TopTen - Die zehn interessantesten Eigenbauten

Freitag, 25. März 2016

Die Zehn interessantesten Eigenbauten bei BOS-Fahrzeuge.info

Fahrzeugmarke Eigenbau - Wer kennt sie nicht? Sei es bei Feuerwehren, Hilfsorganisationen, dem Technischen Hilfswerk oder anderen Organisationen aus dem BOS-Bereich, überall kommen Fahrzeuge der Marke Eigenbau zum Einsatz. Grund genug, den Galeriebestand zu durchforsten und die zehn aus unserer Sicht interessantesten Eigenbauten vorzustellen.

Oft sind sie klammen Kassen der Kommunen oder der Organisationen geschuldet – die Einsatzfahrzeuge der Marke Eigenbau. Immer wieder zeigen die Organisationen dabei, wie man auf beispiellose Art und Weise technisches Know-how und Improvisationstalent mit Erfindergeist, Engagement und Herzblut vereinen kann, um doch ein neues, meist auch sehr dringend benötigtes, Einsatzfahrzeug zu erschaffen, das den meist sehr hohen Ansprüchen gerecht werden muss. Manchmal werden komplett neue Komponenten, vom Fahrgestell bis zur Schraube für das Einbauregal verwendet, ein anderes Mal jedoch wird ein nahezu schrottreifes Fahrgestell in alle Einzelteile zerlegt und wieder zu einem neuwertigen Fahrzeug zusammengesetzt. Oder es wird gar mit neuen und alten Komponenten kombiniert.

Bei unserem Streifzug durch die BOS-Landschaft stellen wir auch fest, dass es dabei keine Rolle spielt, ob es sich um eine kleine Wehr auf dem Land oder die Großstadt-Feuerwehr handelt. Ebenso zählen Betriebs- und Werkfeuerwehren, Rettungsdienste und Hilfs- beziehungsweise Katastrophenschutzorganisationen dazu. Daran erkennt man, dass überall in diesem Bereich gewirtschaftet werden muss und für so manchen Extrawunsch, teilweise aber auch für die fahrzeugtechnische Grundausstattung eine enorme Eigenleistung unabdingbar ist.

Eine TopTen Rangliste hierfür zu erstellen wäre definitiv eine sehr schwierige Aufgabe und wäre eigentlich nur durch eine repräsentative Umfrage mit einer möglichst hohen Beteiligung möglich, daher wird sich hier auf die eher subjektive Wahrnehmung des Autors beschränkt, weshalb es auch anmaßend wäre, zu sagen, Fahrzeug XY ist definitiv das interessanteste der Marke Eigenbau. Daher wird diese Aufstellung nach Einsatzgebieten gegliedert und es ist anzumerken, dass auch die Qualität der vorhandenen Fotos, sowie der Umfang des vorhandenen Bildmaterials eine Rolle spielt.

Zunächst widmen wir uns drei sehr interessanten Fahrzeugen kommunaler Feuerwehren – und ja, es ist wirklich Zufall und kein Lokalpatriotismus, dass diese Fahrzeuge alle samt aus Bayern stammen – bevor wir im Anschluss drei Fahrzeuge von Betriebs- bzw. Werkfeuerwehren betrachten. Im rettungsdienstlichen Sektor finden Eigenausbauten wenn überhaupt noch als Notarzteinsatzfahrzeuge oder Kommando- beziehungsweise Einsatzleitwagen Verwendung. Stellvertretend hierfür stellen wir Euch zwei wirklich besondere und definitiv einzigartige NEF vor, bevor wir abschließend aus dem Segment der Hilfsorganisationen bzw. des Katastrophenschutzes zwei Gerätewagen unter die Lupe nehmen werden.

