Hoch hinaus - Die Drehleitern und Teleskopmasten der Feuerwehr Hamburg - Teil 1

Freitag, 8. Juli 2016

Hoch hinaus - Die Drehleitern und Teleskopmasten der Feuerwehr Hamburg - Teil 1

In dieser neuen Serie wollen wir uns mit den Hubrettungsfahrzeugen der Feuerwehr Hamburg beschäftigen und einen Rückblick auf die nach dem Zweiten Weltkrieg beschafften Drehleitern und Teleskopmastfahrzeuge geben. Im ersten Teil betrachten wir die Beschaffungen bis zum Jahr 1976.

Die erste Neubeschaffung einer Drehleiter nach dem 2. Weltkrieg erfolgte 1955, die bis dahin bei der Berufsfeuerwehr verwendeten Fahrzeuge stammten alle aus den Kriegs- und Vorkriegsjahren und waren auf Fahrgestellen von KHD und Mercedes-Benz mit Magirus- oder Metz-Leiterparks aufgebaut.

Dieses Fahrzeug war ein Einzelstück und von der Firma Metz in Karlsruhe auf einem Mercedes-Benz Straßenfahrgestell, Modell LKO 325 / 46, aufgebaut, und war, wie damals noch in Hamburg üblich, mit einer Staffelkabine ausgestattet. Die Bezeichnung lautete Drehleiter DL 30+2, am Ende des 30 m langen Leiterparks war ein händisch ausziehbares, 2 m langes Leiterstück vorhanden. Die Lieferung dieser Leiter war gleichzeitig der Beginn einer 42 Jahre andauernden Ära, in denen nur Drehleitern der Firma Metz in Hamburg gekauft wurden. Als Sondersignaleinrichtung verfügte das Fahrzeug über zwei Kennleuchten der Firma Auer, genannt Einsatzblaulicht, kurz EBL, Modell 1, auch als „Flackerfeuer“ bezeichnet und elektrisch betriebene Starktonhörner.

Dieses Fahrzeug war bis 1969 an verschiedenen Dienststellen stationiert und wurde dann an die Hamburger Firma „Leiter-Verleih Riedl“ verkauft. Der letzte uns bekannte Stationierungsort war die Feuerwache Wandsbek, damals noch in der Litzowstraße.

1959 folgten dann zwei weitere Drehleitern, nun als DL 30 h bezeichnet. Die beiden waren die ersten in Hamburg, die auf dem sogenannten Pullman Frontlenker-Fahrgestell aufgebaut wurden. Die Fahrgestellbezeichnung bei diesen beiden Fahrzeugen lautete LPKO 329 / 40. Diese beiden Drehleitern wurden später mit einem hängenden, nicht zwangsgesteuerten Rettungskorb nachgerüstet, allerdings bewährte sich das System nicht. Übrigens befindet sich eine dieser beiden Fahrzeuge noch heute, nachdem es nach seiner Ausmusterung Ende der 1970er Jahre in Hamburg noch viele Jahre im Dienst bei der Werkfeuerwehr der Firma Merck in Darmstadt stand, im Bestand der Hamburger Feuerwehr-Historiker als Bestandteil des Pullman-Löschzuges. Als Sondersignaleinrichtung dienten auch hier zwei EBL Modell 1 von Auer und Starktonhörner.

Ab 1961 wurden dann gleich 13 baugleiche Drehleitern von der Firma Metz nach Hamburg geliefert, ebenfalls auf Mercedes-Benz Pullman-Fahrgestellen, Modell LP 338 / 42, mit einer Motorleistung von 132 kW / 180 PS. Erstmals hatten diese Drehleitern jetzt eine Kraneinrichtung mit 3.000 kg Hubkraft am Leiterpark. Die Kraneinrichtung ist seitdem bis heute an allen Hamburger Drehleitern zum Standard geworden.

Zwei weitere baugleiche Fahrzeuge folgten dann 1964. Im Jahr 1965 wurde dann die letzte Pullman-Leiter für die Feuerwehr Hamburg an der Feuerwache Stellingen im Basselweg in Dienst gestellt, die Fahrgestellbezeichnung von diesem Fahrzeug lautete nun LP 1418 / 42.

Waren diese Fahrzeuge anfangs noch mit den Auer-Einsatzblaulichtern und elektrisch betriebenen Starktonhörnern ausgestattet, folgte seit 1968 schrittweise eine Umrüstung auf Rundumkennleuchten von Bosch-Eisemann, Modell RKLE 130H, als akustische Sondersignaleinrichtung dienten ab den frühen 1970er Jahren Presslufthörner aus dem Hause Max Martin. Ende 1969 wurde begonnen, nachdem schon mehrere deutsche Berufsfeuerwehren (Frankfurt, Wiesbaden, Dortmund) Versuche mit Kontrastlackierungen (Kotflügel und Teile der Fahrerhäuser in weiß lackiert) zur besseren Kenntlichmachung der Fahrzeuge durchgeführt hatten, bei einigen Fahrzeugen, u.a. 5 Drehleitern, die Fahrzeugecken in Weiß, RAL 9010, zu lackieren. Testweise wurden zu dieser Zeit auch einige Drehleitern und Löschfahrzeuge mit Reflexfolien versehen. An der Drehleiter der Feuerwache Harburg wurde ein Versuch mit bei Dunkelheit nachleuchtender Farbe gestartet, hierfür wurden die hinteren Stützspindeln mit Nachtleuchtfarbe gestrichen.

