Blaulicht in 1:87 - Teil 1

Sonntag, 28. Februar 2016

Blaulicht in 1:87 - Teil 1

Blaulicht in 1:87 ... wo Wirklichkeit und Wunschdenken verschmelzen und Träume wahr werden. Nicht nur die großen roten Autos sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit, sondern auch die 87-fache Verkleinerung wird von vielen vergöttert und schmückt das heimische Wohnzimmer.

Blaulicht in 1:87 ... wo Wirklichkeit und Wunschdenken verschmelzen können.

Nicht nur die großen roten Autos sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit, sondern auch die 87-fache Verkleinerung wird von vielen vergöttert und sorgt dafür, dass manche Träume zumindest im Miniaturformat wahr werden und das heimische Wohnzimmer schmücken.

Da sich auch der eine oder andere Modellbaufreak in den Reihen von BOS-Fahrzeuge.info befindet, wurde auch Teamintern relativ schnell das Potential eines umfangreichen Datensatzes im Hinblick auf die heimische Modellvitrine erkannt. Deshalb hat es auch nicht lange auf sich warten lassen, bis der Wunsch nach einer Galerieerweiterung aufkam. Im Jahre 2009, als BOS-Fahrzeuge.info Teil der Ebner Verlagsgruppe wurde, war nun endlich die Möglichkeit für eine derartige Galerieerweiterung geschaffen worden. Seit dem hat sich die Galerie stetig mit zahlreichen interessanten Datensätzen und umfangreichen Bildmaterial gefüllt, so dass es nicht wenige interessante Vorlagen sind, die bereits von allen Seiten und sehr detailliert betrachtet werden können. Diese Datensätze stellen eine optimale Grundlage für erfahrene Modellbauer dar. Denn einfach ein Modell aus der Packung nehmen und sich in die Vitrine stellen, das geht vielen nicht weit genug, denn es fehlt die Detailtreue. In diesem Artikel zeigen wir euch nun ein Beispiel, was im Modellbau alles möglich ist und wie man dies fachmännisch umsetzt. Den einen oder anderen Tipp von unserem Profi Jan Gotta gibt es hier natürlich auch.

 

Die Umgestaltung einer Drehleiter im Maßstab 1:87.

Der Markt ist groß und unübersichtlich, man möchte im Hinblick auf die schier grenzenlose Fahrzeugvielfalt im BOS-Wesen nicht sagen dass er übersättigt ist, aber dennoch gibt es eine Vielzahl an Herstellern. Da wären auf der einen Seite die bekannten Großserienhersteller, wie beispielsweise Busch, Herpa, Rietze und Wiking, auf der anderen Seite aber auch die Kleinserienhersteller, die sich oft mit Nischenprodukten etabliert haben. Zu nennen wären hier vor allem DS-Design, MEK und Merlau. Nicht selten dienen Großserienmodelle als Umbaugrundlage, welche mit umfangreichen Klein- und Ergänzungsteilen – häufig von Kleinserienherstellern – gesupert werden. So auch in diesem Fall: Anlässlich der Interschutz 2015 produzierte die Firma Herpa Miniaturmodelle GmbH aus Dietenhofen eine Metz Drehleiter „L 32 A-XS“ auf einem Mercedes-Benz Atego Euro 6 Fahrgestell (Artikelnummer: 920032), welche als Grundlage für dieses Modell dient.

Copyright: Firma Herpa Miniaturmodelle GmbH

Mit freundlicher Genehmigung der Herpa Miniaturmodelle GmbH

 

Natürlich findet sich in der Galerie auch ein Datensatz, der Passende Vorbildfotos für die Detaillierung liefert – in diesem Fall die DLA(K) 23/12 der Freiwilligen Feuerwehr Herzogenaurach (Datensatz V123311), die nicht nur mit Außenansichten von allen Seiten, sondern auch mit sämtlichen Details in Bild und Wort aufwartet.

Nachdem nun die wichtigsten Entscheidungen gefallen sind, ist es an der Zeit, die Feinarbeiten zu planen. Ein Vergleich zwischen Modell und Vorbildfotos bringt einige Unterschiede hervor, die aber alle lösbar erschienen. Da das Modell einer fiktiven Modellfeuerwehr angehören soll und somit kein reales Vorbild existiert, stehen alle Türen für die Gestaltung von Design und Anbauteilen, wie beispielsweise der Sondersignalanlage und der Beladung des Leiterstuhls offen.

Die erste Baustufe eines Umbaus beinhaltet in der Regel das Zerlegen des Modells in seine Einzelteile. So lassen sich die herstellerseitigen Drucke mittels eines Druck- und Lackentferners – in diesem Fall der DLE-90 der Firma Lux – sauber und einfach entfernen. Auch das Lackieren einzelner Baugruppen wird so vereinfacht und es werden unsaubere Übergänge vermieden. Außerdem gehen dadurch keine Konturen durch Überlackieren verloren.