  • Gerätewagen Wasserrettung – FF Erlangen
  • Schlauchwagen SW 1000 – FF Neustadt bei Coburg
  • Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 – FF Immenreuth
  • Schaummittelfahrzeug SMF – BTF PETS
  • Flugfeldlöschfahrzeug FLF – WF Flughafen Bremen
  • Flugfeldlöschfahrzeug FLF – BTF Flugplatz Birrfeld
  • Notarzteinsatzfahrzeug NEF – DRK Fulda
  • Notarzteinsatzfahrzeug NEF – Dr. Duschner
  • Gerätewagen – WW Hof
  • Gerätewagen-Technik – DLRG Stade

 

Gerätewagen Wasserrettung Ford Transit – FF Erlangen

Bei den meisten Berufsfeuerwehren, aber auch bei einigen Freiwilligen Feuerwehren, oft mit Ständiger Wache, gehört er fast schon fest zum Fuhrpark – der Gerätewagen Wasserrettung. Zwar zählt die Wasserrettung bzw. das (Rettungs-) Tauchwesen nicht zu den Pflichtaufgaben der Feuerwehren in Bayern, hierfür sind gemäß dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz die Wasserrettungsorganisationen DLRG und Wasserwacht zuständig, aber dennoch ist es ein Bereich, der sehr wohl zu den Feuerwehr-Grundsätzen Retten – Löschen – Schützen – Bergen gerechnet werden kann. Sofern eine Feuerwehr ihre Pflichtaufgaben nicht vernachlässigt, darf diese jedoch auch im Bereich der Wasserrettung und des Tauchwesens aktiv werden. Außerdem spielt der Faktor Zeit auch bei der Wasserrettung eine nicht unerhebliche Rolle, weshalb eine Feuerwehr mit hauptberuflichen Kräften, verglichen mit rein ehrenamtlichen Einheiten, über einen sehr deutlichen zeitlichen Vorteil verfügt. Daher existiert auch bei der Ständigen Wache der Freiwilligen Feuerwehr Erlangen seit den 1990er Jahren eine eigene Tauchergruppe.

Als erstes Fahrzeug diente ein ausgemusterter RTW auf einem Mercedes-Benz 510er Fahrgestell aus dem Jahr 1988, welcher ebenfalls in Eigenregie ausgebaut und 2001 in Dienst gestellt werden konnte. Als im Jahre 2012 eine entsprechende Ersatzbeschaffung anstand, hat man sich in Erlangen erneut für einen Eigenausbau entschieden. Dieses Mal konnte jedoch ein fabrikneues Fahrgestell – nämlich ein Ford Transit 125 T350 AWD mit Schaltgetriebe und Allradantrieb – beschafft werden.

Der Innenausbau wurde nahezu vollständig in Eigenleistung durch die Mitarbeiter der hauseigenen Schlosserei und KFZ-Werkstadt realisiert. Lediglich der Einbau von Funktechnik und Sondersignalanlage, sowie dem integrierten Lichtmast und den beiden Tauchersitzen wurde durch die Firma Compoint-Fahrzeugbau durchgeführt. Der komplette Innenraum wurde mit robusten Riffelblechen ausgekleidet, wodurch einerseits eine pflegeleichte Oberfläche, aber andererseits auch eine Solide Verkleidung für die Elektroinstallationen geschaffen wurde. Das weitere Vorgehen bestand darin, nach den lokalen Bedürfnissen individuell zugeschnittene Ausrüstungsregale aus Aluminiumprofilen und -paneelen – wie sie auch bei namhaften Aufbauherstellern für Feuerwehrfahrzeuge Verwendung finden – einzubauen. Bei der Gestaltung des Innenraums sind auch die Erfahrungen aus dem Einsatzalltag mit dem Vorgängerfahrzeug eingeflossen, so dass sich der Ausbau in einen begehbaren Mannschafts- und Geräteraum in der Fahrzeugmitte, sowie einen vom Heck zugänglichen Geräteraum gliedert. Der Mannschaftsraum dient gleichzeitig auch als Umkleideraum für die Feuerwehrtaucher, daher werden hier die entsprechenden Tauchanzüge aufbewahrt. Diese werden mittels Kleiderbügel an entsprechenden Stangen gelagert. Eine weitere Besonderheit stellt hier das eigens konstruierte Schwenkregal für die Schwimmflossen dar. Im heckseitigen Geräteraum sind neben weiterer, nicht sofort benötigter Ausrüstung auch zwei weitere Tauchgeräte, sowie vier Ersatzdruckluftflaschen verstaut. Darunter befinden sich zwei ausziehbare Arbeitsplattformen.

