Die zehn größten deutschen Feuerwehrfahrzeuge auf BOS-Fahrzeuge.info herauszufiltern ist gar nicht so einfach, wie man vielleicht zu denken vermag. Zunächst ist hier Brainstorming gefragt, um eine Eingrenzung zu ermöglichen, denn woran macht man diese zehn roten Riesen fest? Die Anzahl der Achsen? Das zulässige Gesamtgewicht? Die maximale Motorleistung? Die Menge des mitgeführten Löschmittels oder etwa die Länge der Leiter? Es sind also zahlreiche Faktoren, die für eine Platzierung in dieser Top-Ten sprechen würden, allerdings kann man in diesem Kontext auch nicht einfach Äpfel mit Birnen vergleichen. Ein Feuerwehrkran gegen ein Flugfeldlöschfahrzeug oder ein WLF-Kran gegen einen Einsatzleitwagen? Da kommen eindeutig Erinnerungen an die allseits bekannten Quartettspiele auf, doch dort ist es in den Spielregeln festgelegt wer wen übertrifft. Es war also nicht einfach, sich hier für zehn Fahrzeuge zu entscheiden, zumal diese ein möglichst breites Spektrum abdecken sollten. Zusätzlich erschwert wurde diese Entscheidung in manchen Fällen durch nahezu baugleiche oder ähnliche Fahrzeuge verschiedener Feuerwehren, die sich nur in Baujahr, Beklebung, oder vielleicht dem Fahrgestellhersteller, aber nicht den Leistungen unterschieden. Ein Schritt der Eingrenzung war es also, sich auf Fahrzeuge zu beschränken, die sich derzeit noch im aktiven Einsatzdienst befinden. Davon abgesehen ist die Entscheidung oft nicht leicht gefallen, doch lest einfach selbst, was für die jeweiligen Fahrzeuge spricht.
Den Anfang macht einer der bekanntesten Einsatzleitwagen hierzulande, nämlich der ELW 3 der Berufsfeuerwehr Köln. Wir erinnern uns an die Interschutz im Jahr 2000 in Augsburg, denn dort war das Fahrzeug erstmals für die breite Öffentlichkeit zu bestaunen. Die Firmen BINZ und AEG haben diesen Groß-ELW gemeinsam als Sattelauflieger mit einem Mercedes-Benz Actros 1831 als Zugmaschine realisiert. Zum damaligen Zeitpunkt eine absolute Revolution, da bis dahin nur Busse oder LKW-Fahrgestelle mit Kofferaufbau als Einsatzleitwagen verwendet wurden. Das Führungsfahrzeug, das vor 17 Jahren Maßstäbe setzen konnte, besticht durch ein weiteres raffiniertes Detail, das bis dato aus dem Segment der Luxuswohnmobile bekannt war, nämlich das seitlich ausfahrbare Kofferelement des Aufliegers, wodurch sich die Nutzfläche des Besprechungsraumes nahezu verdoppeln lässt. Ein separat abgegrenzter Funkraum, der über einen eigenen Eingang betreten werden kann, sowie eine eigene Toilette im vorderen Bereich des Aufliegers komplettieren diesen ELW. Ein sehr ähnlich konzipiertes Fahrzeug mit Ausbau von BINZ Ilmenau konnte die Berufsfeuerwehr Dortmund im Jahr 2005 beschaffen. Etwas kleiner und in seiner Nutzfläche nicht erweiterbar, aber dennoch sehr ähnlich im Grundkonzept ist das Katastropheneinsatzleitfahrzeug der Berufsfeuerwehr München. Ebenfalls erwähnenswert, aber leider seit dem Jahr 2012 außer Dienst, ist der 2001 beschaffte und beidseitig ausfahrbare ELW 3 Auflieger der WF Merck in Darmstadt gewesen.
Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland konnte erneut ein revolutionärer Einsatzleitwagen beschafft werden. Bei der Berufsfeuerwehr Karlsruhe hat man sich jedoch für einen ganz anderen Weg entschieden. Hier wollte man zwar an der bis dahin weit verbreiteten BUS-Lösung festhalten, aber sich mit dem Platzangebot eines herkömmlichen Linien- oder Reisebusses nicht begnügen. Daher hat man sich für einen Doppelstockbus auf einem Neoplan N4426 3Ü Fahrgestell mit einem feuerwehrtechnischen Ausbau durch die Firma Ziegler entschieden. Auch hier wurden modernste Funk-, Informations- und Telekommunikationstechnologien verbaut. Ermöglich wurde diese Beschaffung, da zeitgleich ein neuer ELW 3 für die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg im benachbarten Bruchsal beschafft werden sollte. Um Synergieeffekte zu nutzen, entschloss man sich für ein gemeinsames Fahrzeug, das folglich deutlich höher bezuschusst wurde und welches bei der BF Karlsruhe stationiert werden sollte. Wenn entsprechende Lehrgänge in Bruchsal stattfinden, wird der ELW hierzu durch die BF dafür zur Verfügung gestellt, ist aber sonst an deren Feuerwache West fest stationiert. Bei entsprechenden Großschadenslagen ist es außerdem vorgesehen, das Fahrzeug landes- oder sogar bundesweit einzusetzen. Die erste Bewährungsprobe stellte hier die Fußballweltmeisterschaft 2006 dar, da auch Stuttgart zu den Austragungsorten der Spiele gezählt hat.
Wir bleiben in Stuttgart, denn die WF Daimler AG konnte im Jahr 2005 an den Standorten Untertürkheim und Mettingen jeweils ein Sonderlöschfahrzeug der besonderen Art in Dienst stellen. In Untertürkheimer Fahrzeug läuft als SLF 1, während das hier dargestellte Fahrzeug aus Mettingen als SLF 2 tituliert wird. Das Fahrzeugkonzept setzt sich aus einer Mercedes-Benz Actros 1844 Sattelzugmaschine, sowie einem Zweiachs-Auflieger, der durch den Schweizer Aufbauhersteller Brändle zu einem sehr individuellen SLF umgebaut wurde, zusammen. Davon abgesehen, dass in Deutschland Sattelzug-Löschfahrzeuge extrem selten sind, besteht eine weitere Besonderheit darin, dass dieser Sonderlöschauflieger durch seinen eigenen Pumpenmotor samt Stromgenerator autark ist und nicht durch einen konventionellen Nebenantrieb eingespeist wird. Neben 3000 Litern Wasser werden auch 500 Liter Schaummittel mitgeführt, welche unter anderem über einen 15,6 Meter langen Löscharm, mit einer maximalen Leistung von 4000 l/min, abgegeben werden können. Dieser dient zugleich auch als Lichtmast. Heckseitig ist der Auflieger mit einer Ladebordwand ausgestattet, da einige Beladungselemente in modularen Rollcontainern verstaut sind.
Mit zwölf Metern Länge, 36 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und 480 PS zählt das Universallöschfahrzeug (ULF) 7000/2000/240 der Werkfeuerwehr IPW des Industrieparks Hanau Wolfgang (ehemals Degussa) aus dem Jahr 2013 zu den größten seiner Art, zumindest hier in Deutschland. Als Fahrgestell dient ein Scania G480 8x2 mit einem feuerwehrtechnischen Aufbau der Firma Rosenbauer, der in der bewährten CBS Bauweise ausgeführt wurde. Neben 7000 Litern Wasser werden auch 2000 Liter Schaummittel und 240 kg CO² mitgeführt. Wasser und Schaum können auch über den Löscharm des Typs Rosenbauer Stinger abgegeben werden. Ein weiteres interessantes Detail stellt die Mannschaftskabine dar, welche sich in der Mitte des Aufbaus befindet und zwei weiteren Einsatzkräften Platz bietet, so dass die Besatzungsstärke insgesamt 1/3/4 beträgt. Leider liegen uns hier derzeit keine näheren Informationen zur verbauten Feuerlöschkreiselpumpe vor, weshalb wir hier für weitere Informationen sehr dankbar wären.
