Einsatzfahrzeug: Scheiblingkirchen - FF - TLFA 3000

Scheiblingkirchen - FF - TLFA 3000
Scheiblingkirchen - FF - TLFA 3000

Einsatzfahrzeug-ID: V215715 Weiteres Foto hochladen

Funkrufname Scheiblingkirchen - FF - TLFA 3000 Kennzeichen NK-55 LD
Standort Europa (Europe)Österreich (Austria)NiederösterreichNeunkirchen (NK)
Wache FF Scheiblingkirchen Zuständige Leitstelle k.A.
Obergruppe Feuerwehr Organisation Freiwillige Feuerwehr (FF)
Klassifizierung Tanklöschfahrzeug Hersteller MAN
Modell 17.272 FA Auf-/Ausbauhersteller Lohr
Baujahr 1993 Erstzulassung 1993
Indienststellung 1995 Außerdienststellung k.A.
Beschreibung

Tanklöschfahrzeug mit Allradantrieb (TLFA 3000) der Freiwilligen Feuerwehr Scheiblingkirchen im Bundesland Niederösterreich, Bezirk Neunkirchen.

Fahrgestell:
MAN (ÖAF)
Modell:
17.272 FA (MX90)
Baujahr:
1993
Aufbau:
Lohr

Funkrufname:
Tank Scheiblingkirchen

Eingesetzt wird das TLFA 3000 vor allem zur Brandbekämpfung sowie für kleinere technische Einsätze.

Technische Daten:

  • Motor: Reihensechszylinder-Dieselmotor
  • Motorleistung: 198 kW / 270 PS
  • Hubraum: 6.871 cm³
  • Eigengewicht: 9.380 kg
  • Zulässige Achslast Vorderachse: 6.300 kg
  • Zulässige Achslast Hinterachse: 11.500 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht (höchstzulässige Gesamtmasse): 17.000 kg
  • Höhe: 2,90 m
  • Breite: 2,50 m

Ausstattung:

  • Wassertank: 3.000 Liter
  • Schaummitteltank: 200 Liter
  • Pumpe: Zweistufige Feuerlöschkreiselpumpe Ziegler HMP 16 (Pumpenleistung Normaldruck: 1.500 l bei 10 bar, Pumpenleistung Hochdruck: 250 l bei 40 bar)
  • Zwei Hochdruck-Schnellangriffseinrichtungen (eine je Seite in den Geräteräumen G5 und G6) mit Pistolenstrahlrohr
  • Dachwerfer
  • Pneumatisch ausfahrbarer Lichtmast mit 4 Strahlern je 1.000 Watt (einzeln schaltbar)
  • 3 Atemschutzgeräte in Fahrtrichtung im Mannschaftsraum

Beladung:

  • Stromerzeuger 12 kVA
  • 4 A-Saugschläuche
  • B-Schläuche
  • C-Schläuche
  • H-Schläuche zur Verlängerung der Schnellangriffe
  • Strahlrohre, Verteiler, Armaturen
  • Schaumausrüstung
  • Feuerlöscher
  • Kettensäge
  • 4-teilige- Steckleiter
  • Kabeltrommel
  • Arbeitsstellenscheinwerfer
  • Wagenheber
  • Werkzeugkasten
  • Bolzenschneider
  • Handwerkzeug
  • Handscheinwerfer
  • Hygieneset
  • Verkehrsabsicherungsmaterial
  • Fahrzeugfunk digital
  • Fahrzeugfunk analog
  • Handfunkgeräte digital

Das Ziel: Hohe Nutzlast und Allradantrieb bei gleichzeitig niedriger Bauhöhe

Bei Feuerwehren mit alten, niedrigen Feuerwehrhäusern bestand ein gewisser Bedarf an Allradfahrzeugen mit hoher Nutzlast und gleichzeitig niedriger Bauhöhe. Diese Anforderungen ließen sich mit den herkömmlichen Standardfahrgestellen nicht umsetzen. Während die Vorgängerfahrzeuge aufgrund ihrer bei Haubenfahrzeugen grundsätzlich niedrigeren Bauhöhe noch in den Häusern unterzubringen waren, war dies mit den serienmäßigen Frontlenker-Fahrlenkfahrgestellen der 80- und 90er-Jahre so nicht mehr möglich. Auch das alte Feuerwehrhaus der FF Scheiblingkirchen verfügte über eine Höhe von weniger als 3 m – dazu später mehr.

