Einsatzfahrzeug: Muri - StpFW - PiF (a.D.)

Muri - StpFW - PiF (a.D.)
Muri - StpFW - PiF (a.D.)
Detail der Fahrzeugfront

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Funkrufname Muri - StpFW - PiF (a.D.) Kennzeichen AG 27774
Standort Europa (Europe)Schweiz (Switzerland)Aargau
Wache StpFw Muri+ Zuständige Leitstelle k.A.
Obergruppe Feuerwehr Organisation Freiwillige Feuerwehr (FF)
Klassifizierung Vorauslöschfahrzeug Hersteller Packard
Modell Standard Eight Auf-/Ausbauhersteller Sonstige
Baujahr 1932 Erstzulassung 1932
Indienststellung 1951 Außerdienststellung 1986
Beschreibung

Pikettfahrzeug PiF der Stützpunktfeuerwehr Muri+, seit seiner Außerdienststellung als Traditionsfahrzeug erhalten

Fahrgestell: Packard Motor Car Company Standard Eight Sedan
Aufbau: Carrosserie J. Hauser AG
Baujahr:
Fahrgestell: 1932
Aufbau: 1951

Technische Daten:
Motor: Reihen-8-Zylinder-Ottomotor
Antrieb: Straßenantrieb, 4x2
Getriebe: Schaltgetriebe

Beladung/ Ausstattung:

  • Tragbare Schlauchhaspel mit B-Druckschlauch
  • C-Druckschläuche
  • Wasserführende Armaturen

Laufbahn:

  • 1932 - 1951: Taxiunternehmen im Kanton Aargau
  • 1951: Umbau zum Pikettfahrzeug durch Carrosserie J. Hauser AG
  • 1951 - 1986: (Stützpunkt-) Feuerwehr Muri als PiF
  • seit 1986: Stützpunktfeuerwehr Muri/ Muri+ als Traditionsfahrzeug

Oberklasse oder gar Luxuswagen im Feuerwehrdienst sind und waren schon immer eine außergewöhnliche Seltenheit und alles andere als die Regel. Etwas anders sah das im Schweizer Feuerwehrwesen der 1940er und 1950er, teilweise auch noch der 1960er Jahre aus. In dieser Zeit hielt bei den Feuerwehren der Schweiz zunehmend das sogenannte Pikett Einzug, eine schnell zur Verfügung stehende Einheit für den Erstangriff im Einsatz-, damals vor allem im Brandfall. Organisiert wurden diese Einheiten im Bereitschaftsdienst, eben den namensgebenden Pikettdiensten. Damit wich man vom bisher in der Schweiz gebräuchlichen Prinzip ab bei Feuerwehreinsätzen direkt ganze Kompanien aufzubieten, was nicht nur viel Personal, sondern auch viel Zeit benötigte.
Um das Pikett schnell an den Einsatzort zu bringen benötigten die Feuerwehren Fahrzeuge. Die Nutzung von Anhängern und die Inanspruchnahme von externer Zughilfe für diese schied dabei aus. Auf der Suche nach geeigneten Pikettfahrzeugen griffen die Feuerwehren in dieser Zeit äußerst gerne auf exquisite Gebrauchtwagen zurück: Oberklassewagen von US-amerikanischen Herstellern wie Packard, Chevrolet, Dodge und auch Ford. Sogar ein Rolls Royce Phantom II fand so seinen Weg zur Feuerwehr. Die meisten dieser Luxuskarossen stammten aus den 1930er Jahren und waren in ihrem ersten Leben als Direktions- oder Herrschaftswagen, dann auch meist gleich mit standesgemäßem Chauffeur oder aber als Taxi, teils auch als Kranken- oder Polizeiwagen im Einsatz. Für die Feuerwehren waren die ausgefallenen Luxuswagen wegen ihrer soliden und robusten Chassis sowie der großen und leistungsstarken Motoren von Interesse. Häufig bauten örtliche Handwerksbetriebe die gebrauchten Luxuswagen für die Feuerwehren um. Die ursprüngliche Innenausstattung mit gut gepolsterten und edlen Ledersitzen wich meist einfachen und zweckdienlicheren Holzbänken. Im Heck wurden Regale für die Ausrüstung eingebaut, teilweise sogar Halterungen für tragbare Schlauchhaspeln. Wenn der in der Originalkarosserie zur Verfügung stehende Raum für die mitzuführende Ausrüstung mal nicht ausreichte, dann wurde diese verlängert oder gleich ein ganz neuer Aufbau konstruiert. Was jedoch selbst in den größten Luxuswagen in der Regel nicht hinein passte, war die für den Löschangriff essentiell notwendige Motorspritze. Diese wurde nach wie vor auf einem vom gut motorisierten Luxus-Pikettfahrzeug gezogenen Anhänger transportiert.
Vor allem in den 1940er und 1950er Jahren fanden auf diesem Weg zu Pikettfahrzeugen umgebaute ehemalige Oberklassewagen in doch etwas größerer Zahl ihren Weg zu den Feuerwehren der Schweiz. Selbst in den frühen 1960er Jahren wurden vereinzelt noch Luxuswagen derartig zu Feuerwehrfahrzeugen umgebaut, bevor diese interessante Phase in der Schweizer Feuerwehrgeschichte ihr Ende fand. Eingesetzt wurden diese doch sehr speziellen Pikettfahrzeuge bis in die 1970er und teilweise sogar bis in die 1980er Jahre hinein. Nicht wenige dieser ausgefallenen Fahrzeuge werden bis heute von ihren Feuerwehren als Traditionsfahrzeuge erhalten und gepflegt.

