Die Ziegler Baureportage Teil 1 - Von der Idee zum Plan

Montag, 6. Mai 2024

Die Ziegler Baureportage Teil 1 - Von der Idee zum Plan

Neue Einsatzfahrzeuge zeigen wir auf unseren Seiten immer gerne. Doch was passiert eigentlich, bis das Fahrzeug fototauglich bei einer Feuerwehr steht? Diese Frage möchten wir euch in dieser Serie beantworten. Unser Partner, die Albert Ziegler GmbH, öffnete uns im Werk Rendsburg dafür seine Hallentore und gewährte uns einen Einblick in die Produktion eines Feuerwehrfahrzeuges. Wir danken für die gute Kooperation und wünschen viel Freude beim Lesen.

Wenn sich eine Feuerwehr mit der Kommune auf die Neubeschaffung eines Fahrzeugs verständigt hat, muss dieses europaweit ausgeschrieben werden. In dieser Ausschreibung muss das Fahrzeug nach den Wünschen der Feuerwehr und der Kommune beschrieben werden. Im Anschluss wird diese Ausschreibung auf einer entsprechenden Plattform bereitgestellt. Nun haben die Aufbauhersteller die Möglichkeit, diese Ausschreibungsunterlagen einzusehen und zu bewerten. Diese Ausschreibungen könnten in unterschiedliche Teilbereiche, sogenannte „Lose“ oder als Generalunternehmer-Lösung definiert, sein. Als Generalunternehmer übernimmt der Gewinner der Ausschreibung die gesamte Koordination des Fahrzeuges in allen Bestandteilen (Fahrgestell, Aufbau und Beladung).

In beiden Fällen wird bei ZIEGLER die Ausschreibung geprüft. Sollte das gewünschte Fahrzeug in das Produktprogramm des Unternehmens passen, wird ein Angebot für das Fahrzeug erstellt. Nach einer Ausschreibungsfrist entscheidet sich die Feuerwehr mit der Kommune gemeinsam für das Angebot mit der besten Bewertung.

Der Abschnitt der Ausschreibung soll hier nicht weiter behandelt werden, da dieser rechtlich sehr komplex ist. Hier empfehlen wir einschlägige Fachliteratur für weitere tiefgehende Informationen.

Nach einer gewonnenen Ausschreibung übernimmt ein Projektmanager die Ausschreibungsunterlagen und dient während des nun folgenden Prozesses als Ansprechpartner für Feuerwehr und Kommune in allen Belangen zum neuen Einsatzfahrzeug. Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages erstellt die Konstruktionsabteilung eine technische Zeichnung für das neue Fahrzeug. In diesem Schritt wird das textliche Leistungsverzeichnis in eine technische Zeichnung „übersetzt“.

Hierfür wird sich eines Baukastensystems der Firma ZIEGLER dem Aluminium-Paneel-System „ALPAS“ der dritten Generation, bedient. Bei ALPAS handelt es sich um modulare Kofferaufbauten aus Front-, Achs- und Rück-Segmenten (vorgeplante Standard-Bauteile), die sogenannten „ALPAS-Ringe“, die im Verbund einen feuerwehrtechnischen Aufbau ergeben. Diese lassen sich flexibel an das jeweilige Fahrgestell, welches in der Ausschreibung gewählt wurde, anpassen. Zudem lassen sich die ALPAS-Segmente auch individuell in Längen und Höhen anpassen. So kann flexibel auf Fahrgestell-, Fahrerhaus- und Radstandsvarianten reagiert werden. Auch Ausbesserungen von Schäden sowie Umbauten lassen sich durch das modulare ALPAS-System einfach durchführen.

Die Fahrgestellhersteller bieten CAD-Zeichnungen ihrer Fahrgestelle an, die bei ZIEGLER in einem CAD-Programm mit einem Aufbau versehen werden. Ist der Aufbau gemäß der bei der Ausschreibung und bei der DIN-Norm geforderten Maße virtuell konstruiert, wird dieser ebenfalls virtuell mit der geforderten Beladung bestückt. Hierbei wird Wert auf Ergonomie, den Schwerpunkt (schwere Teile, wenn möglich nach unten) und eine thematische Zusammenfassung der Beladung gelegt. Das bedeutet, dass beispielsweise Beladeteile zur Löschwasserversorgung in räumlicher Nähe verlastet sind. Konstruktiv wird hierbei auch auf eine ausgewogene Gewichtsbilanz geachtet, um auszuschließen, dass das neue Fahrzeug Schlagseite bekommt oder Fahrgestellbauteile zu hohen (Gewichts-)Belastungen ausgesetzt werden. Eventuelle Unklarheiten in der Ausschreibung oder Feinabsprachen werden in dem Zuge auch über den Projektmanager mit dem Kunden geklärt und eingearbeitet. Am Ende dieses Prozesses ist ein virtuelles Modell des gewünschten Feuerwehrfahrzeuges entstanden.

Dieses wird dem Kunden zur Prüfung vorgelegt. Hier sieht dieser erstmals sein Konzept, was zur Ausschreibung geführt hat, grafisch dargestellt als Zeichnung oder Rendering. In dieser Prüfung kann der Kunde gegebenenfalls noch Änderungswünsche einbringen, die konstruktiv noch einfach geändert werden können. Zudem können nun auch noch aufpreispflichtige Ergänzungen, die in der Ausschreibung nicht genannt worden sind, nachträglich eingebracht werden. Nachdem die Pläne den Wünschen der Feuerwehr und Kommune entsprechen, bestätigen sie diese mit einer Unterschrift. Damit beginnt die finale Planung des Fahrzeuges.

In unserem Beispiel verfolgen wir nun den Bauprozess eines Gerätewagen-Logistik (GW-L2) mit zwei Geräteräumen um einem Gerätekoffer für neun Rollcontainer sowie einer Ladebordwand am Heck. Als Fahrgestell wird ein MAN TGM 13.290 4x4 BL CH Euro6 mit 4.250 mm Radstand verwendet. Das Fahrzeug verfügt über eine serienmäßige MAN Doppelkabine, welche ab Werk in RAL3000 - Feuerrot lackiert ist.

Mit der finalen Planung erfolgt die Bestellung des Fahrgestells, der Ladebordwand der Firma MBB Palfinger vom Typ C1500L in faltbarer Ausführung sowie der feuerwehrtechnischen Beladung.

 

Nun beginnt die Wartezeit bis zur Bereitstellung des Fahrgestells. Wie es weiter geht, erfahrt Ihr im zweiten Teil.

 


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