Da dieses aber alles nicht die gewünschten Ergebnisse brachte wurde dann ab 1970 damit begonnen die Neufahrzeuge und auch einige vorhandene Fahrzeuge mit der zu diesem Zeitpunkt neuartigen Tagesleuchtfarbe in „Leuchtrot“, RAL 3024, zu lackieren.

Im Jahr 1972, dem 100. Jubiläum der Berufsfeuerwehr Hamburg, konnte dann die erste Drehleiter DL 30 auf Mercedes-Benz Kurzhauber-Fahrgestell, Modell L 1519 / 48, an der Feuerwache Berliner Tor in Dienst gestellt werden. Im Vergleich zu den Vorgängerfahrzeugen gab es einige Neuerungen: hatten die Vorgängermodelle noch manuell zu bedienende Stützspindeln zur Abstützung, verfügte dieses Fahrzeug nun über eine hydraulische Schrägabstützung. Der Leiterpark bestand nun aus geschlossenen Vierkantprofilen, vorher war dieser aus offenen Winkelprofilen gefertigt. Auch war nun ein seitliches Wegschwenken des Leiterparks ohne vorheriges Aufrichten und ein Absenken um 8° unter die Horizontale möglich. In Kombination mit der nun erhöhten Hubkraft der Kraneinrichtung auf 4.000 kg bei einer gleichzeitig auf 6,80 m vergrößerter Ausladung kam gerade diese Eigenschaft bei vielen Einsätzen wie z.B. PKW-Bergung aus Wasser oder zum Absenken der auf den Rüstwagen mitgeführten Schlauchboote zum Einsatz. Neu waren auch jetzt zwei Bedienstände für die Leiterbewegungen rechts und links am Leiterstuhl und, erstmals in Hamburg, ein selbststeuerbarer Rettungs- und Arbeitskorb mit selbsttätiger Horizontalstellung in allen Aufrichtwinkeln für zwei Personen (180 kg), der in Transportstellung unter dem Leiterpark hing und im Einsatzfall an der Leiterspitze eingehängt wurde.

Das Fahrzeug hatte ein zulässiges Gesamtgewicht von 14.800 kg und wurde von einem wassergekühlten 6-Zylinder-Dieselmotor mit einer Leistung von 141 kW / 192 PS angetrieben. Das vollsynchronisierte 5-Gang-Getriebe mit 2-Gang-Hinterachse (Schnellgang) war mit einer Differentialsperre ausgestattet.

1975 und 1976 folgten dann nochmal drei Drehleitern DL 30, ebenfalls auf Kurzhauber-Fahrgestell von Mercedes-Benz, Modell L 1519 / 48, aufgebaut. In zwei wesentlichen Punkten unterschieden sich diese Fahrzeuge gegenüber der DL 30 aus der Beschaffung von 1972: Neu war nun die bis heute von Metz verwendete hydraulische Waagerecht-Senkrecht-Abstützung und dass nun ein mitfahrendes Bedienpult mit Sitzplatz auf der linken Seite des Drehkranzes montiert war. Gleichzeitig waren diese gelieferten Drehleitern die letzten, die mit Staffelkabinen ausgestattet waren.

Ab 1971 wurde bei mehreren Drehleitern die hintere Sitzbank in der Staffelkabine ausgebaut, um dort nun je einen Schaum- / Wasserwerfer der Firma Alco, Typ 371 T mit Kombinationsrohr A-2000, zu lagern. Das hatte den Vorteil, dass nun schon im ersten Abmarsch Werfer an der Einsatzstelle zu Verfügung standen und nicht erst auf Anforderung der bis dahin nur auf Einachsanhängern montierten 2 Schaum- / Wasserwerfer.

Ab der von 1977 an beschafften Drehleitern auf dem seit 1973 von Mercedes-Benz eingeführten Frontlenker-Fahrgestellen der sogenannten „Neuen Generation“, kurz NG, waren die Führerhäuser nur noch für eine Truppbesatzung ausgelegt, so dass die Werfer nun am Drehkranz gelagert wurden. Aber zu diesen Fahrzeugen mehr im zweiten Teil unserer Serie.

Hier zum Abschluss noch eine kleine Übersicht über die bis 1976 beschafften Drehleitern:

Text: Heiner Lahmann

Bilder: Archiv Hamburger Feuerwehr Historiker E.V.Claus Tiedemann, Klausmartin Friedrich,

Quelle: Archiv Hamburger Feuerwehr Historiker E.V.

   

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