Beschreibung |
Großtanklöschfahrzeug (GTLF 10) der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main, auf Basis eines Mercedes Benz Actros 2541 L 6x2*4 und dem feuerwehrtechnischen Auf- und Ausbau durch die Firma Lentner.
In den Jahren 2010 und 2011 beschaffte die Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main vier neue Großtanklöschfahrzeuge (GTLF), davon zwei in der Konfiguration GLTF 5 und zwei in der Konfiguration GTLF 10. Die Fahrzeuge ersetzen die GTLF 6, bzw. GTLF 10, welche im Zeitraum 1985 bis 1995 beschafft wurden. Die Anschaffung von Großtanklöschfahrzeugen für den innerstädtischen Einsatz erklärt sich in der stellenweise unzureichenden Versorgung mit Löschwasser über Hydranten. Die Stadt Frankfurt erkannte damals (1966), dass es Stadtteile gibt, in denen, auf Grund von Bebauung/Bewirtschaftung, im Einsatzfalle mehr Löschwasser benötigt wurde, wie durch das örtliche Hydrantennetz zur Verfügung gestellt werden konnte. Daraus leitet sich auch der ursprüngliche Einsatzzweck der Großtanklöschfahrzeuge ab, im Pendelbetrieb die Löschwasserversorgung sicherzustellen.
Der sich im Ausbau befindliche Großflughafen Frankfurt am Main, mit seinen Ein- und Abflugschneisen, die über weiten Teilen der Stadt verlaufen, stellen einen weiteren Beweggrund für den Betrieb von Großtanklöschfahrzeugen dar. Die unmittelbare Nähe zu fünf Autobahnen, insbesondere dem Frankfurter Autobahnkreuz mit seiner Priorität als Unfallschwerpunkt, machten und machen eine Anschaffung von Großtanklöschfahrzeugen plausibel. Ein weiterer Aspekt betrifft den Frankfurter Stadtwald, mit seinen rund 4.800 Hektar sowie die, die Stadt umgebenden, landwirtschaftlichen Nutzflächen. In beiden Bereichen besteht das erhöhte Risiko von Flächenbränden. Neben der Funktion als Finanzmetropole, stellt Frankfurt am Main auch einen Industrieschwerpunkt dar. Die sich in diesem Zusammenhang angesiedelten Industriezweige hatten und haben vereinzelt hohe Ausdehnungen in ihren Liegenschaften. Somit ist es verständlich, dass die Großtanklöschfahrzeuge mit 5.000 bis 10.000 Liter Löschwasser und 500 (2 x 250) bzw. 1.000 (2 x 500) Liter Schaummittel eine adäquate Lösung darstellen. Die Großtanklöschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr Frankfurt sind somit ein unerlässlicher Bestandteil des feuerwehrtechnischen Fuhrparks und des Brandschutzkonzeptes der Stadt Frankfurt am Main.
Die Stadt Frankfurt a.M. hat mit der Verwendung von Großtanklöschfahrzeugen so gute Erfahrung gemacht, dass sie mittlerweile dieses Konzept in der vierten Generation umsetzt. Erstmals wurden Großtanklöschfahrzeuge der Firma Magirus im Jahre 1967 angeschafft, wo sie noch unter der Bezeichnung ZB 6/24 (Zubringer-Löschfahrzeug) liefen. Weiterhin wurden Mitte der 1970er Jahre weitere Besetzterprobungen durchgeführt, unter anderem das Konzeptfahrzeug "JANUS", erwiesen sich allerdings im Kontext zu Größe, Nutzen und Kosten als unwirtschaftlich, respektive wenig brauchbar. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt hatte bei der Anschaffung darauf geachtet, dass die Fahrzeuge mit nahezu identischer feuerwehrtechnischer Ausstattung geliefert wurden, so dass ein unproblematischer Transfer innerhalb des Wachensystems möglich wird, ohne speziell geschultes Personal nachführen zu müssen.
Um das Fahrzeug mit seiner zulässigen Gesamtmasse von 26.000 Kilogramm möglichst flach halten zu können, wurde das GTLF 10 auf ein Actros-Fahrgestell aufgesetzt, welches als Besonderheit im Feuerwehrfuhrpark eine hydraulisch lift- und lenkbare Nachlaufachse besitzt. Somit konnte die Gesamt-Fahrzeughöhe auf 3,30 Meter begrenzt werden. Positiver Nebeneffekt der Nachlaufachse ist das subjektiv, als besser empfundene Handling und die Straßenlage. Da die GTLF10 in der Regel befestigte Wege befahren, wurde ein Straßenfahrgestell als ausreichend bewertet. Neben der vereinfachten Bedienbarkeit erfährt der Maschinist durch das automatisierte Schaltgetriebe „PowerShift“ weitere Unterstützung, er kann sich bei Einsatzfahrten vollständig auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren. Die PowerShift-Anlage ist so konfiguriert, dass die speziellen Anforderungen bei Alarmfahrten erfüllt werden können. Diese zeigen sich insbesondere bei schnell aufeinanderfolgenden Last-Wechsel-Reaktionen (Beschleunigen/Bremsen).