 

Schlauchwagen SW 1000 Mercedes Sprinter – FF Neustadt bei Coburg

Einen einhundertprozentigen Eigenbau stellt der Schlauchwagen SW 1000 (in Anlehnung an die ehemalige DIN 14565) der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt bei Coburg dar. Als Fahrgestell dient ein 160 PS starker Mercedes-Benz Sprinter 516 CDI 4x4 mit 6-Gang-Schaltgetriebe und Allradantrieb, welcher als Neufahrzeug beschafft und durch den Gerätewart der Wehr komplett in Eigenleistung ausgebaut wurde. Als Vorgänger diente ebenfalls ein SW 1000, jedoch auf einem 1979er Ford Transit Fahrgestell mit einem Ausbau der Firma Ludwig. Von diesem Fahrzeug konnten zur weiteren Kosteneinsparung einige wertvolle Ausbauelemente übernommen werden. Besonders erwähnenswert sind hier das Heck-Modul mit den Buchten für die B-Schläuche, sowie der Lagerungsschlitten für die Tragkraftspritze, welcher seitlich verbaut wurde. Beide Elemente wurden komplett sandgestrahlt und neu verzinkt und anschließend in den Sprinter eingebaut. Das Schlauchmodul wurde ebenfalls wieder Heckseitig platziert, der TS-Schlitten mittig, so dass er über die beidseitig vorhandenen Schiebetüren zugänglich ist, was auch etwaige Wartungsarbeiten daran erleichtert. Als TS wird eine TS 8/8 Rosenbauer Fox I verwendet, welche perfekt mit dem Rosenbauer Positioning System (RPS) interagiert, welches zur Festlegung der optimalen Pumpenstandorte bei längeren Förderstrecken entwickelt worden ist. Ebenfalls in Eigenleistung ist hier der Einbau von Funktechnik und Sondersignalanlage, inklusive einer Heckwarneinrichtung, sowie die Beklebung im Design der FF Neustadt bei Coburg erfolgt. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich nicht um den ersten Eigenbau der Wehr. Zuvor wurden bereits ein Kommandowagen, ein Mehrzweckfahrzeug, ein Gerätewagen-Öl, ein Gerätewagen-Logistik 1, sowie ein Vorausrüstwagen selbst ausgebaut.

 

Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 Magirus Deutz – FF Immenreuth

Eine wahrlich bewegte Vergangenheit hat das ehemalige TLF 16/25 der Freiwilligen Feuerwehr Immenreuth hinter sich. Wurde der Magirus Deutz FM 170 D 11 FA ursprünglich 1972 durch die Firma Magirus für die Feuerwehr Werneck als TLF 16 aufgebaut, gelangte es ein Jahr nach seiner dortigen Aussonderung im Jahre 1996 über einen Fahrzeughändler in Moers nach Immenreuth. Da der Zahn der Zeit jedoch bereits wenige Jahre nach der Indienststellung bei der FF Immenreuth immer deutlicher an Fahrgestell und Aufbau nagte, zugleich aber eine kurz- bis mittelfristige Neuanschaffung finanziell nicht realisierbar war, wurde nach einer Alternativlösung gesucht. Die Mängel beschränkten sich nicht nur auf rostige Stellen am Aufbau, oder vermoderte Holzelemente, sondern zogen auch die Bremsanlage und die Spurstange stark in Mitleidenschaft. In gemeinsamen Gesprächen zwischen Wehrleitung und Gemeinderat konnte man sich auf eine umfassende Generalüberholung des Fahrgestells, sowie einen Neuaufbau – beides in Eigenleistung – einigen. Für diese sehr umfangreichen und anspruchsvollen Arbeiten klärten sich die beiden damaligen Gerätewarte der Wehr bereit. Seitens der Gemeinde wurden zu diesem Zweck 22.000 D-Mark bereitgestellt. Weitere Unterstützung fanden die Immenreuther durch diverse örtliche und regionale Firmen, die mit Werkzeug, Räumlichkeiten, aber auch diversen Arbeiten am Fahrzeug unterstützend zur Seite standen.

