Einsatzfahrzeugs der BtF Deuna Zement GmbH.

Tatsächlich hatte das Fahrzeug also eine FB 48/8 mit einer Nennleistung von 4.800 l pro Minute sowie 8.000 l Wasser, 2.000 l Schaummittel und 750 kg Pulver an Bord. Das klang schon mal ganz anders!


TroTLF 48/80-20+750 P, MAN 33.372 DFA, Bauj. 1994 und zunächst für den Export vorgesehen, übernommen von der BtF Dyckerhoff GmbH, Werk Neubeckum im Jahre 2003.


Außerdem kam der Wehrleiter mit dem von Dirk Wieczorek zusammengestellten Werkfeuerwehr-Buch an und zeigte uns das darin abgebildete Fahrzeug (S. 125). Hocherfreut war er, als wir im sagten, dass auch von uns Bilder in dem Buch wären. Im Bildnachweis markierte er sich unsere Namen.

In der Halle stand noch ein IFA W50 LA/TLF mit Ganzmetallkoffer (GMK). Auch den ließen wir uns in die Sonne stellen, verzichteten aus Zeitgründen aber aufs Umdrehen. Mir fiel sofort der „falsche“, weil alte Monitor (ohne das zusätzliche Schaumrohr) auf, der eigentlich bei den GMK-Fahrzeugen nicht mehr ausgeliefert worden war. Ein Blick auf das Typenschild im Führerhaus löste das Rätsel: Baujahr 1974. Also war nicht der Werfer falsch, sondern der Aufbau in Holz-Stahl-Verbundbauweise war irgendwann zwischen 1985 und 1990 gegen einen Ganzmetallkoffer getauscht worden. Das war ein in der DDR durchaus übliches Verfahren zur Modernisierung von Einsatzfahrzeugen.


TLF 16, IFA W 50 LA/TLF, Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde, Bauj. 1974, Aufbau am Ende der 1980er Jahre erneuert.


Wir bedankten uns artig, versprachen eine CD mit Fotos (was natürlich auch eingehalten wurde) und sahen zu, dass wir verlorene Zeit wieder einholten. Auf hervorragend ausgebauter Straße – hier also wurde/wird (außer auf dem Schienenweg) der Zement abtransportiert – ging es weiter nach Worbis. Darüber demnächst mehr.

(wird fortgesetzt)

Text und Fotos: Klausmartin Friedrich


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