Unterwegs in der Mitte Deutschlands (Teil 7)

Donnerstag, 7. Juli 2022

Unterwegs in der Mitte Deutschlands (Teil 7) - Ortsfeuerwehr Rhumspringe

Der erste Tag unserer Fototour durch Deutschlands Mitte im Sommer 2011 neigte sich allmählich seinem Ende zu, die letzte Station sollte bei der Feuerwehr Rhumspringe sein.

Wie der Name des zur Samtgemeinde Gieboldehausen gehörenden Ortes schon sagt, entspringt hier die Rhume. Mit ca. 2.000 Litern pro Sekunde ist die Quelle eine der ergiebigsten in Deutschland. Rein theoretisch könnte jeder Bürger der Bundesrepublik Deutschland von ihr täglich mit mehr als 2 Litern Trinkwasser versorgt werden.

Bis vor wenigen Jahren wurde wenige Hundert Meter unterhalb des Quelltopfes ein Teil des Wassers durch eine Papierfabrik genutzt. Damit ist seit 2003 Schluss, die Fabrik ging in Konkurs und ist aufgegeben worden. Dabei wurde auch – für uns bedauerlicherweise – die Werkfeuerwehr aufgelöst.

Bei der Ortsfeuerwehr Rhumspringe hatte der Gerätewart bereits alle Tore geöffnet. Es gab die häufig anzutreffende „gehobene" niedersächsische Stützpunktwehrausstattung mit LF 8/6 und TLF 16/24 Tr. Beides allein hätte uns sicher nicht angelockt. Aber wo wir schon mal da waren, haben wir natürlich alles abgelichtet. Die Lichtverhältnisse waren gut, es fehlte jedoch etwas an Platz zum Fotografieren. Uns blieb nicht anderes übrig, als die Fahrzeuge gegenüber vom Gerätehaus auf die leicht abschüssige Straße zu stellen. Bei dem geringen Verkehr war das kein Problem. Als Nebeneffekt bot sich uns die Chance, beim Wenden der Gefährte auf der nächstgelegenen Kreuzung auch die andere Seite in der Sonne ablichten zu können


LF 8/6, Iveco Eurofire FF 75 E 14, Magirus, Bauj. 1995. Die Umfeldbeleuchtung wurde nachgerüstet.


Das TLF 16/24-Tr. hatte seine ersten sechs Dienstjahre bei der Ortsfeuerwehr Gieboldehausen absolviert. Im Zuge der im vorangegangenen Artikel beschriebenen Beschaffung der „zweieiigen Rosenbauer-Zwillinge“ war es dann 2007 nach Rhumspringe umgesetzt worden.


TLF 16/24-Tr, Mercedes-Benz Atego 917 AFE, Schlingmann, Bauj. 2001, bis 2007 bei der OF Gieboldehausen im Dienst gewesen.


Uns hatte vor allem der ELW 2 des Landkreises in diese Gegend getrieben, ein Iveco 120 E 24 mit Aufbau von Gimaex- Schmitz, Baujahr 2006. Das war wirklich ein dicker Brummer, der auch nur schmatzend und saugend ins 1969 fertiggestellte Gerätehaus passte. Was den Landkreis Göttingen dazu getrieben hatte, dieses Fahrzeug im (damals) äußerst östlichen Zipfel des Kreises zu stationieren, blieb uns verborgen. Von hier bis Hannoversch Münden fuhr/fährt das Geschoss sicher eine Stunde und mehr.


ELW 2, Iveco 120 E 24, Gimaex-Schmitz, Bauj. 2006


Das mehr als 40 Jahre alte Feuerwehrhaus war längst viel zu klein geworden, die Feuerwehrunfallkasse bemängelte u.a. die fehlenden Sicherheitsabstände. Daher wurde ein paar Jahre nach unserem Besuch angebaut, es entstanden zwei großzügige Fahrzeugstände, u.a. für den ELW 2. Auch das bestehende Gebäude wurde dabei umfassend saniert, die Einweihung erfolgte im Herbst 2018.

Alle drei Fahrzeuge sind aktuell noch im Dienst, seit 2019 (?) ergänzt ein vom Landkreis Göttingen beschaffter Gerätewagen-Führungsstelle (Opel Movano) den Fuhrpark.

Inzwischen war es 1900 Uhr geworden, es wurde höchste Zeit für den Aufbruch. Mit Landkarte und Navi schlichen Karl- Ludwig und ich uns über die ehemalige innerdeutsche Grenze Richtung Nordhausen. Wir wurden bald auf eine harte Probe gestellt, denn etliche Straßen waren gesperrt und erforderten große Umwege – im "wilden Osten" war das auch mehr als 20 Jahre nach der Wende immer noch an der Tagesordnung. Auf den folgenden Touren mussten wir das noch häufiger leidvoll erfahren. Aber bis auch das letzte Dorf an die Kanalisation angeschlossen war, vergingen eben doch ein paar Jahre. Auffällig war, dass im östlichen Teil des Eichsfeldes die Dörfer deutlich gepflegter wirkten als im niedersächsischen Eichsfeld. Das betraf nicht nur den öffentlichen Teil, sondern auch die privaten Häuser und Gärten. Wir freuten uns über die schönen Anblicke.

Selbst in Nordhausen erwischte uns noch wieder eine Straßensperrung und erforderte 10 km Umweg, mein Navi gab unterwegs zweimal den Geist auf, da es offenbar der Meinung war, wir führen über Ackerland. Ich hätte vielleicht vorher ein Update machen lassen sollen. So musste ich mich ganz auf meinen Navigator Karl-Ludwig verlassen, der seine Aufgabe hervorragend meisterte.

Das Quartier war wie bereits erwähnt ordentlich und preisgünstig. Unsere kleinen Zimmer boten alles, was man für die nächsten Nächte benötigte: Bett, Schrank, Tisch, Stuhl – und vor allem eine Dusche!

Vorher war aber Datensicherung angesagt. Als erstes wurde die Kamera an den Laptop angeschlossen und die Fotos vom Speicherchip übertragen. Nachdem Staub und Schweiß des Tages ihren Weg in den Abfluss gefunden hatten, schloss ich das externe Festplattenlaufwerk an und brannte als zweite Sicherung alle Daten zusätzlich auf eine DVD. Fortan blieb der Laptop im Quartier, die bespielten DVDs kamen ins Auto. Damit war zumindest ansatzweise der 3-2-1-Regel Genüge getan: dreifach speichern, auf zwei verschiedenen Medien, eines davon außerhalb des derzeitigen Aufenthaltsortes. Heute würde man vermutlich eine Cloud nutzen, aber soweit waren wir vor 11 Jahren noch nicht.

Parallel zum Brennen der DVDs wurden die Kamera und vor allem das Objektiv inspiziert und geputzt, alles war wieder staub- und griffspurenfrei. Der Akku wurde ausgebaut und ins Ladegerät gesteckt.

Das recht späte warme Abendessen war absolut super, das Alsterwasser (für Nicht-Norddeutsche: Radler) schmeckte hervorragend. Kurz gingen wir noch unsere Notizen durch und zogen eine Tagesbilanz: 31 Fahrzeuge vom Meldekrad bis hin zum Gerätewagen-Gefahrgut hatten wir heute abgelichtet. Dafür, dass wir erst gegen 1100 Uhr begonnen hatten, war das ein tolles Ergebnis. Sehr bald gingen wir schlafen, der morgige Tag würde aller Voraussicht nach nicht weniger anstrengend sein.

 (wird fortgesetzt)

Text und Fotos: Klausmartin Friedrich


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