Das FDNY abseits der Touristenpfade - Teil 3

Sonntag, 18. September 2016

Das FDNY abseits der Touristenpfade - Teil 3 - Special Operations Command

Teil 3 von Daniels Kolumne rund um das FDNY dreht sich um das Special Operations Command (SOC). Diese Spezialisten halten schweres Gerät für alle erdenklichen Einsatzlagen vor.

Wenn man von Osten nach Manhattan hinein fährt, führt einen der Weg häufig über die staugeplagte Queensboro Bridge. Unter der Brücke fließt der East River, der Manhattan und Queens voneinander trennt. Mitten im East River, unter der Brücke, liegt die kleine Insel Roosevelt Island, der nächste Stopp unserer Reise durch die Vielfalt des Fire Department of New York City.

 

Roosevelt Island ist eine 60 Hektar große und knapp 3.170 m lange Insel mittig im East River. Auf ihr wohnten im Jahr 2000 knapp 9.520 Menschen. Der Name der Insel wechselte im letzten Jahrhundert
mehrfach. So wurde sie von ursprünglichen Minnahannock zu Blackwell´s Island und danach zu Welfare Island umgetauft, bevor sie 1973 den Namen des 32. US Präsidenten Franklyn D. Roosevelts annahm. Ihm wurde mit der Umbenennung der Insel und dem an ihrer Südspitze gelegenen Four Freedoms Park ein Denkmal gesetzt. Der Name des Parks nimmt dabei Bezug auf die berühmte Rede Roosevelts zu den vier Freiheiten aus dem Jahr 1941. Anhand der vielen unterschiedlichen Namen kann man auch grob die Bedeutung der Insel für die New Yorker erkennen, so war sie eine Insel für Aussätzige, später eine Krankenhaus- und dann eine Gefängnisinsel. Nachdem das Gefängnis nach Rikers Island umzog und die Krankenhäuser auf Grund einiger Skandale und der Erforschung moderner Heilmethoden geschlossen wurden, verfielen die Gebäude auf der Insel zusehends. 1968 wurde die Insel zu Wohngebieten umgewidmet und die verfallenen Ruinen eingeebnet, einzig das Smallpox Hospital, ein ehemaliges Pockenkrankenhaus, wurde als Ruine zur historischen Landmarke erklärt und ist noch heute zu besichtigen.

 

 

Mit den Planungen zu einem autofreien Wohngebiet mitten im Fluss wurden auch Verkehrsanbindungen zur Insel geplant, nachdem sie zuvor nur per Boot erreichbar war. Obwohl sie verwaltungstechnisch zum Borough Manhattan gehört, ist sie von dort aus nicht direkt mit dem Fahrzeug zu erreichen. Lediglich eine Seilbahn und eine U-Bahnlinie verbinden die Insel mit Manhattan. Eine Anbindung an die über die Insel führende Queensboro Bridge ist nicht vorhanden. Über eine Hebebrücke ist sie jedoch mit dem Borough Queens verbunden. Um die Insel möglichst autofrei zu halten, fahren mehrere kostenfreie Busse in enger Taktung von Nord nach Süd über die Hauptstraße „Main Street“ der Insel. Fährt man mit dem Bus Richtung Lighthouse sieht man kurz vor der Endhaltestelle eine der außergewöhnlichsten Feuerwachen des FDNY.

 

 

Unter der Adresse 750 Main Street findet man das Special Operations Command, kurz SOC. Diese Feuerwache kann als Technikwache bezeichnet werden. Hier sind diverse technische Sonderfahrzeuge stationiert, die je nach Einsatzstichwort besetzt werden. Die Feuerwache ist ein kleiner Zweckbau der nach zahlreichen Erweiterungen des Aufgabengebietes der dort stationierten Einheit und der damit auch gewachsenen Anzahl an Fahrzeugen mittlerweile aus allen Nähten platzt. Die Schichtstärke auf der Wache beträgt 16 Funktionen. Dies reicht gerade so um jedes Fahrzeug der dort stationierten mit einem Maschinisten zu besetzen. Bei den Einsatzkräften handelt es sich fast ausnahmslos um langjährige Angehörige des FDNY mit großer Erfahrung. Schließlich bildet das SOC die oberste Eskalationsstufe in der Einsatzmittelkette und der langjähriger Erfahrungsschatz ihrer Angehörigen von großer Bedeutung. Im Einsatzfall bringen die Einsatzkräfte die verschiedenen Fahrzeuge zum Einsatzort und setzen diese in Verbindung mit Rescue, Squad oder SOC-SupportEinheiten ein. Die SOC-Support-Einheiten sind über New York verstreute Ladder Companies die eine umfangreiche Sonderausbildung absolviert haben. Eine weitere Spezialaufgabe der erfahrenen Einsatzkräfte des SOC ist das Bootsicherungsteam „Boat Team“ das bei Störfällen auf Schiffen und Booten im New Yorker Hafen oder auf den zahlreichen schiffbaren Gewässern im Stadtgebiet ausrückt. Das „Boat Team“ wird durch eines der Löschboote aufgenommen und verstärkt dessen nur sehr kleine Mannschaft und hilft ihr bei der Abarbeitung der Einsatzlage.