Ob er jemals an seinem eigentlichen Wirkungsort zum Einsatz kommen wird, das steht derzeit wohl noch in den Sternen, fest steht jedoch, dass es sich derzeit um das größte Flugfeldlöschfahrzeug in Deutschland handelt. Der Ziegler Z8 XXL ist eigentlich schon für den Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) vorgesehen, verbleibt aber bis zu dessen Eröffnung bei Flughafenfeuerwehr Berlin Tegel als Crash 18. Als Fahrgestell dient ein TITAN T52-1300 8x8 der durch einen 1305 PS starken Mercedes-Benz OM 502 LA 8-Zylinder Dieselmotor mit Wasserkühlungssystem angetrieben wird. Neben einer Ziegler Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-10000-1 (10.000 l/min bei 10 bar) wurde außerdem noch eine Hochdruckpumpe des Typs FPH 40-250-3 (250 l/min bei 40 bar) verbaut. Insgesamt stehen 12.500 Liter Wasser, 1.500 Liter Schaummittel und 500 kg Pulver zur Verfügung. Bei dem Löscharm handelt es sich um eine Neuentwicklung namens Z-Attack aus dem Jahr 2015, welcher nun als Gelenkarm ausgeführt und mit einem neuen Piercing-Tool ausgestattet ist.
Alle fünf Jahre zur Interschutz beginnt es aufs Neue, das Kräftemessen der im Drehleitersegment führenden Hersteller Magirus und Rosenbauer, wer denn die Längste Drehleiter zu präsentieren hat. Im vergangenen Jahr konnte hier Magirus mit der M68L und vier Metern Vorsprung punkten. Dabei handelt es sich um eine vollautomatische Drehleiter mit einem siebenteiligen Leitersatz und einer Arbeitshöhe von stolzen 68 Metern. Als Fahrgestell dient hierzu ein imposanter Iveco Trakker AD 340 T 45 8x4 Euro 6 mit automatisiertem Schaltgetriebe, 450 PS und einem zulässigen Gesamtgewicht von 34.000 kg. Die Fahrzeuglänge beträgt zudem ganze 12.950 mm. Die Magirusleiter ist mit der Schwingungsdämpfung CS (Computer Stabilized), einem Magirus RC 300 Rettungskorb (300 kg Traglast / 3 Personen) und einem Drehleiteraufzug des Typs RE 300 mit ebenfalls 300 kg Traglast ausgestattet.
Mit stolzen 90 Metern Arbeitshöhe ist er derzeit das höchste, sich im Dienst befindliche, Hubrettungsfahrzeug einer europäischen Feuerwehr. Der TM 90 / HLA 90 der Werkfeuerwehr RWE Power Kraftwerk Neurath von Bronto Skylift auf einem Scania P420 10x4*6 HHA Fahrgestell mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 52.000 kg, 15.700 mm Länge und 420 PS Motorleistung. Den feuerwehrtechnischen Aufbau zu diesem Giganten fertigte die Firma Rosenbauer, von der auch die festverbaute Feuerlöschkreiselpumpe des Typs FPN 10-4000 (4.000 l/min bei 10 bar), die Schaumzumischanlage des Typs FireDos MSR FD 4000/3/3-PPF, sowie der Schaum-Wasser-Werfer am Rettungskorb stammen. Das Fahrzeug verfügt außerdem über eine Atemluftversorgung bis hinauf in den mit bis zu 400 kg belastbaren Rettungskorb, sowie einen 14 kVA Stromerzeuger.
Wechselladerfahrzeuge auf Vierachsfahrgestellen sind zwar heute keine Seltenheit mehr, aber der MAN TGS 35.440 8x2 BL der Berufsfeuerwehr Kiel mit seiner Wechselladereinrichtung des Typs Palift T 18 fällt dann dank seines Palfinger PK 60002 Krans doch etwas aus der Reihe, denn dieser Kran hat eine maximale Hubkraft von 21.000 kg / 206,0 kN. Ein derart leistungsstarker Kran ist in Kiel notwendig, da dort kein separates Kranfahrzeug vorgehalten wird. Komplettiert wird dieses Fahrzeug durch eine frontseitig verbaute Rotzler Seilwinde mit einer Zugkraft von 80 kN. Um daher optimal im Kieler Rüstzug interagieren zu können, ist der Abrollbehälter Rüst standardmäßig aufgesattelt. Ausgebaut wurde das Fahrzeug im Jahr 2010 durch die Firma Querhammer-Fahrzeugbau.