Es musste von den Feuerwehrfahrzeugherstellern also Sonderkonstruktionen gefunden werden, um Allrad und eine hohe Nutzlast bei gleichzeitig niedriger Bauhöhe vereinen zu können. Diese Zielsetzung verfolgte Lohr bereits mit der Hurrikan-Baureihe. Diese sollte sich zusätzlich durch mehr Komfort und eine bessere Bedienbarkeit auszeichnen als herkömmliche Feuerwehrfahrzeuge auf Serienfahrgestell. Kabine und Aufbau waren eine komplette Eigenkonstruktion von Lohr, basierend auf einem Allradfahrgestell der ÖAF. Der Prototyp des Hurrikan wurde auf der Interschutz 1988 gezeigt, es folgten in den Jahren 1990 bis 1992 (Einzelfälle noch 1993) lediglich ungefähr 15 – 20 weitere Exemplare. Letztlich konnten sich sowohl der Hurrikan von Lohr, als auch der parallel von Rosenbauer gebaute Falcon nicht durchsetzen.

Der MX90 von ÖAF/MAN

Für einen neuen Versuch wandte sich Lohr wieder an die ÖAF. Die Österreichische Automobil-Fabriks-Aktiengesellschaft (ÖAF) gehört seit 1970 zum MAN-Konzern. Zuvor wurden bereits lange Zeit in Lizenz MAN-Motoren verbaut. Am Standort Wien-Liesing produziert die ÖAF insbesondere Sonder-, Spezial- sowie militärische Großfahrzeuge, die nicht in Großserie hergestellt werden.

Für Lohr verwendete ÖAF nun ein Fahrgestell der MX90-Baureihe. Bei der MX90-Baureihe handelt es sich um eine Kombination aus einem zivilen Fahrgestell der MAN M90-Baureihe in Verbindung mit dem modularen Fahrerhaus für den Militärbereich (bekannt von den KAT-Fahrgestellen). Als Fahrgestell mit 17 Tonnen höchstzulässiger Gesamtmasse entwarf ÖAF den Typ E30. Dieser basierte auf dem mittelschweren MAN-Typ M08 (17 t 4x4 FA). Diese Herkunft ist noch an der Fahrgestellnummer erkennbar, da diese den Typ M08 enthält und nicht wie zu vermuten wäre die Ziffernfolge E30 (Quelle: Peter Ocker: Die Allrad-Alleskönner von MAN und Rheinmetall Band II, siehe unten). Damit wäre auch das Rätsel gelöst, ob das Fahrzeug nun als MAN zu bezeichnen ist (wie an der Front und am Lenkrad erkennbar) oder als ÖAF (wie im Fahrzeugschein und auf den Typenschildern von Lohr eingetragen). Somit wird nun im Folgenden das Fahrzeug als MAN bezeichnet.

Aufbau von Lohr

Lohr verlängerte das serienmäßige modulare Fahrerhaus zu einer Mannschaftskabine für eine Löschgruppe (1:8). Bemerkenswert sind trotz der niedrigen Bauhöhe von nur 2,90 m insbesondere das großzügige Raumangebot und die gute Rundumsicht. Dies liegt einerseits an der damals in Österreich üblichen Sitzanordnung 2-4-3. Hinter dem Maschinisten und dem Gruppenkommandanten sitzen also 4 Mann entgegen der Fahrtrichtung und der Drei-Mann-Angriffstrupp in Fahrtrichtung mit in die Rücken integrierten Halterungen für Atemschutzgeräte. Andererseits weist die Kabine die volle Fahrzeugbreite von 2,50 m auf, was damals noch nicht üblich war. Bemerkenswert sind außerdem die pneumatisch ausklappbaren Trittstufen der Türen zum Mannschaftsraum. Als Sitze verwendete Lohr vermutlich Sitze aus dem Busbereich mit einem für die damalige Zeit typischen auffälligen Muster.

Der Aufbau weist drei Geräteräume je Fahrzeugseite mit tiefgezogenen Geräteräumen vor und hinter der Hinterachse sowie einen Geräteraum am Heck auf. Als Pumpe verwendete Lohr wie damals üblich eine Feuerlöschkreiselpumpe HMP 16 von Ziegler, die im Vergleich zu den einstufigen Pumpen für den deutschen Markt mit einer Hochdruckstufe ausgestattet wurde. Der Stromerzeuger mit 12 kVA Leistung kann auch auf dem Auszug betrieben werden und speist unter anderem einen pneumatisch ausfahrbaren Lichtmast mit 12 kVA Leistung. Die Beladung konzentriert sich vor allem auf die Brandbekämpfung und kleinere technische Einsätze.

