Die HANSA-Fahrzeuge Teil 2 - Die HANSA-TLF

Sonntag, 25. Januar 2015

Die HANSA-Fahrzeuge Teil 2 - Die HANSA-TLF

Mit der Außerdienststellung des letzten LF 16-HANSA geht ein Stück Hamburger Feuerwehrgeschichte zu Ende. Unser Administrator Heiner Lahmann nimmt dieses Ereignis als Anlass dafür, eine mehrteilige Reportage über diese interessanten Fahrzeuge zu verfassen, welche durchaus Geschichte geschrieben haben.

Im zweiten Teil unseres kleinen Rückblicks in die Geschichte der Hansa-Fahrzeuge beschäftigen wir uns mit den Tanklöschfahrzeugen aus der HANSA*-Baureihe (*=HANSA: Hamburgs Automatikgetriebener Normgerechter Standardlöschzug der Achtziger Jahre).

Bis zur Einführung der Hamburger Löschfahrzeuge, kurz HLF, ab 1994 bestand der klassische Löschzug der Berufsfeuerwehr aus Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), Drehleiter (DLK 23-12) und Löschgruppenfahrzeug (LF 16) als Standardeinheit, ergänzt durch einen damals noch an jeder Wache vorhandenen Rüstwagen (RW 1) als Ergänzungskomponente bei technischen Hilfeleistungen. Der Zugführer fuhr damals noch auf dem Tanklöschfahrzeug, dem ersten Fahrzeug des Löschzuges, mit.

Die ab 1979 beschafften und von der Firma Gebr. Bachert in Bad Friedrichshall gebauten Tanklöschfahrzeuge waren aus heutiger Sicht spartanisch ausgerüstet und dienten in erster Linie der Brandbekämpfung. Aufgebaut waren alle HANSA-TLF auf einem Mercedes-Benz-Allradfahrgestell mit Allison-Automatikgetriebe. Die Kabine bot Platz für eine Staffel (1/5) und war im Unterschied zur Norm bereits mit 4 Atemschutzgeräten in Halterungen entgegen der Fahrtrichtung für Angriffs- und Wassertrupp ausgerüstet. Gegenüber der Sitzbank war ein Schrank eingebaut, in dem verschiedene Ausrüstungsgegenstände, wie z.B. Strahlenschutzmesskasten, Gasspürkasten und Getränkekiste gelagert wurden.

Der Aufbau war in Ganzstahlbauweise mit 5 Geräteräumen mit Rollläden ausgeführt, im Heck war eine Feuerlöschkreiselpumpe vom Typ FP 16/8 mit einer Leistung von 1.600 l/min bei 8 bar eingebaut, der Löschwassertank hatte ein Volumen von 2.500 l. Die Fahrzeuge verfügten über eine Schnellangriffseinrichtung in Form eines 60 m langen, formstabilen Druckschlauches DN 25 mit Rosenbauer Nebelpistolenrohr (NEPIRO) auf Haspel im Geräteraum G4. Sowohl der Mannschaftsraum als auch der Aufbau verfügten über eine Standheizung und waren in RAL 3024, Leuchtrot, lackiert. Die Beladung der Tanklöschgruppenfahrzeuge orientierte sich größtenteils an der damals gültigen Norm.

Das erste, im Jahr 1979 beschaffte Tanklöschfahrzeug auf Frontlenker-Fahrgestell verfügte noch über einen von der Vorgängergeneration, den Mercedes-Benz-Kurzhaubern, bekannten Wasserwerfer, der nun allerdings auf dem Aufbaudach montiert war. Bei den Kurzhaber-Fahrzeugen war dieser noch auf dem Kabinendach und konnte durch eine Dachluke direkt aus der Kabine heraus bedient werden. Die ab 1983 beschafften Fahrzeuge verfügten dann über einen Schaum- / Wasserwerfer aus dem Hause Rosenbauer, Modell RM24 M (Leistung bis zu 2.400 l/min bei 10 bar Wasser oder Wasser-Schaummittel-Gemisch, Wurfweite bis zu 80 m). Dieser war, im Gegensatz zum Wasserwerfer des 1979er Fahrzeuges und denen der Vorgängergeneration, nun abnehmbar und mit Bodengestell auch am Boden betreibbar. Die Schaum- / Wasserwerfer haben sich über die Jahrzehnte bei zahllosen Großfeuern, wie z.B. Schuppenbränden im Hamburger Hafen, bewährt, so dass man bis hin zur aktuellsten Generation der HLF nicht auf die Werfer auf dem Aufbaudach verzichtet hat.

