Beschreibung |
Rüstwagen (RW 1) der Freiwilligen Feuerwehr Samtgemeinde Schwarmstedt, Ortsfeuerwehr Schwarmstedt.
Das Fahrzeug wurde durch das Bundesamt für Zivilschutz (BZS) für den erweiterten Katastrophenschutz beschafft. Ursprünglich stationiert war es bei der FF Ostfildern, Abteilung Scharnhausen, im Landkreis Esslingen (Baden-Württemberg).
Im November 2005 wurde er dort durch ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20/16) ersetzt. Den ausgemusterten Unimog konnte die Samtgemeinde Schwarmstedt kurz darauf günstig erwerben. In den folgenden Monaten führte der Gerätewart der FF Schwarmstedt eine technische Generalüberholung durch und baute das Fahrzeug für die Zwecke der Ortsfeuerwehr um. Insbesondere die Ausstattung wurde erheblich erweitert, u. a. durch einen Lichtmast, eine LKW-Rettungsbühne und eine verbesserte Heckabsicherung. Dadurch erreichte der RW ein deutlich höheres Gewicht als die zulässigen 7.490 kg, was eine Auflastung auf 8.200 kg notwendig machte. Im November 2006 ging der Rüstwagen bei der OF Schwarmstedt in Dienst. Er war als Teil des Fachzuges Technische Hilfeleistung des Heidekreises auch außerhalb des Gemeindegebietes im Einsatz, zuletzt z. B. im Hochwassergebiet im Ahrtal.
Im Zuge der Beschaffung eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs (HLF 20) im September 2022 wurde der Unimog außer Dienst gestellt und im Juni 2023 über Zoll-Auktion versteigert. Geschichte des RW 1 des Bundes: Mit der Veränderung der rechtlichen Grundlagen für den Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren änderte sich auch das dahinterstehende Fahrzeugkonzept. Mit der Auflösung des Luftschutzhilfsdienstes 1968 und der Überführung des Zivilschutzes in den "erweiterten Katastrophenschutz" wurde ein in Teilen komplett neues System erarbeitet.
Der Brandschutzdienst des Katastrophenschutzes stellte nun keine Bereitschaften mehr, sondern zwei spezielle Löschzüge: Den "Löschzug Löschen und Retten" (LZ-R) sowie den "Löschzug Löschen und Wasserversorgung" (LZ-W). Zentrales Element beider Züge sollten zwei Löschgruppenfahrzeuge 16 mit Tragkraftspritze sein. Ergänzt werden sollten sie durch einen Rüstwagen 1 bzw. einen Schlauchwagen 2000 mit Truppbesatzung. Beide Züge hatten deckungsgleich einen Führungstrupp, der mit einem zu beordernden Zugtruppfahrzeug und einem Krad ausgestattet war.
Die durch den Bund veranlasste Beschaffung von RW 1 lief zu Beginn des Jahres 1981 an. Bereits zehn Jahre zuvor hatte das zuständige Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz (BzB) zwei Rüstwagen 1 nach Norm als Prototypen von Metz und Magirus auf einem Kurzhauber von Mercedes-Benz sowie einem Frontlenker von Magirus-Deutz aufbauen lassen. Um schnell den hohen Bedarf an Fahrzeugen zu decken, entschied sich das BzB nach der Anschaffung der Prototypen-Rüstwagen zum Umbau von 412 Vorauslöschfahrzeugen auf Mercedes-Benz Unimog S404 zu sogenannten Hilfsrüstwagen. Bevor die Serienbeschaffung vollwertiger Rüstwagen 1 anlief, beschaffte das Bundesamt für Zivilschutz (BZS), der Nachfolger des BzB, einen letzten Prototypen: Einen Mercedes-Benz Unimog mit Pritsche und aufgesetztem Rüstcontainer. Das Konzept überzeugt die Feuerwehren aber nicht und wurde daher nicht weiterverfolgt.
Den Auftrag für den Bau eines Prototypen für die erste Reihe auf einem Magirus-Deutz M 130 7 FAL erhielten 1981 die Odenwaldwerke Rittersbach. Die insgesamt 70 Serienfahrzeuge fertigte 1982 jedoch die Firma Voll aus Würzburg. In den Jahren 1983 und 1984 sowie 1987 und 1989 wurden in weiteren vier Beschaffungsserien Aufträge für insgesamt 473 Rüstwagen 1 auf Mercedes-Benz Unimog U 1300 L vergeben. Die Aufbauten für diese Fahrzeuge stammten von den Odenwaldwerken (ab 1983, 70 Stück), Lentner in Hohenlinden (ab 1984, 116 Stück) sowie Wackenhut aus Nagold (183 Stück ab 1987 und 89 Stück ab 1989).
