Hoch hinaus - Die Drehleitern und Teleskopmasten der Feuerwehr Hamburg - Teil 3

Montag, 26. Juni 2017

Hoch hinaus - Die Drehleitern und Teleskopmasten der Feuerwehr Hamburg - Teil 3

In diesem Beitrag wollen wir uns mit den Hubrettungsfahrzeugen der Feuerwehr Hamburg beschäftigen und einen Rückblick auf die nach dem Zweiten Weltkrieg beschafften Drehleitern und Teleskopmastfahrzeuge geben. Im dritten Teil betrachten wir die Beschaffungen von 1992 bis 1999.

Nachdem im Jahr 1990 die erste Drehleiter mit einem Stülpkorb geliefert wurde, konnten im Jahr 1992 dann die ersten beiden Drehleitern mit der von der Fa. Metz ab 1988 vorgestellten PLC 2-Steuerung an den Feuer- und Rettungswachen Rotherbaum, F 13, und Barmbek, F 23, in Dienst gestellt werden.

Die Abkürzung PLC 2 steht für Programmable Logic Control, eine Technik die die Bedienung der Drehleiter erleichtert und so den Maschinisten entlastet. Diese Technik arbeitet mit zwei Computern, wobei einer die Abstützungssteuerung und der andere die Leitersteuerung überwacht. Alle Bewegungsbefehle des Maschinisten werden mittels zweier Joysticks stufenlos an die PLC-Technik übermittelt, welche den Bewegungsablauf steuert und überwacht. Hiermit wird eine einfachere und präzisere Bedienung und Steuerung erreicht als bei den damals üblichen Drehleitern. Die Bewegungsabläufe sind flüssiger, die Endverlangsamung wird genauer erfasst, dadurch ist ein Rucken bzw. Schlagen des Leiterparks nahezu ausgeschlossen. Die Abstützungseinrichtung wird ebenfalls elektronisch gesteuert und ist von einem der beiden Heckbedienstände aus zu bedienen. Für den schnellen Einsatz werden mit einem Joystick alle Abstützungen gleichzeitig aus- oder eingefahren, eine Einzelsteuerung ist aber wie bisher weiterhin möglich. Reicht im unebenen Gelände die normale Niveauregulierung nicht aus, können die Abstützungen als zusätzliche Regulierung eingesetzt werden und somit Schrägstellungen bis zu 24% ausgeglichen werden.

Als Fahrgestell für die Drehleiter der Wache Rotherbaum diente ein Frontlenker-Fahrgestell, Modell 1422 F / 42 mit serienmäßiger Truppkabine, angetrieben von einem wassergekühlten 6-Zylinder-Dieselmotor mit 160 kW / 218 PS mit einem maximalen Drehmoment von 834 Nm bei 1.000 bis 1.600 1/min. Das Fahrzeug verfügte über ein ZF-5-Gang Automatikgetriebe mit Retarder.

Die Ende 1992 an der Wache Barmbek in Dienst gestellte Drehleiter wurde auf einem baugleichen Fahrgestell aufgebaut, allerdings wurde hier erstmals ein längeres Fernfahrerhaus verwendet. Dieses wurde notwendig um Raum zur Unterbringung der persönlichen Schutzausrüstung und zusätzlicher feuerwehrtechnischer Ausstattung zu schaffen. So konnte Platz für das Ladegerät für die Fahrzeugbatterie und den Spannungswandler 220/24 V geschaffen werden, außerdem wurden auch Ladeeinrichtungen für je zwei Handsprechfunkgeräte, Handscheinwerfer und Verkehrswarnleuten im Fahrerhaus verbaut sowie weitere Ausrüstung, wie z.B. ein Auf- und Abseilgerät, Typ Rollgliss, dort gelagert.

