Eine Frankfurter Leiter

Mittwoch, 2. Mai 2018

Vom Photoshop-Fake zum 1/87 Modell

Lest hier, wie aus einem Photoshop-Fake ein Modell der Spitzenklasse entstanden ist, das die künftige Drehleitergeneration in der Mainmetropole Frankfurt repräsentieren könnte.

Wir schreiben das Jahr 2016...

...als in einer der nächtlichen Skype-Konferenzen zur Bearbeitung der Datenbank von BOS-Fahrzeuge.info, die beiden Administratoren Jan Gotta und Patrik „Kalli“ Kalinowski vor dem Rechner sitzen und darüber philosophieren, wie die feuerwehrtechnische Zukunft in Hessens größter Stadt wohl auszusehen vermag.

Schon länger ist zu diesem Zeitpunkt klar, Frankfurt braucht neue Drehleitern und seitens der Berufsfeuerwehr ist eine Ausschreibung in vollem Gange. Die Tatsache, dass die Ausführung, die Hersteller von Fahrgestell und Aufbau und vor allem das Aussehen der neusten Drehleiter-Generation noch weit in den Sternen steht, lässt die beiden dennoch nicht los. Erst ein knappes halbes Jahr zuvor konnte Jan, im bayrischen Landkreis Erlangen-Höchststadt (ERH), eine der ersten von Rosenbauer gebauten „L32A XS 2.0“ der FF Herzogenaurach fotografieren und von allen Seiten in Augenschein nehmen. Diese Bilder bewiesen sich im weiteren Verlauf als sehr nützlich. Während zu diesem Zeitpunkt im Kopf bereits ein Bild entstand wie die neue DLA(K) aussehen könnte, wurde sich nun die Ausführung ausgemalt. Gesagt getan… das passende Bild der Herzogenauracher Leiter war gefunden und in einer lauen Nacht im Frühling 2016 legte er los. Es wurde mit Photoshop ein Bild geschaffen, welches vielfältiger nicht hätte sein können. Neben dem Entwurf des Designs wurde auch das mittlerweile typische Frankfurter 3-Achs Fahrgestell mit einbezogen, welches schon bei der letzten Generation zum Einsatz gekommen war.

 

 

In mehreren Stunden entstand eine völlig neue DLA(K) 23/12… ganz wie in Hollywood nur durch die Fantasie eines Mannes vor seinem PC.

Frühjahr 2018

…über eineinhalb Jahre nach der Entstehung der „Photoshop-DLK“, entstand eine neue Idee. Dieses einzigartige Fahrzeug, welches es so in Wirklichkeit niemals geben werde, sollte Vorbild für einen Nachbau im Maßstab 1/87 werden. Schnell zerbrach man sich den Kopf, was wohl als Grundmodell herhalten muss und in welchen Schritten der Umbau verwirklicht werden könnte.

Schnell waren die Eckpfeiler der Planung gesteckt, die Teile organisiert und der Bau konnte beginnen. Basis bildete wie bereits beim Bericht „Blaulicht in 1:87 - Teil 1“ das Sondermodell der Interschutz 2015 - die Herpa L32A XS auf Mercedes-Benz Atego Euro 6. Hinzu kam das Modell der Frankfurter DLK von Herpa, da dies in Weiß gegossen war und über den Metz-Aufbau in der Euro 5 Version verfügte. Der Unterschied der beiden Aufbauten liegt in den Rollläden der Beifahrerseite, welche beim Euro 5-Aufbau bis unten durchgehend sind, während sie beim Euro 6-Aufbau im unteren Drittel durch eine Blende verschlossen sind welche die Abgasanlage hinter sich verbirgt.

Der Bau des Modells:

Die beiden Modelle wurden komplett zerlegt und mittels „Druck- und Lackentferner - DLE 90“ (Fa. LUX-Modellbau) von sämtlichen Bedruckungen befreit. Anschließend wurden die Sägeschnitte präzise abgeklebt, die Teile an der Kreissäge angesetzt und jeder Aufbau in mehrere Teile zersägt. Zum Einsatz kam hier eine Modellbau- und Hobby-Tischkreissäge (KS230) aus dem Hause Proxxon.

 

Durch die präzise ausgeführten Sägeschnitte entstanden somit mehrere Teilmodule, welche im Nachgang präzise in Form gefeilt wurden. Hierbei galt es die unsauberen Schnittkanten zu versäubern und im rechten Winkel beizuschleifen. Die neuen Teile wurden nun nach und nach zu einem vierteiligen Aufbau zusammengesetzt und an die Trittstufen der Herpa-DLK angepasst.

 

Da sich durch den Umbau des Aufbaus auch die Radstände des Fahrgestells entsprechend verändert hatten, wurde das Fahrgestell zertrennt und in der passenden Länge wieder zusammen gesetzt. Der Radstand musste zwischen Vorder- und Antriebsachse 39 mm betragen. Der Radstand zur hinteren Lenkachse betrug weitere 22 mm. Im Zuge des Fahrgestell-Umbaus wurden Lenkungsgestänge von Herpa (Art.-Nr. 050333) in das Fahrgestell eingebaut und die Achsen somit „lenkbar“ gemacht.

