Véhicule Brulages Dirigés VBRUL/ Gerätewagen GW-Gegenfeuer des Service Départemental d’Incendie et de Secours (SDIS) 66 Pyrénées-Orientales, stationiert am Centre d'Incendie et de Secours Millas Fahrgestell: Land Rover Defender 110 Pick Up (PU) Aufbau: Bemaex Ausbau: Eigen Baujahr: 1995 Technische Daten: Motor: 5-Zylinder-Turbodiesel Land Rover Td5 Getriebe: 5-Gangschaltung mit Geländegang Antrieb: 4x4 Differentialsperren: Mittendifferential Länge / Breite / Höhe: 4.670 / 1.791 / X.XXX mm Radstand: 2.794 mm Beladung/ Ausstattung: - Verkehrsleitanlage Lacroix Signalisation am Heck
- Arbeitsstellenscheinwerfer am Heck
- 180 l Brennstoff in Kanistern
- 8 "Fackeln"
- 3 Motorkettensägen Husquvarna
- Schaufeln und Spitzhacken
- 3 Feuerlöschrucksäcke
- 1 Pumpe auf Rucksackgestell
- Schaumzumischanlage, tragbar
- Feuerpatschen
- 2 Rucksacktragegestelle
- Material zur Einsatzleitung/ Dokumentation
- 12 1 l Flaschen mit Wasser
Laufbahn: - 1995 - 2009: SDIS 66 Wache Porté-Puymorens als Véhicule Secours Routier VSR/ Vorausrüstwagen VRW
- 2009 - 2014: SDIS 66 Wache Millas als Véhicule Brulages Dirigés VBRUL/ Gerätewagen GW-Gegenfeuer
Bereits seit etwa 2006 gibt es beim Service Départemental d’Incendie et de Secours (SDIS) 66 Pyrénées-Orientales eine Spezialeinheit zum Legen von Gegenfeuern (Brulages Dirigés) bei Vegetationsbränden. Die Aufgaben der Spezialisten umfassen das Planen und Entfachen von Gegenfeuern, sowie das Lenken und Kontrollieren der zur Eindämmung von Vegetationsbränden entzündeten Feuer. Beheimatet ist die Einheit im 18 Kilometer westlich von Perpignan, der Hauptstadt des Départments, gelegenen Millas. Das Haupteinsatzgebiet der Spezialeinheit ist das Départmenet Pyrénées-Orientales mit etwa 4.116 Quadratkilometern Fläche (vgl. Saarland: 2.569 km²). Auf Anforderung wird die Einheit aber auch im restlichen Frankreich und sogar in ganz Europa tätig. In den ersten Jahren des Bestehens der Gegenfeuer-Spezialeinheit mussten vor einem Einsatz erst geeignete Transportfahrzeuge für Personal und Material beschafft werden. Da zum Erreichen von Vegetationsbränden häufig geländegängige Fahrzeuge nötig sind, griff man meist auf Mehrzweckfahrzeuge mit Allradantrieb, im französischen als Véhicule Léger Hors Route VLHR bezeichnet, zurück. Diese werden bei großen Einsätzen aber oft als Verbindungs- und Erkundungsfahrzeuge oder als Kommandowagen eingesetzt und sind somit oftmals unentbehrlich. Durch diesen Umstand hatte die Spezialeinheit recht häufig ein Problem mit dem Transport ihrer Mitglieder und des Materials an die Einsatzstelle. Die Lösung für das Problem wurde in einem zweigliedrigen System gefunden. Zum Transport der Mannschaft werden Mannschaftstransportwagen oder einfache Mehrzweckfahrzeuge mit Straßenantrieb genutzt. Und um das nötige Material zu transportieren wird der Spezialeinheit ein eigenes Einsatzfahrzeug übergeben. Um die Kosten im Rahmen zu halten bekam die Gegenfeuer-Einheit kein neues Einsatzfahrzeug. Stattdessen baute man in Eigenleistung einen Gebrauchtwagen zum Véhicule Brulages Dirigés / Gerätewagen-Gegenfeuer um. Als Basis für den Umbau bekam die Einheit 2009 einen Land Rover Defender von der Wache Porté-Puymorens des SDIS 66. Das Fahrzeug wurde dort 14 Jahre lang als Véhicule Secours Routier / (Voraus-) Rüstwagengenutzt. Sein Haupteinsatzgebiet war der 4,8 Kilometer lange Tunnel "Tunnel du Puymorens" an der Nationalstraße Route National N 20, welcher den 1.920 Meter hohen Pyrenäenpass "Col de Puymorens" unterquert. Der Land Rover Defender 110 Pickup wurde 1995 vom französischen Hersteller Bemaex aufgebaut. Das Fahrgestell entspricht, bis auf den Umbau der Pritsche, dem Serienstandard. Die Kabine bietet bis zu drei Feuerwehrangehörigen Platz und ist nur spartanisch ausgestattet. Lediglich Funkgerät und die Steuereinheit der Verkehrsleitanlage ergänzen die Grundausstattung. Angetrieben wird der Land Rover von einem 5-Zylinder-Turbodiesel mit 90 Kilowatt, welcher seine Kraft auf beide Achsen verteilt. Für Fahrten im Gelände ist ein Mittendifferential vorhanden. Die Pritsche des