Nachdem der Aufbau vollständig demontiert und in alle Einzelteile zerlegt wurde, fand eine Bestandsaufnahme statt. Die weiterverwendbaren Elemente, zu denen neben Tank, Pumpe und Schnellangriff auch die Radkästen und die Rollladenverschlüsse der Geräteräume zählten, wurden ebenfalls vollständig demontiert und aufgearbeitet. Der Hilfsrahmen des ursprünglichen Aufbaus wurde sandgestrahlt und anschließend durch einen Stahlrahmen erweitert. Dadurch war es möglich, tiefgezogene Geräteräume zu verwirklichen. Auf diesem Hilfsrahmen basierend konstruierten die beiden Gerätewarte den finalen, neuen Aufbau. Während der gesamten Bauphase standen sie in einem engen Kontakt zur Technikabteilung von Iveco Magirus, da dies die Nachfolgefirma von Magirus Deutz ist. Insgesamt wurden über 3.800 Stunden in dieses Projekt investiert, bevor das neue alte Fahrzeug am 02. November 2001 endlich wieder in Dienst gestellt werden konnte. Dieser Eigenbau konnte sich für weitere 13 Jahre bewähren, bevor das Fahrzeug 2014 durch ein erneut gebraucht beschafftes Tanklöschfahrzeug ersetzt wurde.

 

Schaummittelfahrzeug SMT 20.000 MAN – BTF PETS Seefeld

Ein wahrer Gigant und Hingucker ist das ehemalige Schaummittelfahrzeug SMT 20.000 der Betriebsfeuerwehr des PETS Tanklagers im brandenburgischen Seefeld nahe Berlin. Als Grundfahrzeug dient eine Zugmaschine-Auflieger-Kombination aus dem Jahr 1989, welcher ein MAN 19.292 als Fahrgestell dient, während der 20.000 Liter fassende Tankauflieger aus den Beständen des ehemaligen VEB Kombinats Minol stammt. Dieses 1956 gegründete Kombinat mit seiner Marke Minol ist nach der Teilung Deutschlands auf Seiten der DDR aus der ehemaligen I.G. Farben entstanden und hat zum Ende der DDR dort über 1300 Tankstellen betrieben. Nach der Wiedervereinigung und der daraus resultierenden Privatisierung des Kombinats wurde dieses 1990 zu einer Aktiengesellschaft unter dem Namen Minol Mineralölhandel AG umgewandelt.

1992 gelangte die erst drei Jahre alte Auflieger-Kombination in den Bestand der Betriebsfeuerwehr des PETS Tanklagers in Seefeld, einem Ortsteil der Stadt Werneuchen im Landkreis Barnim. Dort wurde diese in Eigenleistung durch die Mitarbeiter der Betriebsfeuerwehr zu einem Schaummittelfahrzeug umgebaut. Dabei wurde auch eine Schaummittelpumpe mit einer Förderleistung von 250 Litern pro Minute nachgerüstet. Außerdem wurde der Auflieger heckseitig verlängert und um eine etwa zwei Quadratmeter große Plattform erweitert. Auf dieser wurde ein Wendestrahlrohr, wie man es von älteren Drehleitermodellen kennt, montiert. Die externe Löschwassereinspeisung erfolgt hier mittels zweier fest installierter B-Leitungen. Komplettiert wird die Beladung durch sieben portable Schaum-Wasser-Werfer, sowie diverses Zubehör und einen Schaumbalken mit sechs Abgängen.