Im Geräteraum G1 waren Werkzeuge wie Fuchsschwanz, Metallstichsäge, Werkzeugkasten und Zubehör für die Rettungsstange untergebracht, aber auch das Teleskop-Dreibeinstativ für Arbeitsstellenscheinwerfer, eine klappbare Krankentrage, 2 Paar Gummistiefel sowie 3 Feuerwehräxte, Besen, Schaufeln, Dunghaken und Spaten und diverse andere Ausrüstungsgegenstände waren hier zu finden. Die vier Reserveflaschen für die Atemschutzgeräte, Verteiler, ein 5 m D-Schlauch mit D-Mehrzweckstrahlrohr und ein C-Rollschlauch mit Trageriemen komplettierten den Geräteraum.

Im Geräteraum G2 waren 3 Feuerlöscher (2 x ABC-Pulver 12 kg, 1 x CO2 6 kg) und eine Kübelspritze auf einem ausziehbaren Schlitten gelagert, außerdem fand man hier u.a. 3 Hitzeschutzanzüge Form II, S- und U-Bahn Erdungsgeschirr, je ein B- und D-Mehrzweckstrahlrohr, Schwerschaumrohr S4, Standrohr für Unterflurhydranten mit Standrohrschlüssel und eine Rolle mit Abdeckfolie.

Der Geräteraum G3 war mit einem Arbeitsstellenscheinwerfer, Leitungstrommel 12 / 24 V, Bergungsbrett, 7 C-Druckschläuchen, davon 5 auf Schlauchhaspel, 3 Kupplungsschlüsseln, 3 Kunststoffeimern mit Schwämmen, einer Turbinentauchpumpe, einer Hydrantenentleerungspumpe und einem Suchdraggen mit Leine bestückt.

Im Geräteraum G4 befanden sich 4 Schaummittelbehälter a 20 l, Zumischer Z4, 2 C-Mehrzweckstrahlrohre, 6 B-Druckschläuche und die schon erwähnte Schnellangriffseinrichtung.

Im Geräteraum GR lagerten u.a. Saugkorb, Kellersauger, Sammelstück, Arbeitsleinen und ein 5 m langer B-Schlauch zum Tank befüllen.

Auf dem Dach fand man 4 Steckleiterteile, 4 Schlauchbrücken, die Rettungsstange, einen Einreißhaken sowie den Schaum- / Wasserwerfer inklusive Bodengestell.

Im Mannschaftsraum befanden sich 4 Fangleinen, 4 Handscheinwerfer, Türöffnungswerkzeug, Erste-Hilfe-Koffer, 3 Kontaminationsschutzhauben mit Handschuhen, Strahlenschutzmesskasten, gefüllt mit Dosisleistungsmessgerät Grätz, 2 Dosisleistungswarner Gammatest I, 2 Dosiswarner TDW 100, 12 Filmdosimeter und je 6 Stabdosimeter 0-2 mSv, 0-50 mSv und 0-500 mSv. Weiterhin fand man dort den Gasmesskasten, ein Megaphon sowie andere Kleingeräte, hauptsächlich gelagert im Schrank und unter der Sitzbank. Unterhalb der Türen zum Mannschaftsraum befanden sich auf beiden Fahrzeugseiten jeweils 3 A-Saugschläuche.

Die Sondersignalanlage bestand aus 2 Rundumkennleuchten der Firma Bosch, Modell RKLE 150, Presslufthorn der Firma Max Martin, Model 2297 GM, und einem Druckkammerlautsprecher von Wandel & Goltermann, Modell HPR-70. Später wurden bei mehreren TLF noch Frontblitzer der Firmengruppe Hänsch, Modell Typ 45, auch als "Blitztitten" bekannt, nachgerüstet.