Feuerwehrkräne zählen sind oft die Flaggschiffe deutscher Berufsfeuerwehren. Der Liebherr Mobilkran LTM 1070 4.2 gehört zu der 70-Tonnen-Klasse und stellt somit den größten hierzulande eingesetzten Kranwagen bei einer kommunalen Feuerwehr dar. Das derzeit neuste Modell konnte erst in diesem Jahr bei der Berufsfeuerwehr Dortmund in Dienst gestellt werden und derzeit laufen noch die Schulungen der künftigen Besatzungen. Daher lautet der Funkrufname noch Florian Dortmund 01 KW 02, bis er dann offiziell in den Einsatzdienst gestellt werden kann. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 48.000 kg, während der Kran bis zu 70 Tonnen heben kann. Die maximale Hubhöhe beträgt 54 Meter, die maximale Ausladung liegt bei 48 Metern. Nahezu baugleiche Kranfahrzeuge dieses Typs wurden in den Vergangenen Jahren bei den Berufsfeuerwehren in Reutlingen, Freiburg, Bremen und Bochum beschafft.
Ein absolutes Unikat stellt das noch in Dienst befindliche Wechselladerfahrzeug der Berufsfeuerwehr Dresden dar, welches dort die Funktionen eines Feuerwehrkrans, sowie eines Abschlepp- bzw. Berge- und Sicherungsfahrzeuges vereint. Bei dem Fahrgestell handelte es sich ursprünglich um einen Mercedes-Benz 1838, der durch diverse bauliche Maßnahmen zu einem MB 3738 8x4/2 aufgewertet wurde. Somit liegen das zulässige Gesamtgewicht bei 36.500 kg, die Gesamtlänge bei 9.600 mm und die Motorleistung bei 380 PS. Durch dieses Upgrade ist das Fahrgestell in der Lage, sowohl den leistungsstarken Fassi-Ladekran, aber auch den Abrollbehälter mit Bergegerät aufzunehmen. Direkt hinter der Fahrerkabine ist der vierfach abgestützte Ladekran vom Typ F 600.24 positioniert worden, welcher über einen 360° Schwenkbereich verfügt. Dieser hat eine maximale Hubkraft von 200 kN (20.394 kg) bei einer Ausladung von 2,5 Metern. Bei seiner maximalen Ausladung von 20 Metern beträgt die maximale Hubkraft immer noch 17 kN, also 1.734 Tonnen. Ergänzt wird dieser Kran durch eine am Knickarm platzierte hydraulische Zugwinde der Firma Rotzler, welche über 40 Meter Seillänge und eine Zugkraft von 20 kN verfügt. Eine weitere Seilwinde des Typs HZ 051, ebenfalls aus dem Hause Rotzler, wurde frontseitig verbaut. Diese hat eine Seillänge von 50 Metern und eine Zugkraft von 70 kN. Zu einem sehr vielseitig einsetzbaren Fahrzeug wird das WLF durch den Abrollbehälter Bergegerät komplettiert. Dieser ist mit einem absetzbaren Bergegerät ausgestattet, das hydraulisch verriegelbar ist und über einen abgewinkelten Haupthubarm verfügt. Eine Abschleppbrille mit einer Tragfähigkeit von 20 Tonnen ist ebenfalls vorhanden, sowie eine Seilzugwinde mit 1,5 Tonnen Zugkraft. Die Bergewinde hingegen hat eine Zugkraft von 10 Tonnen. Außerdem steht noch eine Treibmatic-Winde mit 15 Tonnen Zugkraft zur Verfügung. Leider wird dieses Einzelstück bereits Mitte Oktober 2016 außer Dienst gestellt werden. Den Nachfolger, einen Rüstwagen-Kran auf einem Scania Fahrgestell mit EMPL Aufbau konnten bereits die Besucher der Florian 2016 in Dresden bewundern.
Falls Euch noch weitere rote Riesen einfallen, die leider noch nicht in unserer Galerie vertreten sind, danken wir Euch schon jetzt für jeden neuen Hinweis. Über entsprechende Fotos und neue Datensätze würden wir uns aber natürlich noch mehr freuen!