Nach einer Verkleinerung der Betriebsfeuerwehr im Jahr 1999 sollte das Fahrzeug eigentlich in den Bestand der Freiwilligen Feuerwehr Werneuchen übergehen, jedoch war das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits so lange herumgestanden, dass es nur noch verschrottet werden konnte.

 

Flugfeldlöschfahrzeug FLF MAN – WF Flughafen Bremen

Auch bei den Flughafenfeuerwehren gibt es den einen oder anderen Eigenbau in der Fahrzeughalle, in Bremen jedoch war dies über Jahrzehnte hinweg die Regel. Hier wurden sogar die Flugfeldlöschfahrzeuge in Eigenregie geplant und gebaut. Stellvertretend für diese ganze Flotte aus Eigenbauten soll das wohl erste uns bekannte Fahrzeug dieser Serie – ein FLF 60/65-6,5 – dienen.

Als Fahrgestell diente ein MAN 20.320 6x6 aus dem Jahr 1974, welcher als Prototyp für die heute bekannte MAN KAT I Baureihe diente, die vornehmlich im Bereich des Militärs zum Einsatz kommt. Für diesen Zweck wurde das Fahrgestell auch ursprünglich entwickelt. Die ersten Serienfahrzeuge der MAN KAT I Baureihe – dabei handelte es sich um geländegängige LKW der 10-Tonnenklasse – wurden 1976 ausgeliefert. Die Abkürzung KAT I steht dabei für Kategorie I der militärischen Sonderentwicklungen und besagt, dass es sich um ein vollgeländegängiges Fahrzeug handelt. Zehn Jahre später, also 1984, gelangte das Fahrgestell zur Flughafenfeuerwehr Bremen, wo es in Eigenleistung zu einem Flugfeldlöschfahrzeug FLF 60/65-6,5 um- beziehungsweise aufgebaut wurde. Der Löschwassertank hatte ein Fassungsvermögen von 6.500 Litern und wurde durch einen Schaummitteltank mit 650 Litern AFFF-Schaummittel ergänzt. Zur Löschmittelabgabe standen neben dem Dachmonitor (3.100l/min) auch ein Frontwerfer (1.500 l/min), sowie ein Handrohr / Schnellangriffseinrichtung (400 l/min) und eine Selbstschutzanlage (6x 130 l/min) zur Verfügung. Eingespeist wurden sämtliche Löschmittelabgabeeinrichtungen durch eine 8.000 l/min leistende Feuerlöschkreiselpumpe.

Im Zuge einer Fuhrparkverjüngung im Jahr 2015 konnte das Fahrzeug nach über 30 Dienstjahren – und mit einem über 40 Jahre alten Fahrgestell – durch einen Rosenbauer Panther 8x8 ersetzt werden.

 

Ersteinsatzfahrzeug EEF VW T5 – BFW Flugplatz Birrfeld

Ein wahrer Hingucker war das Ersteinsatzfahrzeug EEF der Betriebsfeuerwehr Flugplatz Birffeld im schweizerischen Kanton Aargau allemal. Dies war einerseits der für diesen Kanton sehr auffälligen optischen Gestaltung geschuldet, denn Lemongrün war zum damaligen Zeitpunkt nur in den Kantonen Zürich, Neuchâtel und Tessin, sowie stark vereinzelt im Kanton Bern üblich. Andererseits stellt auch die Kombination aus Fahrgestell und Art und Weise des gewählten Aufbaukonzeptes eine Besonderheit dar. Leider erlitt das erst 2011 in Dienst gestellte Fahrzeug bei einem Brand im Jahr 2013 einen Totalschaden und wurde durch einen gebraucht beschafften Iveco mit Aufbau von Geser ersetzt.