Einige der Tanklöschfahrzeuge wurden, nachdem sie bei der Berufsfeuerwehr durch HLF ersetzt worden sind, noch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hamburg genutzt. In Eigenregie wurden bei mehreren Fahrzeugen, die bei Freiwilligen Feuerwehren eingesetzt waren, der Schrank im Mannschaftsraum ausgebaut und durch eine Sitzbank ersetzt, so dass dann eine komplette Gruppe (1/8) auf dem Fahrzeug Platz fand. Mehrere TLF wurden auch optisch an das damals aktuelle Design der Feuerwehr Hamburg angepasst, die Freiwillige Feuerwehr Alsterdorf ging damals sogar noch einen Schritt weiter und hat ihr Fahrzeug komplett renoviert, neu lackiert und dann beklebt. Bei den Freiwilligen Feuerwehren leisteten diese Fahrzeuge über viele Jahre noch treue Dienste und wurden dann ab 2005 / 2006 durch LF-Kats ersetzt. Viele Kameraden, die das Glück hatten mit diesen Fahrzeugen arbeiten zu dürfen, denken noch heute wehmütig an Ihren „Tanker“ zurück. Ein Fahrzeug aus der Baureihe wurde zerlegt und dient heute im Feuerwehr-Informations-Zentrum in der Hauptfeuerwache am Berliner Tor zur Simulation von Alarmfahrten.

Mehrere HANSA-TLF wurden an Freiwillige Feuerwehren außerhalb von Hamburg verkauft und leisten teilweise dort noch heute Ihren Dienst, so zum Beispiel bei der FF Itzstedt im Kreis Segeberg und bei der FF Jork, Ortsfeuerwehr Königreich, im Landkreis Stade. Die Kameraden der FF Itzstedt haben das 1983 gebaute Fahrzeug im Januar 1996 erworben und in nur 6 Monaten in Eigenarbeit komplett renoviert und lackiert. Das 1985 gebaute Fahrzeug in Jork wurde im Jahr 2006 von der Feuerwehr Hamburg als Leihgabe zur Verfügung gestellt, da sich im Ausrückebereich der FF Königreich die Elbinsel Hahnöfersand befindet, die eine Jugendstrafanstalt, die Jugendarrestanstalt sowie eine Justizvollzugsanstalt der Freien und Hansestadt Hamburg beherbergt.

Technische Daten der 3 Fahrzeuge auf Mercedes-Benz 1019 AF (1x Baujahr 1979, 2x Baujahr 1983):

  • Fahrgestell: Mercedes-Benz 1019 AF
  • Motorleistung: 141 kW / 192 PS bei 2.500 1/min (6-Zylinder Dieselmotor)
  • Hubraum: 9.506 cm³
  • Höchstgeschwindigkeit: 97 km/h
  • Getriebe: Allison Automatikgetriebe
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 12.000 kg
  • Leergewicht: 8.250 kg
  • Anhängelast (Anhänger ohne / mit Bremse): 1.500 / 2.000 kg
  • Länge: 7.150 mm
  • Breite: 2.500 mm
  • Höhe: 3.400 mm

Technische Daten der 16 Fahrzeuge auf Mercedes-Benz 1222 AF (1x Baujahr 1984, 8x Baujahr 1985, 7x Baujahr 1986):

  • Fahrgestell: Mercedes-Benz 1222 AF
  • Motorleistung: 159 kW / 216 PS bei 2.300 1/min (6-Zylinder Dieselmotor)
  • Hubraum: 10.888 cm³
  • Höchstgeschwindigkeit: 96 km/h
  • Getriebe: Allison Automatikgetriebe
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 12.000 kg
  • Leergewicht: 8.250 kg
  • Anhängelast (Anhänger ohne / mit Bremse): 1.500 / 2.000 kg
  • Achslast vorne / hinten: 4.800 / 7.700 kg
  • Länge: 7.150 mm
  • Breite: 2.500 mm
  • Höhe: 3.400 mm

Text: Heiner Lahmann
Fotos: Heiner Lahmann, Claus Tiedemann, Holger de Vries


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