Pickups wurde von Bemaex in einen Kofferaufbau mit drei Geräteräumen integriert. Die beiden Seiten des Aufbaus und das Heck werden von großen Rollläden eingenommen. Die komplette Beladung war auf die technische Hilfeleistung ausgelegt und fand im Aufbau Platz. Das Heck des Fahrzeuges wurde mit einer rot-weißen Warnschraffur beklebt. Zur Warnung und Lenkung des Verkehres wurde am Heck und auf dem Dach eine Anlage von Lacroix Signalisation installiert. Diese Anlage besteht aus einem Lauflichtsystem mit sechs gelben Halogenwarnleuchten am Heck und einem elektro-mechanisch aufrichtbaren Warndreieck, mit je einer Halogenwarnleuchte an jeder Ecke des Dreiecks, auf dem Dach. Nachdem das Fahrzeug im Jahr 2009 in Porté-Puymorens ausgesondert worden war, wurde es der Gegenfeuer-Einheit zum Umbau übergeben. Die komplette Beladung des Fahrzeuges wurde abgerüstet und die Raumaufteilung in den Geräteräumen grundlegend geändert. Danach wurde die spezielle Ausrüstung zum Legen und Kontrollieren von Gegenfeuern auf dem Fahrzeug verladen. Ergänzt wurde am Heck eine zweite Rundumkennleuchte, entfernt hingegen das aufrichtbare Warndreieck auf dem Dach. Die Beladung des Fahrzeuges lässt sich grundlegend in drei Bereiche gliedern: - Legen von Gegenfeuern
- Steuern und Kontrollieren der Gegenfeuer
- Planung und Dokumentation der Gegenfeuer
Für den Teilbereich des Feuerlegens führt das Fahrzeug insgesamt 180 l eines selbst entwickelten Brennstoffgemisches aus Diesel- und Ottokraftstoff in handelsüblichen 20 l-Kanistern mit. Dieses wird in die acht auf dem Fahrzeug vorhandenen "Fackeln" gefüllt und dient dem Entfachen der Gegenfeuer. Um das Feuer in die gewünschte Richtung zu lenken sind drei handliche Motorkettensägen und Werkzeuge für kleinere Erdarbeiten vorhanden. Auch zur Lenkung des Feuers dient die tragbare Schaumzumischanlage. Diese Anlage kann nur in Verbindung mit einem angeforderten (Tank-) Löschfahrzeug und Schaummittel genutzt werden und dient dem legen von Schaumstreifen als Barriere für das Gegenfeuer. Das Véhicule Brulages Dirigés führt diese Schaumzumischanlage mit, weil französische Waldbrandtanklöschfahrzeuge in der Regel gar kein Material zur Erzeugung von Löschschaum verladen haben. Abgerundet wird die Ausrüstung für die Kontrolle der zur Brandbekämpfung entfachten Feuer durch Feuerpatschen und drei Feuerlöschrucksäcke. Diese Rucksäcke bestehen aus einem sackartigen 20 l-Tank, einer kleinen Handpumpe und einem Strahlrohr an einem kleinen Schlauch. Mit den Löschrucksäcken können einzelne Feuerwehrangehörige selbst in schwerstem Gelände effektiv Entstehungsbrände und Glutnester ablöschen. Aufgefüllt werden die Tanks der Rucksäcke entweder an einem (Tank-) Löschfahrzeug oder mit Hilfe der "Rucksackpumpe" aus von Hubschraubern abgesetzten Tanks oder offenen Gewässern. Die "Rucksackpumpe" ist im Grund eine sehr kleine Tragkraftspritze auf einem Rucksacktragegestell. So kann die leichte Pumpe auch in Gegenden transportiert werden, die durch ein Radfahrzeug nicht erreicht werden können. Dem Bereich "Planung und Dokumentation" gehören letztlich vor allem Schreibutensilien und große Whiteboards an. Auf diesen werden alle Daten zu den Gegenfeuern erfasst. Also Einsatzzeiten, eingesetzte Einheiten samt deren Position, Laufrichtung der Feuer usw. Als Hilfsmittel zum Transport von Material in nur schwer zugängliches Gelände dienen zwei Rucksacktragegestelle. Mit Gurten können auf den Gestellen beispielsweise Brennstoffkanister oder Werkzeug verzurrt werden. Als Ergänzung zum Véhicule Brulages Dirigés baute sich die Spezialeinheit noch einen Ein-Achs-Anhänger. Der offene Anhänger transportiert weitere Kanister mit Brennstoff und weitere "Fackeln", aber auch Schaummittel und Schaufeln, Spaten und Haken. Das Fahrzeug wurde im Jahr 2014 durch einen neuen Land Rover Defender abgelöst. Im Feuerwehrmagazin März 2012 ist ein ausführlicher Bericht zum Gerätewagen-Gegenfeuer zu finden. Nachfolger: http://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/131233/
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