Beim Fahrgestell ist die Wahl auf einen Volkswagen VW T5 Syncro mit einem 180 PS starken 2 Liter Common-Rail-Diesel Bi-Turbo Motor und 6-Gang-Schaltgetriebe gefallen. Das zulässige Gesamtgewicht von 3.500 kg hat ausreichend Gewichtsreserve für das angestrebte Fahrzeugkonzept geboten. Hinter der Truppkabine, die einer Besatzung von 1/1 Platz geboten hat, wurde ein Aluminium-Leichtbau aufgesetzt. Dieser hat sich in drei wesentliche Module gegliedert. Der vordere Bereich sollte den 700 Liter fassenden Löschwassertank, sowie die beidseitigen Schnellangriffseinrichtungen beherbergen, während das zweite Modul ab der Hinterachse aus den offengehaltenen Geräteräumen bestand. Dort wurden unter Anderem sofort benötigte Gerätschaften, wie beispielsweise die diversen Handfeuerlöscher, oder der Notfallrucksack, sowie das KED-System zur patientenschonenden Rettung aus den Flugzeugen, gelagert. Außerdem hat sich im hinteren Bereich auf der Fahrerseite der Pumpenbedienstand für die benzinbetriebene Jöhstadt ZL 800 Feuerlöschkreiselpumpe mit einer Nennförderleistung von 600 Litern pro Minute, welcher durch eine Plexiglasklappe vor der Witterung geschützt wurde, befunden. Ebenfalls über diesen Bedienstand wird die Hale Schaumzumischanlage gesteuert, welche an die Pumpe angeschlossen ist. Als drittes Modul kann man den heckseitig begehbaren Geräteraum bezeichnen, der zugleich auch als Wartungszugang dient. Der Dachmonitor des Typs TFT Tornado, welcher zwischen Kabine und Aufbau platziert wurde, verfügt über eine Abgabeleistung von 275 Litern pro Minute bei 100 bar, sowie eine Wurfweite von 35 Metern. Sowohl die Pumpen-, als auch die Monitorsteuerung ist für eine 1-Mann-Bedinung automatisiert und bereits 20 Sekunden nach dem Motorstart voll funktionsfähig.

Insgesamt wurde das Fahrzeug in mehrmonatiger Eigenarbeit durch den Kommandanten der Flugplatzfeuerwehr ausgebaut und dabei über 1.000 Arbeitsstunden aufgewendet.

 

Notarzteinsatzfahrzeug NEF Mercedes M-Klasse – DRK Fulda

Die Mercedes M-Klasse wurde 1997 erstmals unter der Herstellerbezeichnung Mercedes-Benz W 163 vorgestellt und als erstes Modell von Mercedes-Benz U.S. International produziert. Ein Jahr später erfolgte auch in Deutschland die Markteinführung, unter anderem auch mit der Motorisierung des hier Dargestellten ML 320, einem 3,2 Liter 6-Zylinder-Benzinmotor mit einer Leistung von 218 PS.

Im Mai des selben Jahres konnte auch das DRK Fulda den ML 320 erwerben und anschließend größtenteils in Eigenleistung zu einem NEF ausbauen. So wurden beispielsweise die kompletten Funkausbauten – auch die nachträgliche Umrüstung auf den Tetra-Digitalfunk – in Eigenregie durchgeführt. Der Heckeinbauschrank wurde jedoch als Maßanfertigung für die in Fulda verwendeten medizinischen Gerätschaften zugekauft und anschließend ebenfalls selbst eingebaut. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich nach wie vor um das erste Notarzteinsatzfahrzeug auf einer Mercedes M-Klasse in Deutschland, und dazu auch noch mit optischem Tuning-Paket von BRABUS!