 

 

Ausgegliedert aus der SOC-Wache auf Roosevelt Island sind die Bereiche HazMat- (Gefahrgut) und Marine Operations (u.a. Löschboote und Wasserrettung). Diese werden am Standort vom Löschboot Marine 6 in Brooklyn und der Feuerwehrschule in Manhattan betreut.

 

 

Dem SOC steht der Chief of Rescue Operations (Abteilungsleiter Technische Hilfe) vor. Er steuert nicht nur die Belange des SOC auf Roosevelt Island sondern auch der dezentral über die normalen Wachen verteilten Sonderfahrzeuge wie z.B. den Collapse Rescues für Gebäudeeinstürze oder der
Rescue genannten Rüstwägen. Für die Führung in Einsatzdienst ist rund um die Uhr ein Rescue Operations Battalion Chief, eine Art Abschnittsleiter, im Dienst. Dieser kann auf einen standardisierten Kommandowagen des FDNY zurückgreifen, der in der Fahrzeughalle des SOC untergestellt ist. Beim Kommandowagen handelt es sich um einen GMC Sierra 2500 HD aus dem Jahre 2013. Das Fahrzeug verfügt über ein ARE Hardtop und ist mit Führungs- und Erkundungsmitteln beladen. Ein baugleiches Fahrzeug aus dem Jahre 2009 dient als Reservefahrzeug. Es kommt bei Fahrzeugausfällen oder zur Spitzenabdeckung zum Einsatz, wenn ein zweiter Rescue Operations Battalion Chief eingesetzt wird. Im Jahr 2015 wurde der Battalion Chief zu 2.416 Einsätzen entsandt.

 

 

Den zweiten Stellplatz belegte beim letzten Besuch im Jahr 2015 eine zur Tactical Support Unit, kurz TSU, umgerüstete Rescue. Während Hurricane Sandy wurde eine der beiden New Yorker TSU irreparabel beschädigt. Als Ersatz wurde kurzfristig eine als Reservefahrzeug vorgehaltene Rescue zur TSU umgerüstet. Sie führt neben einem Boot auch schwere Druckluftarbeitsgeräte und Material zum Ausleuchten von Einsatzstellen mit. Weitere häufig benötigte Sonderwerkzeuge vervollständigen die Ausrüstung. Ende 2015 konnte diese Notlösung durch eine neue TSU abgelöst und wieder abgerüstet werden.

 

 

Neben der Feuerwache wurde eine Schotterfläche behelfsmäßig befestigt. In zwei Shelter-Zelten sind halbwegs witterungsgeschützte Stellplätze vorhanden. Hier sind auch mehrere Kleinfahrzeuge wie ein Bobcat Bagger und John Deere Gator für allgemeine Transportaufgaben an weitläufigen Einsatzstellen untergestellt.

 

 

Weitere Sonderfahrzeuge parken auf dem ungeschützten Schotterparkplatz nebenan. Nachdem auch diese Freifläche ausgenutzt war, musste das SOC auf die Innenfläche eines Kreisverkehrs vor der
Feuerwache ausweichen. Mittlerweile wird auch der innere Ring rund um den Kreisverkehr als Parkfläche genutzt. Auch dieser ist mittlerweile mit diversen Kleinfahrzeugen der Feuerwehr zugeparkt. Hier stehen unter anderem Boten- und Logistikfahrzeuge.

 

 

 

Weitere Einsatzfahrzeuge wurden bei auf der anderen Seite des East River bei Industriebetrieben in Queens geparkt. Im Einsatzfall müssen die Einsatzkräfte erst mit anderen Fahrzeugen über die Hebebrücke und können die Fahrzeuge erst dann besetzen. Diese Fahrzeuge bilden aber auch eher das, was in Deutschland als dritter Abmarsch bezeichnet wird. Es handelt sich dabei z.B. um Lichtmastanhänger und Fahrzeuge mit erhöhter Watfähigkeit für den Einsatz bei Hochwasser. Eine Engine oder Ladder findet sich aber an keinem der zahlreichen Fahrzeugstellplätze. Die Aufgaben übernehmen reguläre Feuerwachen aus Queens, die bei Bedarf über die Hebebrücke nach Roosevelt Island kommen.

 

 

Da es diesen Bericht sprengen würde, jedes Sonderfahrzeug einzeln vorzustellen, sei an dieser Stelle auf die Fahrzeugliste in der Wachendatenbank verwiesen. Link: http://bosfahrzeuge.info/wachen/24685/FDNY_-_Manhattan__Special_Operations_Command/einsatzfahrzeuge

 

Text und Fotos: Daniel Wachtmann (BOS-Fahrzeuge.info)


Einsatzfahrzeuge


News