Analog zu den GTLF 5 verfügen die GTLF 10 über jeweils 10.000 Liter Löschwasser und zwei Schaummitteltanks, mit jeweils 500 Litern Fassungsvermögen. Die Trennung der Schaummitteltanks hat, neben der besseren Achslastverteilung auch den Vorteil, dass die Fahrzeuge zwei unterschiedliche Schaummittel mitführen können. Allerdings sind die beiden Schaummitteltanks derzeit noch identisch befüllt.
Statt einer Kettensäge, wie bei den beiden GTLF 5, ist auf dem GTLF 10 ein mobiles Flexifoam-Schaumerzeugungssystem mit Lutten und Zubehör verlastet. Das Flexifoam-System besteht aus einer Schaumerzeugungseinheit und einer Druckeinheit (Lüfter). Ergänzt durch einen formstabilen Kunststoffschlauch mit ca. 80 cm Durchmesser wird der Schaum nicht mittels Wasserkraft zum Ziel befördert, sondern durch das System direkt gepumpt. Somit sind die Einsatzkräfte in der Lage, innerhalb kürzester Zeit das Löschmittel Schaum großflächig und hochvolumig zum Einsatz zu bringen. Da die GTLF 10 nicht für den Pump-and Roll-Betrieb ausgelegt sind, fungieren sie zumeist als Löschwasserzubringer und mobile Pumpe im erweiterten Löschzug, bei entsprechenden Lagen. Um die Löschwasserversorgung am Einsatzort sicherstellen zu können, werden die Großtanklöschfahrzeuge auch im Pendelbetrieb eingesetzt. Die GTLF 10 sind durch ihre Feuerlösch-Kreiselpumpe HALE Godiva Typ WS4010 in der Lage, maximal 4.000 Liter pro Minute bei 10 bar zu fördern. Erstmals sind die Einrichtungen der GTLF 10 über ein CAN-Bus-System verbunden, ergänzt durch eine Fernbedienung. Über diese kann der Maschinist innerhalb eines 100-Meter-Radius sämtliche Lösch- und Förderfunktionen des Fahrzeuges steuern. Dazu gehören, neben der Steuerung der Förderleistung der Pumpe, auch die Ausrichtung und der Betrieb des verbauten Dachmonitors. Das CAN-Bus-System ermöglicht es auch, die Zumischung des Schaummittels über die Fernbedienung zu steuern. Der Alco-Dachmonitor EL366 ist in der Lage, 4.000 Liter pro Minute bei 8 bar abzugeben und kann durch ein Aufsteck-Schaumrohr erweitert werden. Der Dachmonitor ist mit Xenon-Arbeitsscheinwerfern ausgerüstet. Um einen fahrzeugbasierten Schnellangriff ausführen zu können, befindet sich im Heckbereich eine Druckschlauch-DN25-Haspel, mit einer nutzbaren Länge von 50 Metern. Somit sind die GTLF 10 (beispielsweise) in der Lage, hocheffektiv bei Fahrzeugbränden vorzugehen. Diese Einsatzindikation ist, bei rund 310.000 Fahrzeugbewegungen im Bereich des Frankfurter Kreuzes, sehr häufig. Obwohl die Berufsfeuerwehr Frankfurt standardmäßig kein F-Schlauchmaterial verwendet, ist das Fahrzeug mit einem entsprechenden Anschluss ausgerüstet. Dies resultiert aus der möglichen Unterstützungsleistung für die Werkfeuerwehr des Rhein-Main-Flughafens. Somit ist es möglich, das, in einem Abrollbehälter verlasteten HFS-System (FF Flörsheim), zur Anwendung zu bringen.