Zur Reduktion der Bauhöhe werden die Leiterteile der Steckleiter 2x2 nebeneinander gelagert. Außerdem wurde ein niedriger Blaulichtbalken in die Fahrerkabine und am Heck Drehspiegelkennleuchten in die Dachblenden integriert.

Vom Prototyp zur FF Scheiblingkirchen

Das TLFA 3000 lief zuerst als Vorführfahrzeug von Lohr und wurde 1993/1994 auch auf mehreren Fachmessen gezeigt, darunter auch auf der Interschutz 1994.

Auch die FF Scheiblingkirchen verfügte über damals ein sehr niedriges Feuerwehrhaus und das bisherige Tanklöschfahrzeug auf Mercedes-Benz Kurzhauber musste ersetzt werden. Nach einer überzeugenden Fahrzeugpräsentation vor Ort wurde entschieden, das Fahrzeug anzukaufen. Die Erstzulassung für die FF Scheiblingkirchen erfolgte am 26.05.2025 bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen. Da das TLFA zuvor sehr viel als Vorführfahrzeug unterwegs war, hatte es bei Indienststellung bereits einen Kilometerstand von über 20.000 km, was viele Feuerwehrfahrzeuge im Laufe ihrer Dienstzeit kaum erreichen. Zusätzlich erwarb man im Rahmen des Ankaufs von Lohr auch eine Tragkraftspritze von Ziegler für das Vorgängerfahrzeug des heutigen LF-A; heute wird diese auf dem LF-A mitgeführt.

Weitere Feuerwehrfahrzeuge auf MAN/ÖAF MX90

Obwohl der Prototyp viel als Vorführzeug unterwegs war und auf Messen wie der Interschutz 1994 gezeigt wurde, kam für Lohr nur ein weiterer Auftrag am anderen Ende Österreichs zustande. Die FF Schruns im Bezirk Bludenz in Vorarlberg beschaffte ebenfalls aufgrund des niedrigen damaligen Feuerwehrhauses ein Rüstfahrzeug (RF) mit Gruppenkabine, das 1995 hergestellt und 1996 in Dienst genommen wurde.

Auf dem MX90 Fahrgestell wurden nur zwei weitere Feuerwehrfahrzeuge gebaut: zwei Trockenlöschfahrzeuge für den Flugbetriebsbrandschutz des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Diese entwickelte ÖAF 1990 mit dem Typ E83 auf Basis eines MAN 14.362 FA. Zwei modulare Fahrerhäuser wurden quasi „Rücken an Rücken“ miteinander verbunden, was den Fahrzeugen gemeinsam mit dem ungewöhnlichen Aufbau von Rosenbauer ein besonderes Aussehen verlieh. Die Fahrzeuge waren die meiste Zeit am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg stationiert und wurden 2021 ausgesondert.


Herzlichen Dank an die FF Scheiblingkirchen für die freundliche Unterstützung!

Als Quelle diente unter anderem:
Peter Ocker: „Die Allrad-Alleskönner von MAN und Rheinmetall Band II“, Eigenverlag Peter Ocker, Erste Auflage 2024, ISBN: 978-3-9826291-1-7

Ausrüster k.A.
Sondersignalanlage
  • 1 Warnbalken Hänsch DBS 975 LED
  • 2 Drehspiegelkennleuchten intergriert in die Dachblenden am Heck
  • Tonfolgeanlage

Besatzung 1/8 Leistung 198 kW / 269 PS / 266 hp
Hubraum (cm³) 6.871 Zulässiges Gesamtgewicht (kg) 17.000
Tags
k.A.
Eingestellt am 09.07.2025 Hinzugefügt von Thomas Dotzler
Aufrufe 9993

Korrektur-Formular

Sollten Sie in den Beschreibungen oder Fahrzeugdaten einen Fehler finden, weitere sachdienliche Informationen zum Fahrzeug besitzen oder einen Verstoß gegen das Urheberrecht melden wollen, dann benutzen Sie bitte das Korrekturformular. Wir bitten Sie darum, nur gesicherte Angaben zu machen, denn spekulative Informationen kosten das Admin-Team nur Zeit, die von uns besser verwendet werden kann.

Zum Korrektur-Formular

Weitere Einsatzfahrzeuge aus Neunkirchen (NK)

Alle Einsatzfahrzeuge aus Neunkirchen (NK) ›