Ohne das Entfernen des Glaseinsatzes der Kabine, ist es beispielsweise unmöglich die Gummierung und Abdichtung der Windschutz- und Seitenscheiben sauber zu gestalten. Diese werden, ebenso wie die Griffstangen und Türgriffe, mittels eines mattschwarzen Buntlacks aufgetragen. Für derart detaillierte Feinarbeiten eignen sich entweder ein Zahnstocher oder gar die Spitze eines Skalpells besonders gut zum wohldosierten Auftragen der Farbe. Während die Trittstufen eine silberne Lackierung (Revell Email-Color Nr. 90) mittels Pinsel erhalten, dient ein silberner Felgenlack aus der Sprühdose zur Neulackierung der Podiumabdeckung. Ebenfalls mit Felgenlack aus der Sprühdose, jedoch diesmal in mattschwarz, werden die Felgen gestaltet. Danach erfolgt noch ein Finishing, indem Griffmulden, Tankstutzen und Radkästen analog zu den Fenstergummierungen geschwärzt werden.

Die recht einfach gehaltenen Trittstufen im „Rucksack“ des Leiterpodiums werden mit Riffelblechen von „FKS-Modellbau“ belegt und ebenfalls silberfarben mittels Sprühdose lackiert. Diese heben sich vom grauen Podiumsgrundkörper ab und bilden einen schönen Kontrast zu den vielen Anthrazitgrauen Bauteilen der DLA(K) 23/12.

Ein offensichtlicher Unterschied zum Original besteht beim Rettungskorb der DLA(K). Zwar gibt es hier schon diverse Varianten, jedoch wurde bei der letzten Überarbeitung und Neukonstruktion der Metz-Leiter von Herpa kein neuer Korb entwickelt. Mit Evergreen-Profilen werden hier Details wie Scheinwerfer und die Bodenplatte angepasst, um eine Annäherung zur aktuellen Metz-Bauweise zu schaffen. Ein weiteres Ausstattungsmerkmal, welches den meisten Modell-Drehleitern fehlt ist die fest verlegte Steigleitung. Diese wird mittels eines 1 mm-Evergreen-Profils samt Preiser-Kupplungen gestaltet. Durch Erhitzen mit dem Feuerzeug lässt sich diese in die richtige Form bringen. Anschließend erfolgt eine Lackierung der Steigleitung in weiß mittels Sprühdose.

Auch der Innenraum des Fahrerhauses wird einer Aufwertung unterzogen, indem Handsprechfunkgeräte zwischen den Sitzen und ein Helm auf dem Armaturenbrett positioniert werden. Der Suchscheinwerfer im Arbeitsbereich des Fahrzeugführers darf ebenfalls nicht fehlen. Im Bereich der Sitze wird versucht eine halbwegs realistische Polsterung mittels farblicher Kontraste nachzuempfinden. Die weißen Kontrastelemente werden einfach mittels Pinsel aufgetragen.

Sämtliche weiteren Anbauteile, die zur Detaillierung dienen, stammen von der Firma DS-Design aus Bochum. Hierzu gehören z.B. ein Stromerzeuger, Unterlegkeile, Schäkel und natürlich Decals in Form von Nassschiebebildern. Zur optimalen Fixierung der Decals werden diese nach dem Aufbringen noch mit „Decal-Fix“ von Humbrol benetzt.

Abschließend erfolgt noch die Beklebung mit orginal 3M-Scotchlite-Folien, welche sowohl als reflektierende Konturmarkierung als auch am Leiterpark angebracht werden. Zuvor bringt man die Folien mittels Stahllineal und Skalpell auf die gewünschte Breite und Länge.

Dass zahlreiche Arbeitsstunden auf dem Weg zum Wunschmodell investiert wurden – etwa 25 bis 30 an der Zahl - sieht man dem Fahrzeug mittlerweile zweifelsohne an. Das Modell präsentiert sich in einer Detailliertheit, die es wirklich verwechselnd ähnlich mit einem realen Einsatzfahrzeug erscheinen lässt. Für die Zukunft haben wir angedacht, hieraus eine kleine Kolumne entstehen zu lassen, die in unregelmäßigen Abständen die News-Rubrik von BOS-Fahrzeuge.info bereichern soll. Außerdem spielen wir mit dem Gedanken, im Forum eine Modellbaurubrik einzurichten, wo unsere Experten Jan Gotta, Tim Raml und Wenzel Matzdorf wertvolle und hilfreiche Tipps rund um das Thema Blaulichtmodellbau bereitstellen wollen.

 

Autoren: Jan Gotta, Max Kunkel und Tim Raml
Bilder: Herpa Miniaturmodelle und Jan Gotta


Einsatzfahrzeuge


News