 

 

Anschließend wurde das Fahrgestell in Mattschwarz lackiert. Als letzte Arbeit am Fahrgestell wurde die Auspuffanlage abgeändert und als offenes Ende eine 1mm²-Aderendhülse als Auspuffrohr angebracht.

 

Weiter ging es mit dem Leiterpark und den damit verbundenen Anbauteilen. Der 5-teilige Metz-Leiterpark wurde umfangreich nachbearbeitet. Neben einem fehlenden Bügel am unteren Ende, wurden die Zusatzblinker, eine Steigleitung aus 1mm-Rundprofil inkl. Kupplungen und flexiblen Übergangsschläuchen, mehrere Arbeitsscheinwerfer und die LED-Scheinwerferleiste verbaut. Die Scharniere des knickbaren Leiterteils wurden ebenfalls farblich gestaltet. Zum Schluss erfolgte eine Lackierung der Sprossen in schwarz welche beim Original mit einer Anti-Rutsch-Beschichtung versehen sind.

 

Für den Maschinistenplatz am Drehstuhl wurde aus 0,4mm Messingdraht ein Haltebügel gebogen und mit einer Querstrebe verklebt. Anschließend wurde das Teil schwarz lackiert und für den Zusammenbau bereitgelegt

 

 

Die Trittstufen des Aufbaus hinter dem Fahrerhaus wurden wieder mit Riffelblech von FKS verkleidet. Die Blechteile wurden zurechtgeschnitten und vor dem Aufkleben mittels Sprühdose in Silber lackiert. Die Haltegriffe wurden ebenfalls, diesmal aber mit dem Pinsel, silbern angemalt.

 

 

Am Oberteil des Podiums wurden die Griffmulden schwarz lackiert, zwei gelbe Keile in den Trittstufen angebracht und die Trittstufen selbst in Silber bemalt. Als kleinstes Teil kamen zurechtgefeilte Scheibchen eines Streichholzes hinzu welche die Holzbretter für die Abstützung darstellen sollen. Diese wurden ebenfalls in den Trittstufen angebracht und anschließend mit einem schwarzen Griff versehen.

 

 

Die weiß lackierte Heckstoßstange wurde mit einem silbernen Decal-Streifen versehen und mit zwei Schäkeln aus dem Hause DS-Design ergänzt.

 

 

Der Generator von Herpa wurde farblich nachbearbeitet. Hier machen die kleinen Farbtupfer immens viel aus und werten das sehr kleine Bauteil am Modell optisch auf. Da die Entscheidung noch nicht getroffen war, welches Stromaggregat die Drehleiter bekommen soll, wurden gleich zwei Stromaggregate fertig gebaut, um später eine Auswahlmöglichkeit zu haben. Am Ende fiel die Wahl auf das Rosenbauer Aggregat in Weiß.

 

 

Die bisher fertig gestellten Bauteile wurden nun alle zusammengetragen und nochmals einem kritischen Blick unterzogen und alles kontrolliert.

 

 

Die Karosserieteile wurden ebenfalls lackiert und mit Decals (Nassschiebern) und Klarlack versehen. Kleine Flächen wie die Kotflügelinnenflächen und die Fensterrahmen/Fenstergummis der Kabine wurden noch schwarz lackiert. Nach erfolgreicher Detaillierung aller Teile konnte jetzt der Zusammenbau der Leiter beginnen, ein Ende war in greifbare Nähe gerutscht.

 

 

Als eines der letzten Details kamen nach dem Zusammenbau noch sogenannte Umrissleuchten hinzu. Die speziell angefertigten Teile der Firma „AM Modellbauideen“, wurden am Heck der DLK angebracht und farblich mit roter und weißer Farbe behandelt.

 

 

Nun ist das Modell im Maßstab 1:87 (H0) fertig gestellt. Die Ausführung unterscheidet sich in wenigen Details vom einst erschaffenen „Photoshop-Bild“ der DLK und ließ hier ein wenig Freiraum für die Kreativität des Modellbauers.

 

Eines ist klar… diese DLK wird es im Maßstab 1:1 niemals geben und auch das Modell wird einmalig bleiben. Trotz alledem ist das Modell eine Vision wie es in Zukunft an Frankfurts Einsatzstellen aussehen könnte.

 

 

Nun heißt es gespannt bleiben bis die Auslieferung der neuen Drehleitern in Frankfurt erfolgt. Wir sind voller Hoffnung und freuen uns bereits jetzt auf die neuen Fotoziele aus Frankfurt. Ob MAN, Mercedes-Benz oder Scania? … Ob Magirus, Gimaex oder Rosenbauer? … wir freuen uns auf das was kommen mag.

 

Text: Jan Gotta und Patrik Kalinowski
Fotos und Modell: Jan Gotta


Einsatzfahrzeuge


News