Bei diesem Fahrzeug wurde, nach Entscheidung der Amtsleitung bei der Feuerwehr Hamburg Sprungretter und Druckbelüfter einzuführen und diese beiden Geräte auf den Drehleitern zu verlasten, ein Geräteraumkasten auf dem Podium hinter dem Fahrerhaus verbaut. Die Größe des Kastens war dabei durch die Konstruktion und die Funktion der Drehleiter begrenzt. Im Geräteraum konnten dennoch 2 Druckbelüfter, 7 Druckschläuche B 20, 3 Druckschläuche C 15 und weitere Ausrüstungsgegenstände gelagert werden. Der Sprungretter wurde im Geräteraum G2 untergebracht.

Auf einer Halterung am Drehkranz lagerte nun, neben dem Schaum-Wasserwerfer, ein Stromerzeuger mit einer Leistung von 8 kVA, der über eine feste Leitungsverbindung mit dem Rettungskorb verbunden ist, um z.B. zwei Flutlichtstrahler mit je 1.000 W oder andere elektrische Arbeitsgeräte wie z.B. die E-Kettensäge zu betreiben.

Als optische Sondersignalanlage dienten bei beiden 1992 beschafften Fahrzeugen 2 Mini-Warnbalken mit Blaulichthauben von Hella aus der Serie RTK 4-SL und Frontblitzer Hänsch Typ 45 "Blitztitte". Lackiert waren die Fahrzeuge in der Tagesleuchtfarbe „Leuchtrot“, RAL 3024, und waren mit einer weißen, umlaufenden Binde aus Reflexfolie versehen. Die Binde wurde später durch eine gelbe Binde ersetzt.

Im Jahr 1993 wurden dann von Metz drei baugleiche Drehleitern geliefert und in Dienst gestellt. Als Basis dienten Mercedes-Benz-Fahrgestelle, Modell 1524 F, der „leichten Klasse“, kurz LK (intern auch LN2 genannt), angetrieben von einem 6-Zylinder-Dieselmotor mit einer Leistung von 177 kW / 240 PS. Als optische Sondersignalanlage dienten auch hier je 2 Mini-Warnbalken mit Blaulichthauben von Hella, die allerdings später durch Rundumkennleuchten von Bosch ersetzt wurden. Die Fahrzeuge waren auch die ersten Großfahrzeuge, die mit einen gelben umlaufenden Binde aus Reflexfolie versehen waren.

Im Jahr 1994 fand dann auch eine organisatorische Änderung statt. Bestand der typische Löschzug bisher aus Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), Drehleiter (DLK 23/12), Löschgruppenfahrzeug (LF 16) und, als Ergänzung bei Hilfeleistung, dem Rüstwagen (RW 1) bildeten nun zwei Hamburger Löschfahrzeuge (HLF), eine DLK und ein Kleinlöschfahrzeug (KLF) zusammen einen „Hamburger Löschzug“, kurz HLZ. Der erste "HLZ" wurde am 28.10.1994 an der Feuer- und Rettungswache Wandsbek, F 21, in Dienst gestellt.

Mit der Einführung der "Hamburger Löschzüge" änderte sich auch das Funkrufnamenschema in Hamburg:

Waren zur Zeit des klassischen Löschzuges die Fahrzeuge nach dem Schema

  • Florian Hamburg XX/1 - TLF
  • Florian Hamburg XX/2 - DLK
  • Florian Hamburg XX/3 - LF
  • Florian Hamburg XX/4 - RW
  • Florian Hamburg XX/5 - KLF

benannt, lauteten seit Einführung des "Hamburger Löschzuges" die Funkrufnamen

  • Florian Hamburg XX/0 - KLF
  • Florian Hamburg XX/1 - HLF 1
  • Florian Hamburg XX/2 - HLF 2
  • Florian Hamburg XX/5 – DLK oder TMF

In den Jahren 1995 und 1996 wurden weitere 7 Drehleitern, diesmal auf Mercedes-Benz, Modell 1427 F, der „Schweren Klasse“, kurz SK, beschafft. Hier wurde nun die erstmalig 1994 auf der Messe Interschutz in Hannover vorgestellte PLC 3-Steuerung verwendet. PLC 3 bedeutet, dass diese Drehleiter mit 3 Computern ausgestattet ist, diese überwachen im Betrieb die Abstützung, den Leiterbetrieb und die Korbsteuerung.