Für den Umbau zum Pikettfahrzeug erwarb die Feuerwehr Muri 1951 einen gebrauchten Packard Standard Eight. Die 1932 gebaute US-Nobelkarosse war zuvor im Raum Muri als komfortables Taxi im Einsatz. Der Standard EIght mit Sedan-Karosseriehatte seinerzeit, also 1932, einen Listenpreis von 2.885 $. Nach heutigem Wert etwa 50.000 $ oder 45.000 €. Von der Carosserie J. Hauser AG aus Zofingen wurde der bereits 19 Jahre alte Packard für den Feuerwehrdienst umgebaut. In den 1950er und 1960er Jahren baute der Karosseriebauer Hauser einige Gebrauchtwagen für Feuerwehren in den Kantonen Aargau und Solothurn zu Einsatzfahrzeugen um. Mit dem Jahrzehnte später bekannten Aufbauhersteller Hauser hat die J. Hauser AG im Übrigen nichts zu tun. Von Hauser wurde der hintere Karosserieteil des für Muri bestimmten Packards umgestaltet, um Platz für die Feuerwehrausrüstung zu schaffen. Die sonst mit der Hinterachse endende Karosserie wurde in gefälliger Art und Weise nach hinten verlängert und elegant geschwungene Kotflügel ergänzt. Der Karosserieumbau fügt sich so gut ins Gesamtbild des Packards ein und greift die ursprünglichen Formen so gut auf und setzt sie so gut fort, dass der Umbau auf den ersten Blick fast nicht auffällt. Im neu geschaffenen geräumigen Gepäckraum baute Hauser ein Regal für Ausrüstung ein sowie Halterungen für eine tragbare Schlauchhaspel. Vor dem Gepäckraum wurden im Fond vis-à-vis zwei einfache Holzbänke für die Mannschaft eingebaut. Insgesamt können im Packard acht Personen Platz nehmen. Auf dem Dach wurden eine Halterung für eine Leiter sowie eine Sondersignalanlage ergänzt. Diese besteht nicht nur aus zwei Drehspiegelkennleuchten, sondern auch aus einem mittig über der Windschutzscheibe angebrachten Leuchtemblem, einem weißen F auf rotem Grund. Als Pikettfahrzeug zog der Packard bei der Feuerwehr Muri standardmäßig einen Motorspritzenanhänger mit weiterer Ausrüstung sowie auch einer Tragkraftspritze.
Der liebevoll Lissi genannte Packard Standard Eight stand bis ins Jahr 1986 bei der Feuerwehr Muri im aktiven Dienst. Lange wurde er als Pikettfahrzeug genutzt, später dann wohl auch als Verkehrsgruppenfahrzeug. Nach seiner Aussonderung blieb der Packard Standard Eight bei der Feuerwehr Muri und wurde fortan als Traditionsfahrzeug erhalten. Als solches hat es auch noch heute einen festen Platz in der Fahrzeughalle der Stützpunktfeuerwehr Muri+, wenn auch nur in der allerletzten Reihe und nicht mehr an vorderster Front wie in der Zeit unmittelbar nach 1951.