Technische Daten:
• Fahrgestell: Mercedes Benz Actros 2541 L 6x2*4 • Motorleistung: 300 kW / 408 PS (6-Zylinder Diesel Euro 5) • Hubraum: 11.946 ccm³ • Getriebe: automatisiertes Schaltgetriebe mit "Power-Shift" • Zulässiges Gesamtgewicht: 26.000 kg • Einsatzgewicht ohne Besatzung: ca. 24.000 kg • Radstand: 4.500 mm / 1.350 mm • Länge: 9.520 mm • Breite: 2.500 mm • Höhe: 3.300 mm • Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h (elektronisch begrenzt) Aufbau:
• Josef Lentner GmbH, Firefighting & Rescue Vehicles – GTLF 10 • Aufbau mit sieben Geräteräumen in GFK-Bauweise (Fa. Plastisol) • Geräteräume: 7 Geräteräume durch Rollläden verschlossen mit Zentralverriegelung und Drehstangenverschlüssen • Pumpe: HALE GODIVA WS4010 (Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-4000, 4000 Liter pro Minute bei 10 bar) • Schaummittelpumpe: FireDOS FD4000 • Löschwasserbehälter: 10.000 Liter • Schaummittelbehälter: 2 x 500 Liter • Schnellangriffseinrichtung: 50 Meter formstabiler Druckschlauch DN25 mit Hohlstrahlrohr • Dachmonitor: Alco-Monitor EL366 mit Hohl- und Sprühstrahldüse MZ A 4000-8 EL (Wurfweite ca. 70 Meter) mit 2 Xenon-Scheinwerfern (Weit- und Breitstrahler), sowie optionaler Schaumrohraufsatz SW40. Aufgebaut auf DN 80, System kompeltt über Fernbedienung steuerbar. • Umfeldbeleuchtung: seitlich im Aufbau integriert, sowie 2 heckseitige Arbeitsscheinwerfer und 2 x an der Dachkante.
Feuerwehrtechnische Beladung: Geräteraum G1: - 1 x Brechstange
- 1 x Spaten
- 2 x Feuerwehrleinen
- 1 x Bolzenschneider
- 1 x Satz Schneeketten
- 1 x Warndreieck
- 3 x Leitkegelleuchten
- 1 x Feuerwehraxt
- 1 x Bügelsäge
- 2 x Hitzeschutzkleidung Typ 3
- 1 x Werkzeugkoffer Sortimo
- 2 x Warnleuchten
- 5 x Verkehrsleitkegel
Geräteraum G2: - 3 x Waldbrandbekämpfungsset:
- 1 x Satz B-I-G-Tempest Flexifoam
- 3 x DM-Strahlrohre
- 3 x Druckschläuche D15
- 3 x Übergangsstücke C-D
- 1 x Ansaugschlauch-Schaummittel (B-Kupplung und Saugkorb 2 Meter)
- 1 x Ansaugschlauch-Schaummittel (C-Schlauch und Saugkorb 2 Meter)
- 1 x Ansaugschlauch-Schaummittel (B-Kupplung und Saugkorb 3 Meter)
- 1 x Ansaugschlauch-Schaummittel (C-Schlauch und Saugkorb 3 Meter)
- 3 x Schlauchbrücken
- 1 x Ansaugrohr Schaummittel 1,2 Meter
- 2 x Unterlegkeile
Geräteraum G3: - 6 x Druckschläuche C15
- 2 x Druckschläuche B5
- 5 x Druckschläuche B20
- 2 x Feuerlöscher PG 6
- 2 x B-Druckabgänge Wasser/Schaum
- 2 x Schaumadapter für Hohlstrahlrohr
- 1 x Hohlstrahlrohr
- 2 x Warndreiecke
- 2 x Feuerlöscher K5
- Elektroschaltschrank
Geräteraum G4: - 1 x Standrohr
- 1 x Überflurhydrantenschlüssel
- 1 x Unterflurhydrantenschlüssel
- 2 x Schachthaken
- 2 x Mehrzweckleinen
- 2 x Kupplungsschlüssel F
- 2 x Übergangsstücke B-C
- 2 x Übergangsstücke C-D
- 1 x Übergangsstück F-A
- 1 x Sammelstück A-BB
- 2 x Verteiler BB-BBB
- 1 x Verteiler C-CBC
- 1 x Seifenspender
- 1 x Handtuchspender
- 1 x Blindkupplung B mit Wasserhahn
- 1 x Druckluftanschluss inkl. Druckluftpistole
- 1 x Druckschlauch B20
- Druckabgang F
- Füllanschluss Schaumtank A mit Füllanschluss
- Füllanschluss Schaumtank B mit D-Anschluss
- Saugeingang Schaummittel mit B-Anschluss
- Pack mit Gehörschutz-Stöpseln
- 2 x Druckabgang B mit D-Anschluss
Geräteraum GR: - Schnellangriffshaspel DN25 50 Meter
- Tankfüllstutzen B
- Pumpeneingang F
- Kurbel für Schlauchhaspel
- 1 x Hohlstrahlrohr
- 4 x Pumpeneingänge B
- Kupplungsschlüssel ABC
- Absaugschlauch
Beschaffte Fahrzeuge:
• F-W 6102 (BLW 3) • F-W 6104 (BLW 4)
Quelle(n):
• FeuerwehrMagazin Ausgabe Februar 2012 (Hans-Jürgen Stiehl) • Stadt Frankfurt am Main / Amt 37 (Berufsfeuerwehr) Text: Patrik Kalinowski & Christian Quarg |