Multicar

Multicar war ein Nutzfahrzeughersteller aus Waltershausen in Thüringen, der 1991 aus dem VEB Fahrzeugwerk Waltershausen hervorgegangen und 2005 vom Mitbewerber Hako übernommen worden war. Namensgebend für das Unternehmen war das ab 1958 gefertigte Multicar, einem leichten Nutzfahrzeug für den Werktransport und Kommunaleinsatz. Unter Hako bestand Multicar zunächst noch bis 2013 als eigene Marke fort und wird seitdem nur noch als Name für eine Produktreihe unter der Dachmarke Hako verwendet.

Von der Zwischenkriegszeit bis zum ersten Multicar

Die Wurzeln von Multicar reichen zurück bis ins Jahr 1920, als Arthur Ade in Waltershausen die ADE-Werke gründete. Produziert wurden landwirtschaftliche Geräte, Anhänger und Anhängerkupplungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gelegene Unternehmen 1946 zunächst unter dem Namen Gerätebau Waltershausen seinen Betrieb wieder auf. Zwei Jahre später erfolgte nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Verstaatlichung und Umbenennung in Volkseigener Betrieb (VEB) Fahrzeugwerk Waltershausen sowie die Eingliederung in den Industrieverband Fahrzeugbau (IFA). Zusammen mit den VEB Automobilwerk Ludwigsfelde und Brand-Erbisdorf wurden verschiedene Varianten der Diesel-Ameise, bzw. Diesel-Karre hergestellt. Dabei handelte es sich um einen leichten Lastenträger für den Werktransport mit einem charakteristischen stehenden Fahrerstand mit Fußsteuerung. Seit 1956 lief in Waltershausen die Diesel-Karre DK 2004 oder auch DK 4 genannt vom Band, die ab 1958 den Namen Multicar M 21 trug. Fortan trugen alle vom VEB Fahrzeugbau Waltershausen hergestellten Nutzfahrzeuge den Namen Multicar.

DDR-Exportschlager Multicar

Die Produktion des Multicar M 21 lief nach 14.000 gebauten Einheiten 1964 aus. Abgelöst wurde es durch das Multicar M 22, welches nun ein geschlossenes Fahrerhaus für eine Person und im Sitzen über ein Lenkrad gesteuert wurde. Nach zehn Jahren und 42.500 Fahrzeugen wurde das Multicar M 22 durch den M 24 abgelöst. Mit diesem Modell konnten erstmals in nennenswerter Zahl Exportkunden gewonnen werden. Von den binnen vier Jahren knapp 26.000 ´gebauten Multicar M 24 ging fast die Hälfte in den Export. Noch größer sollte der Exporterfolg des ab 1978 gebauten Multicar M 25 werden. Fast 70 % der Produktion wurden exportiert. Insgesamt wurden bis 1991 rund 100.000 Multicar M 25 ausgeliefert.

Privatisierung und Fusion mit Hako

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der VEB Fahrzeugbau Waltershausen privatisiert und firmierte fortan unter dem Namen seines erfolgreichsten Produkts: Multicar. Noch bis 1993 produzierte Multicar den M 25, nun aber mit VW-Motoren, bevor ein Nachfolger eingeführt wurde. Im Jahr 1998 wurde der Mitbewerber Hako Mehrheitsaktionär von Multicar. Zusätzlich zum Multicar wurden zeitweise in Waltershausen auch der von Kramer übernommene TREMO und der aus dem Unimog-Programm stammende UX100 gebaut. Ab 2001 folgte das Multicar M30 Fumo und ab 2004 das Militärfahrzeug ESK Mungo für die Bundeswehr. Im Jahr darauf wurde Multicar als eigenständiges Unternehmen aufgelöst und verschmolz komplett mit Hako. Danach war Multicar eine Fahrzeugmarke unter dem Dach von Hako. Als Fahrzeugmarke verschwand Multicar 2013. Seitdem bezeichnet Hako nur noch eine seiner Fahrzeugbaureihen als Multicar.

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