Einsatzfahrzeug: Florian Reutlingen 01/52 (a.D.)

Rüstwagen (RW) der Freiwilligen Feuerwehr Reutlingen, Abt. Stadtmitte.

Fahrgestell: Titan
Aufbau: Magirus „Octopus“
Baujahr: 2000

Der „Octopus“ wurde von Magirus erstmals auf der Interschutz 2000 in Augsburg vorgestellt. Das Konzept war seinerzeit revolutionär: im Gegensatz zur üblichen Vorgehensweise, einen Feuerwehraufbau auf ein normales LKW-Fahrgestell zu setzen, wurde für den Octopus ein komplett neues Chassis entwickelt. Das Fahrgestell wurde von der Firma Titan entwickelt und weist einige Besonderheiten auf: so sitzt der 259 kW starke Motor auf der Hinterachse, an der Stelle also, die zur Geräteentnahme ohnehin am ungeeignetsten ist. Zusammen mit der niedrigen Einbauhöhe der Wassertanks bescherte dies dem Octopus eine sehr gute Straßenlage. Unter die Mannschaftskabine wanderte stattdessen die Frontpumpe, der Bedienstand inklusive formstabiler Schnellangriffseinrichtung wurde im Bereich der Frontklappe bzw. Stoßstange angebracht. Weiterhin verfügt das Fahrzeug über Single-Bereifung, Allradantrieb und Allradlenkung, was dem Octopus eine gute Wendigkeit einbrachte. Der Prototyp auf der Interschutz war als Hubrettungslöschfahrzeug (HULF) ausgeführt und mit einer Gruppenkabine ausgestattet.

Letzten Endes konnte sich das Octopus-Konzept aber nicht durchsetzen: ausgeliefert wurden lediglich vier Fahrzeuge: drei VLF an die BF Duisburg sowie der hier gezeigte RW an die BF Reutlingen. Die Duisburger VLF wurden aufgrund der zahlreichen Mängel nach kurzer Zeit an Magirus zurückgegeben, zwei davon laufen heute als VLF bei der WF Iveco Magirus im Ulmer Donautal. Der HULF-Prototyp sollte ursprünglich an die FF Hanau-Steinheim gehen, wurde aber nicht übernommen und steht heute beim Oldtimerclub Magirus Iveco (OCM) in Ulm, ebenso das dritte Duisburger VLF, welches dort als Ersatzteilspender fungiert. Somit ist der Reutlinger RW der einzige noch am Ursprungsort eingesetzte Octopus weltweit.

Auch beim Reutlinger RW gab es anfangs diverse Probleme, unter anderem mit dem Automatikgetriebe, weswegen das Fahrzeug bei Magirus nachträglich noch einmal komplett zerlegt werden musste. Heute rückt das Fahrzeug auf Nachforderung bei technischen Hilfeleistungen größeren Umfangs aus. Es dient außerdem als Begleitfahrzeug für den Feuerwehrkran, deshalb werden diverse Anschlagmittel (Schäkel, Ketten usw.) mitgeführt.

Ausstattung:

• Seilwinde HPC (Zugkraft: vorne 80 kN, hinten mit Umlenkrolle 160 kN)
• fest eingebauter Stromerzeuger
• fest eingebauter Druckluftkompressor
• 2 Lichtmasten mit je 4 Scheinwerfern
• Hydraulischer Rettungssatz (Zumro)
• Plasmaschneidgerät
• Mehrzweckzug
• Pneumatische Hebekissen
• 2 Multifunktionsleitern (im Heck eingeschoben)
• Rettungsplattform (auf dem Dach)
• Multi-Cut Rettungssäge
• Drei bezinbetriebene Kettensägen
• Eine elektrische Kettensäge
• Zwei Trennschleifer
• Bohrhammer
• Be- und Entlüftungsgerät (inkl. Sauglutten)
• Rüstholz
• Scheinwerfer, Kabeltrommeln, 4 Stative
• Tauchpumpe und Schläuche
• zwei mechanische Winden
• 10 Einwegschutzanzühe
• Zwei Schutzanzüge Öl/Wasser
• Gerätesatz Absturzsicherung
• Arbeitsplatte mit Schraubstock
• diverses Kleinwerkzeug
• usw.

Wir danken der Feuerwehr Reutlingen für die freundliche Unterstützung.

Das Fahrzeug ging im September 2010 außer Dienst.

• 4 x Hella OWS Warnbalken
• Martin Presslufthorn
• Wandel & Goltermann WA3
• Hella BSX-Micro Frontblitzer