Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, hat am 1.4.2022 die ersten Fahrzeuge an die Landeseinheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung übergeben. Am Standort des Niedersächsischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) in Celle-Scheuen übergab Minister Pistorius vier sog. CCFM 3000 „Niedersachsen“, drei Kommandowagen sowie einen Mannschaftslastwagen an die ersten drei Landeseinheiten. Das CCFM 3000 „Niedersachsen“ ist ein hochspezialisiertes Fahrzeug für die Bekämpfung von Vegetationsbränden, das auch auf die besonderen Herausforderungen im Rahmen von Einsätzen im europäischen Ausland – insbesondere auch in Südeuropa – abgestimmt ist.
„Mit diesen Einheiten sind wir zukünftig nicht nur in Niedersachsen wesentlich besser für den Ernstfall gerüstet. Diese Fahrzeuge sind sowohl für den Einsatz in Deutschland geeignet, als auch auf die Brandbekämpfung im EU-Ausland spezialisiert, wenn uns unsere Partner gerade in Südeuropa um Hilfe bitten.“, so der Minister.
Insgesamt werden bis Ende 2024 vier sog. GFFF-V-Module (Ground forest fire fighting using vehicles) in den mittel- und hochwaldbrandgefährdeten Gebieten (Landkreise Celle, Heidekreis, Gifhorn, Uelzen, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg) sowie in den Harz-Landkreisen (Landkreise Göttingen und Goslar) stationiert.
Eine Neuerung ist hierbei, dass jeweils immer zwei Landkreise ein gemeinsames Modul im Auftrag des Landes bilden. Zu einem Modul gehören ein Führungsfahrzeug, vier dieser CCFM 3000 „Niedersachsen“-Fahrzeuge und ein Gerätewagen für die Logistik. Die Fahrzeuge können innerhalb der stationierten Landkreise eingesetzt werden, aber natürlich auch durch andere Katastrophenschutzbehörden angefordert werden.
Mit der Aufstellung der Landeseinheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung, den sogenannten GFFF-V-Modulen, sollen primär die niedersächsischen Fähigkeiten in der Vegetationsbrandbekämpfung gestärkt werden. Darüber hinaus wird der Einsatz im Rahmen des EU-Katastrophenschutzes geplant.
Neben den Fahrzeugen werden die Einsatzkräfte der GFFF-V-Module mit spezieller persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet. Dazu gehören unter anderem Helm, Brille, Nackenschutz, Flammschutzhaube, Handschuhe, ein Sonnenschutzhut sowie jeweils eine Jacke und eine Hose, die speziell auf die Anforderungen der Vegetationsbrandbekämpfung angepasst sind. Zusätzlich zu dieser persönlichen Schutzausrüstung wird eine Reserve für mögliche längerfristige Einsätze im In- und Ausland eingerichtet.
CCFM
Die im Französischen Camion Citerne Feux de Forêts Moyen genannten Fahrzeuge, ins Deutsche übersetzt Mittlere Waldbrand-Tanklöschfahrzeug (TLF-W), wurden von der Firma Iturri Feuerwehr- Umwelttechnik GmbH auf einem Renault-Fahrgestell aufgebaut.
Aufgebaut ist das CCFM mit spurgleicher Gelände-Einzelbereifung auf einem serienmäßigen Renault-Fahrgestell vom Typ D14 R4×4 Fire&Rescue CCF mit einen Sechs-Zylinder-Turbodieselmotor mit einer Leistung von 206 kW (280 PS), einem manuellen 6-Gang-Schaltgetriebe mit Untersetzung, permanentem Allradantrieb sowie Differentialsperren längs sowie an Vorder- und Hinterachse.
Zur weiteren sicherheitstechnischen Ausstattung gehören:
- thermischer und mechanischer Schutz für Kraftstoff- und Bremsleitungen, Bremsschläuche sowie für elektrische Leitungen, deren Beschädigung einen Ausfall des gesamten Fahrzeugs bewirken könnte
- Rollover-Protection-System (ROPS)
- Selbstschutzanlage mit separaten Wassertank (500 l) und separater Pumpe zum Schutz der Kabinenscheiben, rechter und linker Fahrzeugseite und der Reifen
- Atemluftversorgung in der Kabine mit 5 Atemanschlüssen
- Selbstschutzsystem (Smart Self Protection System) und Wetterstation mit Überwachung folgender Daten: Außentemperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Kippwinkel, GPS-Daten sowie Luftqualität (CO/O2) in der Kabine sowie mit akustischem (mit Durchsage) und optischem Alarm: Warnung vor Kippgefahr, Warnung vor schlechter Luftqualität in der Kabine und Warnung vor zu hoher Außentemperatur
- Selbstbergungswinde (Zugkraft 50 kN)
Der feuerwehrtechnische Aufbau besteht aus einem EcoPolyFire-Aufbau mit 2 Geräteräumen und begehbarem Dach, hinter der Hinterachse sind 2 weitere kleine Geräteräume untergebracht. Das offene Heck ist mit einer Pumpe Godiva FPN 10-2000, einer Schnellangriffshaspel 60m formstabiler Schlauch mit Hohlstrahlrohr fest an die Pumpe angeschlossen und einer nicht an die Pumpe angeschlossenen Langdistanzhaspel mit 6 x 20m D-Schlauch mit Hohlstrahlrohr und Absperrventil ausgestattet. Weiter ist das Fahrzeug mit einer Druckzumischanlage (48 l/ min, Zumischrate 0,1 – 10 %). und einem elektrischen gesteuerten Frontmonitor Sidewinder (0 – 1.000 l/min) versehen.
Zusätzlich zu den 500 l im separaten Tank für die thermische Selbstschutzanlage hat das TLF einen 3.000 l Löschwassertank und einen 80 l fassenden Schaummitteltank.
Die Löschmittelabgabe erfolgt über zwei heckseitige B-Druckabgänge der FPN, zwei frontseitige D-Druckabgänge, den Frontwerfer oder die zwei am Heck angeordneten, elektrisch aufwickelbaren Einrichtungen zur schnellen Wasserabgabe.
Zur Beladung des Tanklöschfahrzeuges zählen u.a. Wärmebildkamera, Motorkettensäge, Notfallrucksack, zwei Löschrucksäcke, Feuerlöscher PG6, wasserführende Armaturen, Armaturen zur Wasserentnahme, zusätzliches Schlauchmaterial, Rundschlinge und Sandbleche.
KdoW
Bei den Führungsfahrzeugen, je eines pro GFFF-V-Modul, handelt es sich um von der Elzer Firma Freytag Karosseriebau GmbH & Co. KG ausgebaute Volkswagen T5 „Widder“ 4Motion.
Die mit einer Fahrwerkshöherlegung und Geländebereifung ausgestatteten Allradfahrzeuge haben eine Motorleistung von 103 kW und ein manuelles Schaltgetriebe.
Zur Ausstattung zählen u.a. 2 MRT mit zusätzlichen Bedienteilen am Funkarbeitsplatz, einer Beschallungsanlage, Tablet-PC, Multifunktionsdrucker, VOIP-Telefon, 4 HRT, Fernglas, Kompass und GPS-Gerät.
Text und Fotos: Rüdiger Barth