Packard Standard Eight

Der Standard Eight war ein Automodell der Oberklasse der Packard Motor Car Company aus Detroit und wurde zwischen 1928 und 1932 gebaut. Namensgebend für den Standard Eight war der große und für seine Zeit sehr leistungsstarke Reihen-Acht-Zylinder-Ottomotor der hinter dem markanten Kühlergrill unter der langgestreckten Motorhaube arbeitete. Der Acht-Zylinder mit 5,2 l Hubraum brachte stattliche 112 PS Motorleistung auf die Straße. Mit eben diesen potenten Motoren in Verbindung mit einer noblen, aber eher konservativen Fahrzeugausstattung erlangte Packard in den USA und auch darüber hinaus einen Ruf als herausragender Hersteller von Oberklasse- und Luxuswagen. Unter den vielen wohlhabenden Packard-Kunden fanden sich nicht wenige Staatsoberhäupter und Berühmtheiten, aber auch namhafte Verbrecherbosse. Die Achtzylinder-Modelle hatten bei Packard eine lange Tradition und wurden die gesamten 1920er und 1930er Jahre hindurch gefertigt. Den seit 1915 gebauten Twin Six mit seinem noch opulenteren V12-Motor ersetzte Packard 1924 durch den in Hinblick auf den Motor etwas bescheideneren Single Eight. Dieser sollte zu einem der Erfolgsmodelle von Packard werden, was sich auch in der Langlebigkeit des Acht-Zylinder-Konzeptes im Portfolio von Packard zeigt. Aus dem Single Eight wurde bereits im Jahr darauf der merklich überarbeitete Eight. Die Eight-Baureihe teilte Packard 1928 wiederum in das „einfache“ Oberklassemodell Standard Eight und den wiederum noch ausgefalleneren Custom Eight, den späteren Individual Custom Eight, auf. Als Massenmodell und Einstieg in die Oberklasse führte Packard 1932 den kostengünstigen Light Eight ein, welchem kein Erfolg beschieden war. Nach nur einem Produktionsjahr verschwand der Light Eight wieder aus dem Sortiment. Bis 1932 liefen bei Packard in Detroit insgesamt fast 100.000 Standard Eight vom Band. Zum Jahr 1933 wurde der Standard Eight wieder umbenannt und hieß fortan wieder nur noch einfach Eight. Als Eight wurde das Modell schließlich noch bis 1936 weitergebaut und danach eingestellt. Sowohl Single Eight, Eight und auch Standard Eight bot Packard werkseitig in unterschiedlichsten Karosserievarianten an. Es gab die Acht-Zylinder als Sedans, Coupés, Phaetons, Cabriolets und auch als Landauletts. Darüber hinaus bestand auch die Möglichkeit gewisse Varianten dieser Produktfamilie bei externen Karosseriebauern aufbauen zu lassen. Zeitlebens gab es bei den drei aufeinander folgenden und auch wiederkehrenden Acht-Zylinder-Baureihen von Packard keine klar abgegrenzten Modelljahre. Gefertigt wurde in Serien, welche sich nicht nach Kalenderjahren oder wenigstens der Dauer eines Jahres richteten. Neuerungen und Verbesserungen flossen fortlaufend in den Produktionsprozess ein und wurden nicht bis zu Stichtagen zurückgehalten um neue Modelle zu lancieren. Die fortlaufenden Seriennummern fanden sich bei Packard auch in den Modellbezeichnungen wieder, welche Serie und Radstand miteinander kombinierte. Bis zur Einstellung der Eight-Baureihen bei Packard gab es zwölf unterschiedlich lang produzierte, aufeinanderfolgende Serien. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg tat es Packard vielen seiner Mitbewerber gleich und schwenkte auf fixe Modelljahre um.
Die traditionsreichen und klingenden Namen Eight und Standard Eight benutzte Packard aber in der Folge noch mehrmals für andere Automodelle. Im Jahr 1938 verkaufte Packard unter dem Namen Eight eine einfache Acht-Zylinder-Variante seines One-Twenty und zwischen 1948 und 1950 gab es in der erfolgreichen Clipper-Familie von Packard einen Standard Eight.

Adonis - Die Kühlerfigur

Elegante Figuren oder Ornamente auf der Abdeckung des Einfüllstutzens zum Kühler waren als Zierde und Erkennungszeichen bei vielen Autoherstellern bis in die 1940er Jahre hinein weit verbreitet. Erst im Zuge der voranschreitenden Massenproduktion von Autos verschwanden die aufwändigen und teuren Kühlerfiguren nach und nach. Nur einige wenige Oberklassehersteller hielten an den Kühlerfiguren als ausgefallenes Erkennungszeichen fest. Für Packard entwickelte der New Yorker Bildhauer Edward McCarten 1928 eine Adonis genannte Kühlerfigur und meldete diese zum Patent an. Die auch unter den Namen Dauphin und "Daphne am Brunnen" bekannte Kühlerfigur führte Packard in der sechsten Serie seines Erfolgsmodells Eight ein und nutzte es bis zur zehnten Serie 1932. Später nutzte Packard kurzzeitig geflügelte Figuren als Kühlerfigur, danach dann Kormorane in verschiedenen Varianten oder auch Ornamente.

Ausrüster k.A.
Sondersignalanlage
  • 2 Drehspiegelkennleuchten Hella KL6
  • Presslufthorn
Besatzung 1/7 Leistung 82 kW / 112 PS / 110 hp
Hubraum (cm³) 5.230 Zulässiges Gesamtgewicht (kg) 3.400
Tags
k.A.
Eingestellt am 27.11.2019 Hinzugefügt von Christopher Benkert
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