Wie auch beim Vorgängertyp, der PLC 2, ist der gesamte Leiterpark mit Sensoren ausgestattet, die in allen Arbeitsbereichen laufend Zustandsdaten an die Steuer- und Überwachungseinheiten liefern. Der Drehturm wurde bei der PLC 3 komplett neu gestaltet. Die Aufrichtezylinder sind nun liegend angeordnet, deren Funktion basiert nun beim Aufrichten auf Zug, statt wie bisher auf Druck. Jede Drehleiter benötigt zum Ausgleich bei unebenem Gelände für die Geradestellung des Leitersatzes eine sogenannte Geländeausgleichseinrichtung. Bei diesem Drehleitertyp wirkt die Geländeausgleichseinrichtung auf den gesamten Drehturm, statt wie bei älteren Metz-Drehleitern, nur auf die Lafette. Dieser Terrainausgleich gleicht nun mehr als 12% Seitenneigung aus.

Optisch unterschieden sich die Drehleitern der 1995er und 1996er Baureihe durch den Geräteraumkasten hinten dem Fahrerhaus, bei der 1995er Baureihe verfügte der Kasten nur über einen großen Rollladen über die gesamte Breite des Fahrzeuges, bei der 1996er Baureihe waren dann ein Rollladen pro Fahrzeugseite, was eine deutlich bessere Entnahme der Geräte ermöglichte.

Im Jahr 1997 wurde dann, erstmals seit Ende des zweiten Weltkrieges, eine Drehleiter aus dem Hause Magirus an der Feuer- und Rettungswache Billstedt, F 25, in Dienst gestellt. Die Drehleiter, Modell DLK 23/12 CC Vario, war auf einem Fahrgestell von Iveco, Modell EuroFire FF 150 E 27, mit einer Motorleistung von 196 kW aufgebaut. Die Abkürzung CC steht für Computer Controlled, das Kürzel Vario kennzeichnet die variable Abstützeinrichtung. Die Leiter kann mit der Magirus-Vario-Abstützung auf beliebiger Breite abgestützt werden. Durch die stufenlose Ausladungssteuerung erfolgt bei unterschiedlichen Stützbreiten das Umschalten der elektronischen Sicherheitseinrichtungen im Computer auf die jeweils größtmöglichen Ausladungswerte. An der Leiterspitze ist ein mit 270 kg belastbarer Rettungskorb angebracht. Die Drehleiter wird im Betrieb permanent von einem computergestützten System überwacht, mehrere Sensoren wachen über Bodenhaftung, Ausladung sowie die Belastung des Leiterparks und schützten somit das gesamte System vor einer Überlastung. Auch bei dieser Drehleiter war, wie bei den Hamburger Drehleitern üblich, am 1. Teil des Leiterparks eine Kraneinrichtung angebracht.

Trotz der durchweg positiven Erfahrung mit diesem Fahrzeug entschied man sich bei den nächsten Fahrzeugen wieder für den „Hauslieferanten“ für Hubrettungsfahrzeuge, die Firma Metz, diesmal allerdings auf Fahrgestellen aus dem Hause MAN. So konnten 1997 (2 Stück) und 1998 (1 Stück) insgesamt 3 Drehleitern DLK 23/12 PLC 3.1 auf MAN 15.264 LC in Dienst gestellt werden. 1999 wurden dann zwei weitere Fahrzeuge in der Kombination MAN / Metz beschafft, allerdings auf dem PS-stärkeren Fahrgestell 15.284 LC. Bei diesen beiden wurde nun erstmals auf den seitlich am Drehkranz gelagerten Schaum-Wasserwerfer verzichtet, stattdessen lagert auf dieser Position jetzt der Druckbelüfter in einem großen Kasten.

Hier zum Abschluss noch eine kleine Übersicht über die bis 1999 beschafften Drehleitern:

 

Text: Heiner Lahmann

Bilder: Jörg Uhlig, Claus Tiedemann, Heiner Lahmann

Quelle: Archiv Hamburger Feuerwehr Historiker E.V.


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