Die optische Aufwertung durch den Mercedes Edeltuner BRABUS aus macht das Fahrzeug zu einem echten Blickfang. In diesem Kontext fallen besonders die sehr markanten Stoßstangen an Fahrzeugfront und – Heck, sowie der verchromte Rammschutz auf. Die ebenfalls verchromten Seitentritte sind natürlich auch nicht zu vernachlässigen! Ebenfalls beachtenswert ist, dass sich das Fahrzeug nach nahezu 18 Jahren immer noch im Einsatzdienst befindet und als Reserve-NEF genutzt wird.

 

Notarzteinsatzfahrzeug NEF Mercedes G-Klasse – Dr. Duschner

Ein Mercedes G-Modell kann Dr. Duschner aus Waidhaus in der Oberpfalz stolz als sein persönliches NEF bezeichnen. Als Feuerwehrarzt, Leitender Notarzt und sogenannter Außenstellennotarzt, wie sie vereinzelt in der bayerischen Peripherie zum Einsatz kommen, wird er bei Bedarf durch die zuständige Leitstelle, die ILS Nordoberpfalz mit Sitz in Weiden, alarmiert. Außenstellennotärzte kommen überall dort zum Einsatz, wo es entsprechend qualifizierte niedergelassene Ärzte gibt und es die rettungsdienstliche Infrastruktur erfordert. Das ist dann der Fall, wenn der eigentlich zuständige Notarztstandort eine zu lange Anfahrtszeit benötigen würde, und sich zugleich ein separater NEF-Standort aufgrund der zu geringen Auslastung nicht rentieren würde. In der Regel wird für diese Tätigkeit ein mit Funk und Sondersignalanlage ausgestatteter Privat-PKW genutzt. Im Fall von Dr. Duschner handelt es sich zwar auch um einen mit Funk und Sondersignalanlage ausgestatteten Privat-PKW, doch ist dieser einerseits Uniformiert und andererseits als vollwertiges NEF ausgebaut und das komplett in Eigenregie. Den höchst professionellen NEF-Ausbau haben Dr. Duschners Sohn Michael und dessen Freund Marco von der Planung bis zum finalen Ausbau in nahezu vollständiger Eigenregie durchgeführt. Lediglich das maßgeschneiderte Einbauschranksystem wurde von einem lokalen Schreinereibetrieb beigesteuert und die Folienbeklebung durch Design-112 aufgetragen.

Beim Fahrgestell haben sich die Duschners bereits zum zweiten Mal für einen Mercedes G entschieden. Dieses Mal für einen Mercedes G 350 BlueTEC mit einer Motorleistung von 211 PS. Mehr Informationen zu diesem wirklich einzigartigen NEF können sowohl dem ausführlichen Datensatz, als auch einer umfassenden Vorstellung im Rettungsmagazin (Ausgabe 04/2014 Seite 50 bis 53) entnommen werden.

Übrigens hat das innovative und erfolgreiche Tüftler-Duo mittlerweile eine eigene Firma namens RDF-tec gegründet. Diese widmet sich Dienstleistungen rund um Einsatzfahrzeuge, vom Einbau von Funk- und Sondersignaltechnik über Kommunikationssysteme bis hin zur Beklebung.

 

Gerätewagen Pinzgauer 6x6 – BRK Wasserwacht Hof

Die BRK Wasserwacht Hof kann einen ebenfalls nicht alltäglichen Gerätewagen ihr Eigen nennen. Dabei handelt es sich um einen Pinzgauer 712 6x6 mit 90 PS Benzin-Motor , welcher primär für die SEG-Tauchen verwendet wird. Das Fahrzeug konnte gebraucht von der Schweizer Armee erworben werden, wo es einst als Sanitätswagen eingesetzt worden ist. Jedoch wurde der ursprüngliche Sanitätskoffer gegen einen Munitionskoffer ausgetauscht, da dieser über mehr Fächer und Stauraum verfügt. Im Anschluss wurde das Fahrzeug vollständig in Eigenleistung und nach den lokalen Wünschen und Bedürfnissen ausgebaut. Um das Fahrzeug über seinen Hauptaufgabenzweck im Bereich der SEG-Tauchen hinaus auch noch einsetzen zu können, wurde es so konfiguriert, dass es sich binnen weniger Handgriffe zu einem vollgeländegängigen Behelfs-Krankenwagen umrüsten lässt. Zu diesem Zweck wurde auch eine Aufnahmeeinrichtung für Krankentragen verbaut, welche in vollem Umfang genutzt werden kann, sobald der Tauchkompressor abgeladen wird. Für etwaige Einsatzlagen im unwegsamen Gelände in Stadt und Landkreis Hof, sowie im benachbarten Landkreis Wunsiedel ist das Fahrzeug dementsprechend im Einsatzleitrechner der Integrierten Leitstelle Hochfranken hinterlegt.

