Einsatzfahrzeug: Tägerwilen - FW - VF - Bio 49 (a.D.)

Tägerwilen - FW - VF - Bio 49
Tägerwilen - FW - VF - Bio 49

Einsatzfahrzeug-ID: V165640 Weiteres Foto hochladen

Funkrufname Tägerwilen - FW - VF - Bio 49 (a.D.) Kennzeichen TG 702
Standort Europa (Europe)Schweiz (Switzerland)Thurgau
Wache FW Tägerwilen Zuständige Leitstelle k.A.
Obergruppe Feuerwehr Organisation Freiwillige Feuerwehr (FF)
Klassifizierung Verkehrsabsicherungsfahrzeug Hersteller MOWAG
Modell B350 A8 Auf-/Ausbauhersteller Eigenausbau
Baujahr 1992 Erstzulassung 1992
Indienststellung 2010 Außerdienststellung 2021
Beschreibung

Verkehrsfahrzeug VF der Feuerwehr Tägerwilen

Fahrgestell: MOWAG B350 A8 411
Ausbau: MOWAG / Eigen
Baujahr: 1992
Umbau: 2010

Technische Daten:
Motor: V8-Ottomotor
Antrieb: Allradantrieb, 4x4
Getriebe: 4-Gang-Automatikgetriebe Quigley
Anhängelast: 2.400 kg
Länge / Breite / Höhe: 5.880 / 2.000 / 2.510 mm

Beladung / Ausstattung:

  • Umfeldbeleuchtung
  • Lautsprecheranlage für Durchsagen
  • Notfallhammer mit Gurtschneider
  • 2 Stabtaschenlampen mit Warnaufsatz
  • 2 große Anhaltestäbe
  • 21 Warnzelte
  • 9 Verkehrswarnleuchten
  • 6 Verkehrswarnleuchten eFlare
  • 20 Leitkegel 500 mm
  • 4 Leitkegel 750 mm
  • 3 Scherengitter
  • Diverse Verkehrszeichen für Straßensperrungen und Verkehrslenkung
  • Hinweissignale 4.34.1 „Wegweiser für Umleitungen ohne Zielangabe“
  • ABC-Pulverfeuerlöscher
  • Warnwesten
  • Weiße Handschuhe zur Verkehrsregelung

Laufbahn:

  • 1992 - 2010: Feuerwehr Tägerwilen als ASF
  • 2010 - 2021: Feuerwehr Tägerwilen als VF

Vom Atemschutz- zum Verkehrsfahrzeug

Unter dem Rufnamen „Bio 49“ setzt die Feuerwehr Tägerwilen einen mittlerweile in der Schweiz selten gewordenen MOWAG B350 als Verkehrsfahrzeug (VF) ein. Der einst bei Feuerwehren in der ganzen Schweiz weit verbreitete und fast schon ikonische US-Transporter aus Schweizer Fertigung diente der Wehr am Ufer des Boden- und Untersee verbindenden Seerheins im ersten Leben als Atemschutzfahrzeug (ASF). Im Jahr 1992 konnte die Wehr den MOWAG B350 A8 Maxi mit langem Radstand und ebenfalls langem Überhang als ASF in Dienst stellen. Wie die hochbeinige Erscheinung des MOWAG vermuten lässt verfügt er über Allradantrieb. Angetrieben wird er durch einen großvolumigen V8-Benziner, welcher seine Kraft über ein Automatikgetriebe von Quigley auf beide Achsen überträgt. Nicht nur das Fahrgestell des ASF wurde im MOWAG-Werk im benachbarten Kreuzlingen gebaut, sondern auch der Innenausbau. Neben einer quer zur Fahrtrichtung eingebauten Sitzbank hinter Fahrer und Beifahrer konnten ursprünglich weitere Personen auf zwei im Heck längs an den Außenwänden entlang angebrachten Sitzbänken Platz nehmen. Für einen Großteil der Besatzung standen Atemschutzgeräte bereit. Mit seiner Besatzung und den verladenen Pressluftatmern war das ASF als Verstärkung für das zuerst ausrückende Tanklöschfahrzeug (TLF) konzipiert, um dieses personell bei Atemschutzeinsätzen zu verstärken. Ganze 18 Jahre lang nutze die Feuerwehr Tägerwilen ihren MOWAG als ASF, bevor 2010 ein neuer Ford Transit angeschafft wurde.

Statt den liebgewonnenen MOWAG auszusondern bauten ihn die Feuerwehrleute aus Tägerwilen in Eigenleistung zu ihrem Verkehrsfahrzeug um. Mit ihm rückt nun nicht mehr die Atemschutz- sondern die Verkehrsgruppe der Wehr aus. Sie kümmert sich an Einsatzstellen um die Verkehrsabsicherung, sperrt Straßen, regelt den Verkehr und richtet bei Bedarf sogar Umleitungsstrecken ein. Der komplette hintere Fahrzeugteil wurde entfernt und durch neue Einbauten zum Transport einer großen Zahl an Warnzelten, Leitkegeln und Verkehrsschildern ersetzt. Dadurch verschwanden auch die beiden langgezogenen Sitzbänke im Fahrzeugheck. Fast unangetastet blieben nur die Sitzbank hinter der Seitentür und der davor eingebaute Auszug. Anstelle von Atemschutzgeräten werden heute auf dem Auszug jedoch Scherengitter und Leitkegel mitgeführt. Auf der alten Leiteraufnahme auf dem Dach montierten die Feuerwehrleute zwei Druckkammerlautsprecher für Durchsagen und am Heck sowie auf der rechten Seite LED-Strahler für eine kleine Umfeldbeleuchtung. Die einzige Dachbeladung sind heute zwei große Anhaltestäbe mit denen ähnlich einer Lichtzeichenanlage der Verkehr geregelt werden kann.