Nach den ersten beiden Unimog-Serien ließ das BZS von Lentner einen weiteren Prototypen auf einem Fahrgestell der ARGE MAN-VW aufbauen und testen. Auf ihn folgten 1986 zwei von den Odenwaldwerken gefertigte Serien mit 140 und 43 Exemplaren. Auch die letzte Serie im Jahr 1992 wurde auf MAN-VW-Fahrgestellen aufgebaut, jedoch stammte bei diesen 45 Fahrzeugen der Aufbau von der Fahrzeug- und Umwelttechnik GmbH aus Neubrandenburg. Als Basis diente jeweils der MAN-VW 8.136 FAE.
Kurz nach dem Fall der Mauer feierte der Hilfsrüstwagen kurzzeitig seine Rückkehr. Das BZS beschaffte für die neuen Bundesländer ab 1991 insgesamt 100 HRW auf Robur LO 2002 A mit Aufbau der Feuerlöschgerätewerke Luckenwalde. Mit diesen einfachen Fahrzeugen sollte kurzfristig der Bedarf an Rüsttechnik in Ostdeutschland gedeckt werden. Bis 1994 waren die letzten RW 1 des Bundes vom Band gelaufen. Mit ihnen endete vorerst dieses umfangreiche Beschaffungskonzept.
Die Rüstwagen 1 wurden in mehreren Serien beschafft: - Magirus F 130 M 7 FAL, Odenwaldwerke, Voll (1981, 1 Stück, und ab 1982, 70 Stück)
- Mercedes-Benz Unimog U 1300 L, Odenwaldwerke, Lentner, Wackenhut (ab 1983 und 1984 sowie ab 1987 und 1989, 473 Stück)
- MAN-VW 8.136 FAE/ 31, Odenwaldwerke (ab 1986 und ab 1992, 228 Stück)
Technische Daten: - Fahrgestell: Mercedes-Benz Unimog U 1300 L (U 435)
- Motor: 6-Zylinder-Reihen-4-Takt-Motor, Typ OM 435
- Motorleistung: 96 kW bei 2.800 U/min
- Hubraum: 5.636 cm³
- Getriebe: manuelles, synchronisiertes 5-Gang-Wechselgetriebe
- Antrieb: Allrad, 4x4
- Differentialsperren: Hinterachse
- Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
- zulässiges Gesamtgewicht: 8.200 kg (nachträglich aufgelastet)
- Leergewicht: 5.900 kg
- Achslast vorn / hinten: 4.000 / 4.000 kg
- zulässige Anhängelast gebremst: 7.490 kg
- Länge: 5.540 mm
- Breite: 2.430 mm
- Höhe: 2.870 mm
- Radstand: 3.250 mm
Auf-/Ausbau: - Hersteller: Odenwaldwerke Rittersbach (OWR)
- Produktionsnummer: 1778
- Lackierung: RAL 3000 (Feuerrot)
Umbau: eigen Ausstattung u.a.: - Seilwinde 50 kN
- Lichtmast
- Stromerzeuger
- hydraulisches Rettungsgerät Schere und Spreizer
- Stempel und Pedalschneider
- hydraulische Winde
- Motorkettensäge und Schnittschutzkleidung
- Trennschleifer
- Brennschneidegerät
- Hebekissen
- Keile und Unterlegbohlen (Hartholz)
- Büffelwinden
- LKW-Rettungsplatform
- Stützen, Stangen
- 2-teilige Steckleiter
- Strickleiter
- Handscheinwerfer
- Flutlichtstrahler auf Stativ
- Kabeltrommeln mit Zubehör
- Verkehrswarngeräte (Pylonen, Blitzleuchten, usw.)
- Pulverfeuerlöscher 12 kg
- Werkzeug
- 2 Handfunkgeräte
- festeingebautes Funkgerät
Laufbahn: - 08/1984-11/2005: FF Ostfildern, Abt. Scharnhausen
- 11/2005-11/2006: Umbau durch FF Schwarmstedt
- 11/2006-09/2022: FF Schwarmstedt, OF Schwarmstedt
Im Rahmen der Vorbereitung auf Digitalfunk wurden im Heidekreis zum 01.01.2013 neue Funkrufnamen vergeben. Ehemalige FRN: - Florian Scharnhausen 03/51
- Florian Böhme 18/40
Vorgänger: https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/183097/ Nachfolger in Scharnhausen: https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/90250/ Herzlichen Dank an die Kameraden der Ortsfeuerwehr Schwarmstedt für ihre Bemühungen beim Fototermin! |