 

Gerätewagen Technik MAN-VW – DLRG Stade

Derartig imposante Einsatzfahrzeuge sind im Bereich der Wasserrettungsdienste nicht ganz alltäglich, bei der DLRG in Stade hingegen gehören sie schon seit Jahren fest zum Fuhrpark. So umfasst dieser unter anderem auch ein Wechselladerfahrzeug auf einem MAN 27.365 VAFE Fahrgestell der KAT I Baureihe, welches sowohl von der DLRG Ortsgruppe Stade, als auch von der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) eingesetzt wird. Der Wasserrettungsdienst ist bei der DLRG Stade in drei Untergruppierungen aufgegliedert und setzt sich somit neben der Wasserrettungsgruppe auch aus einer Tauchergruppe, sowie der Technikgruppe zusammen. Letzterer gehört dieses Fahrzeug an, nämlich ein Gerätewagen Technik auf einem 1990er MAN-VW 9.136 FAE Fahrgestell, samt einer hydraulischen Frontseilwinde mit einer Leistung von 50 kN.

Das Fahrgestell stammt ursprünglich aus einem Exportauftrag für eine nahöstliche Armee, über den genauen Werdegang gibt es allerdings verschiedene Aussagen. So wird beispielsweise Überliefert, dass das Fahrzeug erst gar nicht ausgeliefert worden ist, während eine andere Geschichte dazu besagt, dass es kurz nach der Auslieferung beschädigt zurück nach Deutschland gekommen ist.

Jedenfalls konnte das Fahrgestell 1991 durch die Kräfte der DLRG Stade gebraucht erworben und in Eigenregie umgebaut werden. Von Anfang an hat man sich für ein mobiles Materialcontainer-Konzept entschieden, wodurch sich die Universalität und Flexibilität des Einsatzfahrzeuges, besonders bei längeren Einsätzen, deutlich steigern lässt. Zunächst verwendete man hierfür einen Materialcontainer, der auch zur Luftverlastung mittels Hubschrauber geeignet war. Bei einer Generalüberholung des Fahrzeuges wurde nicht nur das Fahrzeugdesign an das aktuelle Erscheinungsbild der DLRG Stade angepasst, sondern auch ein etwas größerer und modernerer Materialcontainer beschafft und entsprechend ausgebaut. Dieser lässt sich ebenfalls an der Einsatzstelle absetzen, so dass das Fahrzeug anschließend für Logistikaufgaben genutzt werden kann.

 

Auch wenn es sich bei den hier gezeigten Fahrzeugen um zehn zum Teil schon sehr betagte oder bekannte Exemplare aus der Galerie handelt, konnten wir Euch hoffentlich trotzdem die eine oder andere interessante Hintergrundinformation dazu liefern und Euer Interesse für diesen Artikel der etwas anderen Art und natürlich auch die darin vorgestellten Fahrzeuge samt ihren Datensätzen gewinnen. Über ein entsprechendes Feedback Eurerseits und ob euch künftig auch weitere Artikel dieser Art interessieren, in denen wir uns zehn besonderen Datensätzen aus der Galerie widmen, würden wir uns natürlich sehr freuen.


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