Nach weiteren zehn Jahren als VF scheinen die Tage des MOWAG in Diensten der Feuerwehr Tägerwilen endgültig gezählt. Wenn die Tägerwiler Verkehrsgruppe 2021 ein neues Fahrzeug erhält, soll der MOWAG ausgesondert werden.

Amischlitten made in Switzerland

In den frühen 1960er Jahren begann der Kreuzlinger Fahrzeughersteller MOWAG damit aus den USA von Dodge Kleintransporter aus der Ram Wagon-, bzw. Ram Van- und Geländewagen aus der Power Wagon-Baureihe zu importieren und unter eigenem Namen schweizweit zu vertreiben. Zeitweise war MOWAG sogar der exklusive Importeur von Dodge-Fahrgestellen in der Schweiz. Die Fahrgestelle von Dodge erreichten die Schweiz teilweise als Bausatz und wurden erst bei MOWAG montiert. Seine von Dodge bezogenen Liefer- und Geländewagen lieferte MOWAG ausschließlich an Behörden aus. Ein Verkauf an Privatkunden oder Unternehmen fand nicht statt, wobei MOWAG immerhin die Ersatzteilversorgung für anderweitig importierte Dodge-Fahrgestelle in der Schweiz sichergestellt wurde. Besonders bei Feuerwehren waren die Importfahrgestelle von MOWAG sehr beliebt, waren sie doch stets auf der Suche nach leistungsstarken Fahrgestellen - vornehmlich mit Allradantrieb - um für die Topographie und die schneereichen Winter der Schweiz gewappnet zu sein. Seltener lieferte MOWAG Fahrgestelle an Polizeibehörden oder Rettungsdienste. Viele der US-Fahrgestelle wurden nicht nur bei MOWAG montiert, sondern erhielten dort auch entsprechende Auf- und Ausbauten. Einen Teil der Aufbauten fertigte aber auch Brändle als Subunternehmer von MOWAG.

Das anfangs große und lange ungebrochene Interesse von Feuerwehren und Behörden an den vom MOWAG gefertigten und vertriebenen Dodge-Fahrgestellen ließ ab den 1980er Jahren zusehends nach. Vermutlich nicht zuletzt, weil immer mehr europäische Hersteller allradgetriebene Transporter und Geländewagen anbieten konnten. Nur hinsichtlich der Motorleistung konnten diese den Fahrgestellen von Dodge mit ihren großen V6- und V8-Motoren oftmals bei weitem nicht was Wasser reichen. Am Ende setzte aber nicht die schwindende Nachfrage dem Import von US-Fahrgestellen durch MOWAG ein Ende, sondern eine radikale Neustrukturierung des Konzerns. Im Jahr 2000 wandelte sich MOWAG zum reinen Rüstungskonzern und trennte sich von allen anderen Geschäftsfeldern, auch vom Import und der Montage von Dodge-Fahrgestellen. Schon zuvor hatte MOWAG in diesem Segment eine gewisse Konkurrenz bekommen, nachdem Mitbewerber wie die Firma Hauser selbst angefangen hatten aus den USA Fahrgestelle in die Schweiz zu importieren.

MOWAG B300 und B350 - Der Schweizer Ram Wagon

Den Import von Dodge-Lieferwagen hatte MOWAG Ende der 1960er Jahre mit der A-Serie aufgenommen. Bekannt sind jedoch nur zwei A100 die MOWAG 1970 an die Feuerwehr Kreuzlingen geliefert hatte. Zum wahren Kassenschlager sollten für MOWAG erst die Ram Wagons, bzw. Vans aus der Nachfolgebaureihe B-Series werden. Ab 1972 bot MOWAG als B300 L8 die ersten Ram Wagon von Dodge in der Schweiz an. Als Antriebsaggregate standen großvolumige V8 von Chrysler mit 175 bis 249 PS Leistung zur Wahl. Der B300 hatte immer ein Automatikgetriebe, anfangs jedoch nur Straßenantrieb. Erst mit dem Wechsel von der ersten zur zweiten Generation des Ram Wagons konnte MOWAG Ende der 1970er Jahre mit dem B300 A8 auch ein Modell mit Allradantrieb anbieten. Zugleich wurde das Portfolio um den um ganze 70 cm längeren „Maxi“ erweitert. Durch eine erneute Typenprüfung in der Schweiz änderte MOWAG die Verkaufsbezeichnung seines Ram Wagons 1989 in von B300 in B350, wenn auch das Fahrgestell eigentlich das gleiche blieb. Auch den Wechsel zur dritten und letzten Generation des Ram Wagon ging MOWAG 1993 mit, behielt aber den Modellnahmen B350 bei. Während Dodge diese Generation des Ram Wagon noch bis 2003 produzierte, stellte MOWAG ihren Import schon Ende der 1990er Jahre im Zuge der Neuausrichtung auf den Rüstungssektor ein.

Ausrüster k.A.
Sondersignalanlage
  • 3 Doppelblitzkennleuchten UKE Kranefeld Typ 05, davon 1 am Heck
Besatzung 1/5 Leistung 130 kW / 177 PS / 174 hp
Hubraum (cm³) 5.894 Zulässiges Gesamtgewicht (kg) 3.500
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Eingestellt am 16.10.2020 Hinzugefügt von Christopher Benkert
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